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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Krächzen des Lautsprechers. „Sie haben ihre Raketen gezündet – warte, sie rufen!“ Wieder Stille.
    In der Kabine von Sunbird spricht niemand. Lorimer starrt auf den Zwillingsstern vor sich, unvorstellbare, unmögliche Realitäten entfalten sich vor seinen Augen, während die Minuten sich in die Länge ziehen. Das Spiegelbild von Buds Gesicht blickt nach unten, das Grinsen ist verschwunden. Daves Bart bewegt sich leise, er betet, wie Lorimer sieht. Dave ist als einziger der Crew sehr religiös; sonntags beim Essen spricht er immer ein kurzes Gebet. Ein schockierendes Mitgefühl macht sich in Lorimer breit. Dave hängt so sehr an seiner Familie, an seinen vier Söhnen; immer denkt er nur an ihre Ausbildung, er nimmt sie mit zum Jagen, zum Angeln, geht mit ihnen campen. Und Doris, seine Frau, so unglaublich aktiv und süß, sie begleitet ihn bei seinen Reisen, kocht und hilft, wo sie kann; sie fuhr einmal Jenny und Penny zur Schule, als Ginny krank war. So nett, gute Menschen … ach, zum Teufel! Das kann nicht sein, denkt er. Packards Stimme muß jeden Moment durchkommen, jetzt, wo die Antenne richtig eingestellt ist. Sechs Minuten dazwischen. Alles wird vorübergehen. Noch vor dem Jahr Zweitausend … Aufhören! Die Sprache hätte sich verändern müssen. Denk an Doris … Sie hat schwer zu arbeiten, bis sie ihre fünf Männer gefüttert hat; aber Frauen mit Söhnen sind da anders. Und Ginny, seine liebe Frau, seine Ehefrau, seine Töchter – Großmütter, inzwischen? Alle tot und zu Staub geworden? Denk nicht daran! Dave betet noch immer. Wer weiß, was in diesen Köpfen im Moment alles vorgeht? Daves Weinen … Zwölf Minuten, es muß stimmen. Der Sekundenzeiger steht, nein, er bewegt sich. Dreizehn. Das alles ist Irrsinn, ein Traum. Dreizehn, plus … vierzehn. Der Lautsprecher zischt und klickt hin und wieder. Fünfzehn, jetzt. Ein Traum … Oder haben uns diese Frauen geweckt, uns die Augen geöffnet? Sechzehn …
    Nach zwanzig Minuten bewegt sich Daves Hand, stoppt wieder. Die Sekunden verrinnen, der Lautsprecher rauscht leise. Dreißig Minuten vergehen.
    „Wir rufen Major Davis in der Sunbird .“ Es ist eine ältere Frau, eine sanfte Stimme. „Hier spricht die Luna-Zentralstation. Wir sind inzwischen die Service- und Kommunikationsstelle für den Raumflug. Wir müssen Ihnen leider mitteilen, daß sich kein Weltraumzentrum mehr in Houston befindet. Houston selbst wurde verlassen, als die Raumfährenbasis nach White Sands verlegt wurde – das war vor über zwei Jahrhunderten.“
    Ein kühles, staubfarbenes Leuchten entfaltet sich in Lorimers Gehirn und isoliert es. So möchte er lange Zeit bleiben.
    Die Frau erklärt alles noch einmal, bietet ihre Hilfe an, fragt, ob sie verletzt seien. Eine hübsche, melodische Sprache. Dave sitzt noch immer unbeweglich da und betrachtet die Erde. Bud nimmt das Mikro in die Hand.
    „Sag’s ihnen, Davie.“
    Dave sieht es an, atmet tief ein, drückt dann den Sendeknopf.
    „ Sunbird an die Luna-Kontrollstation“, sagt er mit normaler Stimme. (Es muß „Zentralstation“ heißen, denkt Lorimer.) „Wir beantworten Ihre Fragen. Negativ, wir haben keine Probleme mit dem Lebenserhaltungssystem. Wir akzeptieren den Vorschlag zum Kurswechsel und sind bereit, neue Daten einzuspeichern. Ihr Angebot zur Unterstützung unseres Computers ist willkommen. Bitte geben Sie Positionsdaten durch, damit wir neue Berechnungen vornehmen können. Wir werden mit unserem Treibstoff haushalten, bis wir sehen, wie es mit unseren Akkumulatoren aussieht. Sunbird Ende.“
    Und so hatte alles begonnen.
    Lorimers Verstand gleitet zurück zu sich selbst, er schwebt in der Gloria, fast ein Jahr – oder dreihundert Jahre – später; er beobachtet sie und wird beobachtet. Noch immer fühlt er das Licht, ungebrochen; der unterschwellige Drang hat sich nicht verstärkt. Aber es ist so still. Er scheint seit langer Zeit keine Stimmen mehr gehört zu haben. War es wirklich eine lange Zeit? Vielleicht beeinflußt die Droge seinen Zeitsinn, vielleicht war es in Wirklichkeit nur eine Minute … oder auch zwei?
    „Ich habe meinen Erinnerungen nachgehangen“, sagt er zu der Frau Connie, da er mit ihr sprechen möchte.
    Sie nickt. „Du hast viele Erinnerungen. Oh, es tut mir leid – es war dumm, das zu sagen.“ Ihre Augen strahlen freundschaftlich und mitfühlend.
    „Macht nichts.“ Alles ist nun wie ein Traum, seine verlorene Welt und auch diese andere, von der er gerade die Grundzüge zu

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