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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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interessieren, Tiere als Instinktwesen hätten keine Seele.
    In seine perfektionierte Maschine waren jetzt also auch winzige Pheromondüsen eingebaut, die Tropfen dieses Stoffs enthielten und durch Vakuen und Faradaysche Käfige in Miniaturgröße isoliert waren. Ihm schwebte vor, den Sterbevorgang zu imitieren: sich selbst in eine totenähnliche Trance zu hypnotisieren und dann die Düsen aufzudrehen.
    „Willst du, daß ich mich da hineinlege?“ fragte ich ihn. „Ist es das, worauf du hinauswillst?“
    „Und dann puste ich das nicht vorhandene Blausäuregas hinein?“ kicherte er. „O nein, Jonathan, nichts Derartiges. Aber natürlich kannst du dich mal drauflegen und ausprobieren, ob es groß und bequem genug ist. Dieses Bett wird bald ganz schön berühmt sein. Berühmter als die historischen Betten, in denen Königin Elizabeth oder Lincoln oder Shakespeare geschlafen haben. Tu es ruhig. Ich bin nicht eifersüchtig.“
    „Danke, aber nein danke.“
    „Vielleicht sollte ich es tatsächlich mit Blausäuregas oder etwas Ähnlichem ausstatten. Dann kann ich den Tod nicht nur einfangen, sondern auch töten. Schließlich kann man einen Einbrecher, den man in seiner Wohnung erwischt, völlig legal erschießen – na, und vergleichsweise ist der Tod ja ein Massenmörder. Der größte aller Verbrecher.“
    Ich hätte nicht sagen können, ob er scherzte oder im Ernst sprach.
    „In diesem Fall wüßte ich nur gerne, ob ich damit den Tod überhaupt töten würde oder nur den persönlichen Tod desjenigen, der in der Maschine liegt.“
    „Ralph, jede Sekunde sterben massenweise Menschen. Sie sterben gleichzeitig. Selbst wenn dein Tod mit Lichtgeschwindigkeit umherflitzen würde …“
    „Ich verstehe, was du meinst. Aber ich nehme an, der Tod könnte sowohl allgemeingültig als auch privat sein.“ Er druckste eine Weile herum. „Wenn ich nun den privaten Tod töte – wenn ich die Kugel, die den Namen dieses einen Menschen trägt, einfach aus der Luft schnappe, zertrample, zerquetsche, zerschmelze –, würde dann dieser Mensch“ – seine Hand zeichnete in der Luft die imaginären Umrisse seiner Versuchsperson nach, so sinnlich wie ein fantasierender Soldat im Dschungel hundert Meilen vom nächsten Bordell – „… würde dieser Mensch dann ewig leben? Hätte meine Behandlung Unsterblichkeit erwirkt? Was für eine prächtige Ironie, Jonathan, wenn die Thanatologie-Stiftung ihren Zweck dermaßen ad absurdum führte!“ Er senkte die Stimme. „Kein Wort davon zu irgend jemandem. Dein College für Neo-Theologie würde Zeter und Mordio schreien.“
    „Ich nehme an, mit diesem Trick willst du Versuchspersonen anwerben“, flachste ich zurück. „Hereinspaziert, hereinspaziert! Kommt in Hewitsons Todeskäfig, und er wird euch mit einem Hauch Blausäuregas unsterblich machen. Aber dabei vergißt du eins, Ralph. Du würdest die Versuchsperson umbringen, ehe du ihren Tod unschädlich gemacht hättest. Das Kind würdest du mit dem Bade ausschütten, Ralph!“
    „Ach …“ Ralph schaute bestürzt drein.
    Aber das war ja alles nur Jux. In ernsterem Ton fragte ich: „Du willst es also selbst ausprobieren? Einfach den Tod simulieren? So tun als ob? Vermutlich mit Hilfe des Swami?“
    Der Swami, das ist unser Spitzname für Mr. Ananda, unseren indischen Berater. Ananda ist tiefer als jeder andere, den ich kenne, in das meeresgleiche, allumfassende Wesen des Todes eingedrungen. (Meeresgleich einerseits, vergleicht er doch andererseits den Tod mit einer Raumkapsel, die die vertraute Erde hinter sich läßt und hoch oben in die Umlaufbahn einschwenkt, wo alles Unwichtige ausgelöscht ist, hoch oben am Saum des endlosen Todesraums.) Ananda hatte sich indischer Methoden der Meditation und Selbsthypnose bedient, um diese Raumstation auf dem Weg ins Nichts zu erforschen – manchmal hatte er die Sterbenden in tiefem Einklang bis nach dort oben oder dort unten begleitet –, um dann wieder zur Berichterstattung ins volle Leben zurückzukehren. Überflüssig zu erwähnen, daß Freund Ananda auf seinen Reisen niemals Freund Hein begegnet ist.
    „Ich habe Stunden genommen“, gestand Ralph. „Zugegeben, ich habe mich nicht wie er jahrelang damit beschäftigt. Trotzdem glaube ich, ich schaffe es. Ja, das glaube ich. Wenn ich mich tief genug versenken kann, werden meine eigenen Theta-Thanatos-Gehirnströme die Produktion von Todes-Pheromonen auslösen.“
    „Wann soll das denn steigen?“
    „Nächsten Dienstag. Ich brauche ein

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