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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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überzogen. Crossen hatte die Betroffenheit Glanables gesehen und äußerte einige bedauernde Worte, in denen er die Notwehr, in der seine Beamten gehandelt hätten, hervorkehrte. Glanable, als er hinausging, seine toten Geschöpfe im Rücken, nickte.
    Es war eine Regierungsidee gewesen, daß man versuchen sollte, künstliche Geschöpfe in der Retorte herzustellen. Dabei war es nicht, wie bei früheren medizinischen Versuchen, darum gegangen, das befruchtete Ei außerhalb des Mutterleibs auszubrüten oder bloß die Vereinigung dort zu vollziehen, sondern man war davon ausgegangen, daß es mit einem neuen Wirkstoff, einem schnellen Katalysator, gelingen mußte, den Wachstumsprozeß des menschlichen Körpers, die neun Monate und die vielen Jahre, mittels der Fermentsteuerung auf wenige Monate abzukürzen.
    Man hatte in Washington ein streng geheimes Laboratorium eingerichtet. Der Kern dieses Labors war ein geschlossener Versuchsraum, in dem mehrere zylindrische Kolben untergebracht waren. Jeder dieser Kolben hatte eine Höhe und einen Durchmesser von etwa drei Metern. Nach oben hin wurden die Kolben schmaler, wo sie in eine birnenförmige Verengung ausliefen. In jeden der Kolben führte ein Gewirr von Kabeln, Spulen, Drähten sowie von Schläuchen, durch die die Nährflüssigkeit, die man in Behältern an der Decke untergebracht hatte, tropfte.
    Man war in genetischen Manipulationen schon so erfahren, daß man das Wachstum der künstlichen Menschen von Anfang bis zu Ende über Matrizen, die ihre Impulse in eine künstliche Hefe gaben, steuern konnte. Die Steuerung übernahm ein Computer, der die Hälfte des Labors bedeckte. Der Sinn des Experiments, und darum war strikte Geheimhaltung beschlossen worden, lag darin, schnell und in beliebiger Menge neues Menschenmaterial herzustellen. Es mußte, da das Experiment an alle ethischen Grundsätze, an die die Menschheit bis dahin glaubte, rührte, der Versuch in aller Stille durchgeführt werden. Auch sah man ein, daß man dem Gegner im Falle eines Krieges diesen unermeßlichen Vorteil, das Menschenmaterial betreffend, nicht in die Hände spielen durfte.
    Glanable und seine Mitarbeiter waren mit den ersten Wachstumsraten sehr zufrieden. Schon nach wenigen Stunden konnte man das Entstehen der künstlichen Geschöpfe in der Hefe auf dem Boden der Behälter sehen. Rasch, fast wie im Zeitraffer, durchliefen sie alle Stationen, worin Menschen sich entwickeln. Über die gläsernen Wände war das Pochen der künstlichen Herztöne zu hören. Regelmäßig wurden die Zylinder gewiegt und geschaukelt, wurden Luft, Druck und Temperatur verändert, damit das entstehende Leben eine normale Entwicklung nähme.
    Nach zwei Wochen war der Zeitpunkt der Geburt für die neuen Menschen gekommen. Man hatte sie abgenabelt und begann, sie mittels einer Apparatur, die es ihnen ermöglichte, sich über einfache Reflexe, die sie bereits erlernt hatten, selbst Nahrung zuzuführen, zu ernähren. Obwohl sie fast täglich größer wurden und sichtbar wuchsen, verlief ihr Leben nicht viel anders als das hilfloser Babys, die in gewisser Weise nicht mehr sind als reine Verdauungsmechanismen .
    Der kritische Punkt des Experiments war das Gehirn der künstlichen Menschen. Es war, im Prozeß der körperlichen Reife, mitgewachsen, ohne daß es sich mit den in achtzehn Jahren sich ansammelnden Impulsen eines normalen Lebens hatte anreichern können. So waren, nach zwei Monaten und einigen Tagen, als die körperliche Entwicklungsphase abschloß, die Mädchen und die jungen Männer, von denen einige zu beachtlichen körperlichen Proportionen gezüchtet waren, in ihrer geistigen Entwicklung weiße, unbeschriebene Blätter, auf denen man einen beliebigen Text eintragen konnte.
    Es würde, hätte man die geistige Entwicklung der neuen Menschen in dem angemessenen Tempo, das normale Menschen durchlaufen, nachholen wollen, Jahre gedauert haben, bis die neuen Menschen ihren körperlichen Entwicklungsstand auch geistig aufgeholt hätten. Zudem hätte dies bedeutet, daß man den zeitlichen Vorsprung, den man ja in Hinblick auf die Wachstumsraten der neuen Menschen gerade hatte herausholen wollen, wieder verloren hätte.
    Darum hatte man ein Verfahren ersonnen, wie mittels einer komplizierten Traummaschine das Bewußtsein hervorragender Menschen auf die künstlichen Menschen übergreifen sollte. Das Problem bestand darin, daß die Maschine wohl einzelne Informationen und Bündel von Informationen übertragen konnte, daß sie

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