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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Pistole auf der Brust höchstwahrscheinlich nicht geben. Turcos Pistole war viel zu riesig, als daß man sie hätte rational erfassen können – die Zerstörung des Menschengeschlechtes, der völlige Kehraus der Planetenoberfläche.
    Er ließ nochmals das Computerdiagramm ablaufen, das zeigte, was geschehen würde, falls Psyche mit der Erde zusammenstoßen würde. Blieb es bei dem Einfallswinkel, würde sich die Umdrehung der Erde und damit des Erdmantels um einen meßbaren Bruchteil beschleunigen. Der Asteroid würde eine mehrere tausend Kilometer lange und mindestens hundert Kilometer tiefe Wunde aufreißen, die von Maine bis England reichte. Der Einschlag würde Hunderte Millionen Tonnen Erdrindenmasse in den Weltraum schleudern, was die Beschleunigung der Erdumdrehung teilweise ausgleichen würde. Das hätte einen ungeheuren Stoß zur Folge, dessen Energie schließlich als Wärme freigesetzt würde. Die Kontinente würden in mehreren Richtungen zerreißen, neue Bruchlinien würden entstehen, sogar neue Schichtenrichtungen, was zu Erdbeben von zuvor nie erlebter Stärke führen würde. Die Einschlagstelle wäre eine Hölle aus geschmolzener Erdrinde und Magma, am Rande würde sich das Wasser heftig in Dampf verwandeln und überall in der Welt das Wetter verändern. Jahrzehnte würden verstreichen, bis sich die Erdkruste abkühlte und wieder eine gewisse Stabilität erreichte.
    Turco war vielleicht nicht gerade eine vor Wahn geifernde Furie, aber sie deutete kaltblütig einen Kataklysmus an, um damit etwas totzuklatschen, was historisch gesehen nichts weiter war als eine Fliege. Das machte sie in den Augen eines jeden Menschen, egal ob Geschel oder Naderit, zu einer Wahnsinnigen. Der Versuch, ihre Pläne zu vereiteln, lohnte wohl den Einsatz seines Lebens.
    Das hielt ihn dennoch nicht davon ab, wütend zu sein.
     
    Kollert ließ sich ungeduldig vom Arzt untersuchen und ein paar Injektionen geben. Er sprach kurz mit seiner Frau, was ihn noch nervöser machte, als er es ohnehin schon war. Dann hörte er sich die Theorien des Kommandanten der Antiterrortruppe an, wie sich Turcos Verhalten in den nächsten paar Stunden verändern würde. Er nickte lediglich zu einer Behauptung. „Sie wird erkennen, daß auch sie tot sein wird, und das ist selbst für den hartgesottensten Terroristen ein gewaltiger Schock.“
    Dann war Turco wieder auf Sendung, und er stand erneut auf der Bühne.
    „Ich habe euer Schiff gesehen“, sagte sie. „Ich ging nach draußen und schaute mich in der Richtung um, aus der es meiner Meinung nach kommen würde. Dort war – überall Verrat! Verdammte Heuchler! Ihr redet freundlich mit dem kleinen Mädchen, wollt ihr zugleich aber ein Messer in den Rücken jagen! Öffentliches Gesicht ruhig, privates Gesicht ein Zähnefletschen! Vergeßt aber nicht – bevor er mich umbringen kann, kann ich alle Regler für die Steuerapparate vernichten. Ihre Reparatur würde sicher eine Woche in Anspruch nehmen. Die Zeit habt ihr nicht!“ Es folgte das Signal „Aus“.
    „Giani, wir haben nur noch eine Möglichkeit, und die besteht darin, Ihrem Rat zu folgen. Wir werden zugeben, daß wir bei der Sabotage von Psyche die Hand im Spiele hatten. Es ist ein erzwungenes Geständnis, aber wir werden es tun.“ Kollert drückte auf den Knopf und wartete, das feiste Kinn in eine Hand gestützt.
    „Das ist keineswegs so einfach, Kollert. Ein öffentliches Eingeständnis und, sobald die Gefahr vorbei ist, ein öffentliches Ableugnen – ihr stündet dann als Helden da. Nein. Es muß irgendwelche Aufzeichnungen geben, zumindest Lohnlisten. Ich möchte eine vollständige Offenlegung aller Aufzeichnungen, und ich möchte sie rund um die ganze Welt ausgestrahlt – im beglaubigten Faksimile. Ich möchte, daß Regierungsbeamte, die nicht in die Sache verwickelt sind, sie zu Gesicht bekommen und unterschreiben, daß sie sie gesehen haben. Und ich möchte schließlich, daß die echten Dokumente dort ausgestellt werden, wo sie jeder einsehen kann – Memoranden, Pläne, Briefe, alles, was es gibt. Alles, was noch vorhanden ist.“
    „Das würde Wochen dauern“, wandte Kollert ein, „selbst wenn sie existierten.“
    „Nicht in diesem Zeitalter elektronischer Zauberei. Ich bestehe darauf, daß Sie sich einem Lügendetektortest unterziehen, der von einem halben Dutzend Fachleute bestätigt wird, deren Karriere auf dem Spiel steht – und weil wir gerade dabei sind, sollen sich auch die übrigen Funktionäre solchen Tests

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