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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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zur Härte entschließen und mich damit zwingen, meine schmutzige Arbeit zu tun oder – da sei Gott davor – zuzulassen, daß Sie die Ihre tun –, dann sind wir unsere Heimatwelt los. Sie haben Psyche verloren, die noch immer gerettet und fertiggestellt werden kann. Alles wird verloren sein, bloß weil ein paar Menschen etwas sehr Niederträchtiges getan oder auch nicht getan haben. Na los, Süße. Das hat mit der Geschel-Weltanschauung nichts zu tun, und das wissen Sie auch.“
    „Was ist schon unsere Weltanschauung? Unser Leben von Menschen bestimmen zu lassen, die nicht einmal imstande sind, ein Thermometer abzulesen? Unter den Naderiten haben die meisten Regierenden auf der Erde nicht einmal das technische Wissen, um..um … ich weiß nicht was. Um sich die verflixten Schuhe zuzubinden! Sie sind blind einem schwachsinnigen Glauben ergeben, daß der Fortschritt das Gefährlichste ist, was der Mensch je erfunden hat. Ohne Technologie können sie jedoch nicht leben, daher liefern wir sie ihnen. Sieht so gute Planung aus, ist das vernünftige Politik? Wenn sie tun, was ich will, geschieht Psyche gar nichts. Sie haben nichts weiter zu tun, als sie aus ihrer Umlaufbahn um die Sonne zurückzuholen.“
    „Ich werde mich nicht für Sie einsetzen, Schwesterchen. Ich bin ebenfalls ein Geschel und außerdem ein Mondbewohner. Ich habe mich nie um diese Erdpolitik gekümmert, weil ich keinen Sinn darin sah. Aber jetzt rede ich mit Ihnen von Mensch zu Mensch. Und Sie wollen mir einreden, daß die Rache für das irrationale System irgendeines Menschen die Auslöschung eines Planeten wert ist?“
    „Ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen.“
    „Ich glaube nicht, daß Sie dazu bereit sind. Ich hoffe, Sie sind es nicht. Ich hoffe, es ist alles Bluff.“
    „Ich hoffe es ebenfalls. Ich hoffe, die dort unten haben Verstand genug, das zu tun, was ich von ihnen verlange.“
    „Das glaube ich nicht, Schwesterchen. Ich persönlich habe nicht viel Vertrauen zu ihnen. Sie wissen möglicherweise nicht einmal, was passieren würde, wenn Sie die Erde mit Ihrem Felsbrocken treffen. Denken Sie einmal darüber nach. Sie reden von wissenschaftlichen Unschuldslämmern – beinahe Leuten, die glauben, daß die Erde flach ist, so ungebildet sind sie. Mir fehlen die Worte. Aber denken Sie nur darüber nach. Sie wissen vielleicht nicht einmal, was vorgeht.“
    „Sie wissen es. Und erinnern Sie sie daran, daß Psyche bei der Auslösung der Sprengung möglicherweise in Stücke zerfällt und daß sie es mit tausend Felstrümmern zu tun haben, anstatt bloß mit einem Brocken. Dieser Plan kann sich als Bumerang erweisen.“
    „Und was ist, wenn sie – wir – keine Wahl haben?“
    „Es kümmert mich keinen Pfifferling, welche Wahl ihr habt“, erwiderte Turco. „Ich rede jetzt eine Zeitlang nicht. Ich habe noch eine Menge Arbeit vor mir.“
    Porter vernahm das Klicken beim Abschalten mit einem Gefühl des Untergangs. Sie war zäh. Wie mußte er sie psychologisch behandeln? Er lächelte grimmig über seine Chuzpe, daß er sich gar einbildete, er könne es. Sie hatte sich unwiderruflich festgelegt – und jetzt spürte sie vielleicht die Macht ihrer Position. Eine einsame Frau, die den Schlüssel zur Existenz einer ganzen Welt in der Hand hielt. Er fragte sich, welches Gefühl das sein mochte.
    Dann schauderte ihn, und der Schweiß in seinem Raumanzug fühlte sich sehr, sehr kalt an. Wenn er ein Grab hätte, über das man hinwegschreiten könnte …
     
    Zum ersten Mal erkannte sie, daß man sich ihren Forderungen nicht beugen würde. Sie waren noch verräterischer, als selbst sie es sich ausgemalt hatte. Oder – und dieser Gedanke war zu schrecklich, als daß sie ihn hätte akzeptieren können – sie hatte die Beweise falsch interpretiert, und es war nicht die Schuld der Naderiten. Vielleicht hatte ein Wahnsinniger unter der Besatzung auf Psyche Rache üben wollen und die Katastrophe verursacht. Aber das wollte nicht zu den Tatsachen passen.
    Nahezu ein Dutzend Leute waren dazu notwendig gewesen, die vielen psychotropischen Behälter einzustellen und gleichzeitig zu öffnen – eine konzertierte, vorgeplante Aktion. Sie schüttelte den Kopf. Außerdem waren da die vertraulichen Berichte, die ein Bekannter zufällig angezapft hatte, als er im Hexamon-Computerkomplex eine Störung behob. Es war kein Zweifel möglich, wer verantwortlich war, es gab nur die Ungewißheit über die Einzelheiten ihres Vorgehens. Ihre Beweise für die Schuld von

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