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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ergriff die Zeitung, um sie glattzustreichen und zusammenzulegen. Und langsam … erstarrte er. Er starrte ungläubig auf den Schrank und den leeren Fußboden vor ihm. Er richtete die Augen auf, gar nicht schnell, und blickte seine zwei Kunden an. Willy schlüpfte gerade in seine Tweed-Jacke und stopfte das Magazin in eine seiner Taschen, wobei er etwas abwesend zu ihm hinblickte. Der andere hatte es sich anscheinend überlegt, sich die Haare schneiden zu lassen, denn auch er griff nach dem Rock. Einen Augenblick lang erkannte ihn Tony kaum, denn er sah nun aus, als sei die sardonische oder listige Erheiterung seinem Gesicht doch nicht unauslöschlich aufgeprägt. Die Augenbrauen waren gesenkt, die Augen ebenfalls; die Ironie war wie ausgelöscht. Tony konnte es sich nicht verkneifen, an ihm vorbei und beim Fenster hinauszusehen – aber was in aller Welt erwartete er zu sehen? Er erblickte nichts anderes als das, was er die letzten zwanzig Jahre gesehen hatte: die vertrauten Geschäfte und ihre Ladenschilder, die dunkle Bruchlinie der Gasse, die Fremden und die auf der Straße hin und her fahrenden Autos.
    Er wandte sich um und ließ die Times auf den erst kürzlich frei gewordenen Sessel fallen. Er öffnete eine Schublade in dem Schrank, nahm ein Rasiermesser aus dem kleinen Vorrat, den er dort aufbewahrte, und legte es schweigend oben auf den Schrank, anstelle des einen, verschwundenen.
    Die Hand zitterte ihm leicht dabei.

 
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A KINGDOM BY THE SEA
     
    Jeden Tag stand Mason da mit seinem Hammer und tötete Kühe. Es war ein großes Gebäude – eine langgestreckte, hohe Halle, an einem Ende offen, so daß das Tageslicht hereinströmte, und das andere Ende verschwand irgendwo in den Tiefen der Fabrik. Die Wände waren weiß und konturenlos – aus gekalktem Beton –, und sie wurden täglich zweimal abgewaschen, einmal vor der Mittagspause und einmal nach der Arbeit. Auch der Fußboden war abwaschbar. Er bestand aus Steinplatten, und es gab einen Wasseranschluß, mit dessen Hilfe man den Boden überfluten konnte. Dann nahm man einen Besen mit harten Borsten, mit dem man das Wasser umherfegen und die Flecken aufwischen konnte. In der Armee nannte man diese Tätigkeit „einen GI machen“. Mason war in der Armee gewesen. Er nannte es „einen GI machen“. Die drei oder vier anderen Veteranen, die in seiner Schicht arbeiteten, nannten es ebenso, und für sie war es immer ein Jux, wenn sie den Collegebürschchen, die als Aushilfen in der Fabrik beschäftigt waren, erklärten, wieso die Arbeit, zu der sie sich hatten anstellen lassen, so hieß. Die Collegebubis wußten nie, was „einen GI machen“ war, bis man es ihnen zeigte, und sie begriffen auch nie, was daran witzig sein sollte oder weshalb es so genannt wurde. Sie waren für gewöhnlich ziemlich dämlich.
    Im Boden befand sich ein Abfluß, durch den das Wasser ablaufen konnte, wenn man den GI gemacht hatte. Trotz allem aber ließ sich die Halle niemals völlig sauber schrubben. Am Ende des Tages blieb immer ein wenig Blut zurück, das den Boden und die Wände befleckte. Allenfalls konnte man hoffen, es in den Steinplatten zu verreiben, so daß man es nicht mehr erkennen konnte. Nach einiger Zeit wurde das Weiß deshalb schmuddelig und stumpfte schließlich zu einem schmutzigen Spülwassergrau ab.
    Dann wurde die Halle wieder gekalkt, und das Ganze begann von vorn.
    Dieser Kreislauf dauerte etwas länger als ein Jahr, und im Augenblick waren sie ungefähr zur Hälfte hindurch. Die Männer, die hier arbeiteten, interessierte es im Grunde einen Dreck, ob die Wände weiß waren oder nicht, aber es war eine Betriebsvorschrift. Die Vorschriften bestanden darauf, daß die Halle aus hygienischen Gründen so sauber wie möglich gehalten wurde, aber es diente auch dazu, sie psychologisch attraktiver zu machen, damit das Personal besser funktionierte. Die Arbeiter hätten sich auch um die psychologische Attraktivität ihrer Umgebung einen Dreck gekümmert, selbst wenn sie gewußt hätten, was das war. Es war einfach nicht zu vermeiden, daß es an einem Arbeitstag hier ein bißchen schmutzig wurde.
    Es war ein Schlachthaus, auch wenn es in den Schriften der Firma immer als Fleischverpackungsfabrik bezeichnet wurde.
    Der Mann, der das eigentliche Töten ausführte, war Mason: der Brennpunkt der Firma, aller Fleischpacker und Lastwagen und Konservenabfüllanlagen und Sekretärinnen und Aktionäre. Er war ihr kleinster gemeinsamer Nenner.

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