Kopernikus 5
aus den Reihen seiner Kameraden.
„Diese Pressefritzen machen nur Ärger“, setzt ein anderer Uniformierter hinzu.
„Dürfte ich bitte Ihren Namen wissen?“ Der Reporter bleibt ausgesucht höflich.
„Der geht Sie gar nichts an!“
„Noch haben wir Pressefreiheit in diesem Lande“, ruft der Journalist. „Ich lasse mich nicht in meiner Arbeit behindern.“
„Dann arbeiten Sie doch weiter“, sagt der Bullige grinsend und hält dabei die Hand vor das Kameraobjektiv, denn der Kameramann hat die zeitweilige Ablenkung durch das Gespräch benutzt, wieder einige Einstellungen zu drehen.
„Dann behindern Sie uns bitte nicht weiter!“
„Junge, geh nach Hause“, kommt es aus den Reihen der Polizisten, doch wer da redet, ist nicht festzustellen.
„Wenn dir etwas passiert, dann will es nachher wieder keiner gewesen sein.“
16
DOKUMENTATION:
„Die Demonstrationen der vergangenen Monate und Jahre haben nicht unbedingt immer dazu beigetragen, das Ansehen der Polizei in der Öffentlichkeit zu stärken. Hervorgerufen durch Gewalttätigkeiten von Seiten radikaler Gruppierungen waren die Polizeikräfte allzuoft gezwungen, mit härteren Mitteln als ursprünglich vorgesehen durchzugreifen. Um so wichtiger ist es, bei friedlichen Kundgebungen darauf zu achten, daß sich unsere Beamten im Einsatz zurückhaltend benehmen und höflich bleiben.
Dies gilt auch und in ganz besonderem Maße für den Umgang mit der Presse. Ihr ist, im Rahmen des Möglichen, jede Unterstützung zu gewähren. Jeder Beamte ist vor Beginn eines Einsatzes dahingehend zu unterrichten.“
(Interne Dienstanweisung des Polizeipräsidiums an die Kommandoführer der Hundertschaften vor Ort)
17
SZENE:
Der Botschafter vom Arkturus ist nun erst richtig verwirrt. Seine an sich eher gelbliche Gesichtsfarbe wird dunkelbraun. „Ich gebe zu, daß mir das Geschehen da draußen reichlich unlogisch vorkommt. Bei uns ist das anders. Das gibt es bei uns nicht.“
Der Protokollchef, der schon die ganze Zeit hofft, der Außenminister möge endlich kommen und ihn von seinen Qualen erlösen, atmet auf. Da kann er einhaken, ablenken.
„Exzellenz, ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir einmal die Regierungsform auf Arkturus V beschreiben könnten.“
„Nun, wir haben unseren Monarchen mit absoluter Befehlsgewalt. Bei uns geht alle Macht vom Throne aus. Und solche Kinkerlitzchen wie Pressefreiheit und Versammlungsfreiheit kennen wir nicht. Bei uns wird gehorcht, und damit hat es sich. Niemand käme bei uns auf die Idee zu demonstrieren. Wozu auch, da doch alles im voraus schon geregelt ist?“
Der Protokollchef wittert ein wenig Morgenluft: „Aber können Sie dann nicht vielleicht doch verstehen, warum gewisse Einschränkungen bei uns einfach sein können?“
„Nein“, der Botschafter sieht sein Gegenüber mit einem Blick an, in dem irgendwie Bedauern mitschwingt.
„Bei uns weiß das Individuum, was es darf und was es nicht darf. Wenn Sie mir nun sagen, daß Ihnen ein solches System nicht gefällt, dann akzeptiere ich das. Wir unterhalten mit zahlreichen Planeten diplomatische Beziehungen, auch wenn dort schon Anarchie herrscht. Das ist nicht der springende Punkt. Wichtig ist doch nur, daß die Prinzipien der jeweiligen Staatsform konsequent in Politik umgesetzt werden.“
Die Folgerungen, die aus den Worten des Arkturaners gezogen werden müssen, gehen dem Protokollchef nun doch zu weit.
„Ich bitte um Verzeihung, wenn ich widerspreche“, dienert er fast schon. „Aber man kann doch nicht Demokratie, Anarchie und Monarchie in einen Topf werfen. Wo bleiben da die menschlichen Werte?“
Der Arkturaner stutzt bei diesen Worten, dann sagt er ent schlossen: „Nun bin ich endgültig sicher, daß ich hier fehl am Platze bin. Wichtig ist doch nur eines: Konsequenz. Wenn ich hier kein konsequentes Handeln erwarten kann …“ Er verharrt und fragt dann: „Oder gibt es auf diesem Planeten einen Staat, in dem mit mehr Konsequenz gehandelt wird?“
Als der Protokollchef nach langem sorgfältigem Überlegen den Kopf schüttelt, fährt der Botschafter fort:
„Was nützt eine Demokratie, wenn sie nicht folgerichtig durchgeführt wird? Nur konsequentes Handeln führt weiter und kann zur Verständigung zwischen den Rassen und Völkern führen; wie können sonst Verträge eingehalten werden? Unter diesen Umständen werde ich auf einen weiteren Aufenthalt verzichten. Sagen Sie Ihrer Regierung, daß dieser Kontakt gelöst ist.“
Damit
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