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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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es aber nicht vermochte, Querverbindungen und Assoziationen, die die Gehirne selbst leisten mußten, zu erzeugen.
    Man hatte die Traummaschine mit zwei verschiedenen Programmen gefüttert, eins für die drei jungen Männer, eins für die Mädchen, so daß sie also, wenn das Experiment gelingen sollte, geistig völlig gleichartig wären, was ja, wenn man an die militärischen Zwecke dachte, ein durchaus erwünschter Aspekt der Angelegenheit wäre. Die Einspeisung der Gedanken wurde an einem Schaltpult, das mit dem Computer gekoppelt war, vorgenommen. Man konnte den Vorgang, wie die seidenweichen Matrizen in den Gehirnen der neuen Menschen umgeblättert wurden, auf einem Kontrollmonitor sehen. Man konnte den neuen Menschen gleichsam in ihre, auf dem Schirm freilich zu Zwecken der Unterscheidung, eingefärbten Gehirne sehen.
    Da die Traummaschine über eine große Kapazität verfügte, war für den Prozeß der Organisierung des Bewußtseins ein Zeitraum von etwa zwei Stunden angeschlagen. Es versteht sich, daß man die Gehirne von unten, aus dem Hirnstamm, vom Geruchssinn, von den Gefühlen und Emotionen her aufbaute. Wenn man den jungen Menschen zusah, konnte man sehen, wie der Prozeß ihrer eigenen Bewußtwerdung auf sie wirkte. Fast gleichzeitig hatten sie begonnen, über ihre nackten, jungfräulichen, rosigen Körper zu tasten. Eben noch die Daumen in den Mündern, waren sie nun zur Erforschung ihrer nächsten Umwelt aufgebrochen. Dies taten sie noch mit geschlossenen Augen. Aber selbst, als sie jetzt zögernd, blinzelnd die Augen aufschlugen, konnte man bereits einige Unterschiede erkennen.
    Ein junger Mann in dem rechten Kolben, dessen Bewegungen, mit denen er seinen Körper ertastete, sehr langsam gewesen waren, eher zögernd, als würde er an sich selbst nicht glauben, öffnete nur halb die Augen, in denen die Augäpfel sogleich verschwammen. Über ihn hinweg lief gleichsam die Maschine, die weitere Impulse in ihn preßte, als er in seiner großen Flasche bereits auf den Boden hinabgesunken war. Jeder neue Impuls, der in seinen Kopf einlief, schien ihn wieder ein wenig aufzurichten, doch fiel er nach jeder Informationsflaute erneut in sich zusammen.
    Die beiden anderen jungen Männer entwickelten sich zunächst prächtig. Sie hatten ihre Augen weit geöffnet, als gelte es, eine Welt für sich zu entdecken. War der Ausdruck ihrer Augen zuerst noch trübe und verschwommen und hatten die Linsen sich erst einmal auf die Umgebung einstellen müssen, so wurde er jetzt zunehmend schärfer und präziser, begannen sie, wie man an ihren Blicken merken konnte, selbst die gläsernen Kolben, in denen sie gefangen waren, als ihre Umgebung wahrzunehmen, zugleich mit dem Hinweis, daß sie ihr Gefängnis bald verlassen würden.
    Der mittlere junge Mann schien am weitesten zu kommen. Sein Gesicht war ganz frisch und rosig. Seine Augen glänzten. Er machte den Eindruck eines eifrigen Schülers, der mit Riesenschritten durch den Stoff eilt und sich der Fortschritte, die er macht, bewußt wird. Wenn man sein Gesicht ansah und insbesondere seine Augen, so wirkte er wie eine Einbahnstraße, durch die man unbeirrt und mit wachsendem Tempo fahren konnte. So stark und sicher war er schon geworden, daß man denken mochte, er würde schon im nächsten Augenblick Einhalt gebieten, um den gläsernen Kolben zu verlassen.
    An dieser Stelle war, als hätte eine Wolke das Labor verdunkelt, ein Schatten über sein Antlitz gefallen. Seine Augen, die die Welt noch eben gesehen hatten, als würde sie immerzu hell erstrahlen, hatten geflackert. Es schien tatsächlich, als würde das Licht, das ihm von innen heraus strahlte, mit seinen Helligkeitswerten schwanken. Ein rätselhafter Ausdruck war in seine Augen getreten. Es war ein wenig, als drängten sich alle ungelösten Fragen dieser Erde, als müsse ausgerechnet er sie lösen, in seinem Kopf zusammen.
    Er hatte, wie um zum ersten Mal zu sprechen, den Mund geöffnet. Aber obwohl die Sprachfähigkeit bei ihm bereits voll entwickelt sein mußte, kam aus seiner Kehle nur ein trockenes Krächzen. Jetzt hörte man ihn lallen. Er fuhr sich mit der Hand an die Kehle. Dann war es, als würde eine gewaltige Faust, die aus dem Nichts erschienen war, nach ihm schlagen, als würde sie über seinen Schädel fahren, als würde sie über sein Gehirn radieren. Sein Gesicht war jetzt eine verzerrte Maske. In seinen Augen überstrahlten sich die Feuer.
    Er hatte begonnen zu zucken. Es war, als würden ihm seine Arme

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