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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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kom­plet­tier­te. Da schrieb Broad­nar am Abend des vo­ri­gen Ta­ges un­ter an­de­rem:
    „Ich füh­le mich schul­dig. Ich, der ich so lan­ge an der Schaf­fung ei­nes bes­se­ren Men­schen ge­ar­bei­tet ha­be – und Gott mö­ge mir ver­zei­hen, wenn al­le die­se Ge­schöp­fe mei­ne Zü­ge tra­gen, aber wer sonst als die Wis­sen­schaft­ler wä­ren aus­er­wählt, die Mensch­heit zu füh­ren? –, muß mir mein Ver­sa­gen ein­ge­ste­hen. Es ver­steht sich, daß sich die Wis­sen­schaft über Fehl­schlä­ge auf­wärts ent­wi­ckelt. Der Wis­sen­schaft­ler, der al­le Ant­wor­ten auf sei­ne Fra­gen vor dem Be­ginn der Ex­pe­ri­men­te schon wüß­te, ist noch nicht vom Him­mel ge­fal­len.
    Doch das Pro­blem, das mich be­drückt, liegt in der Ma­te­rie, in der ich ar­bei­te, wenn ich mir selbst die­se fri­vo­le Aus­drucks­wei­se ge­stat­te. Ich ar­bei­te mit Men­schen. Ich ar­bei­te am Men­schen. Es sind Men­schen, gleich wel­cher Form und Ge­stal­tung, die ich bil­de. Es ist in mei­ne Hand von vorn­her­ein ei­ne un­ge­heu­re Ver­ant­wor­tung ge­ge­ben. Feh­ler, die ich ma­che, las­sen sich kaum kor­ri­gie­ren. Und es ist ein Ver­bre­chen, streng­ge­nom­men, über­haupt einen Feh­ler zu be­ge­hen.
    Gleich­wohl ha­be ich mei­nen gan­zen Mut zu­sam­men­ge­nom­men, um auf mei­nem We­ge vor­wärts, wei­ter, ge­ra­de­aus­zu­schrei­ten. Es nützt ja nichts, zu zwei­feln und zu zau­dern. Es hat kei­nen Sinn, sich be­ir­ren zu las­sen. Es ist mei­ne Auf­ga­be und Be­ru­fung, mei­nen Auf­trag fort­zu­füh­ren. Gott sei mir gnä­dig bei all den Feh­lern, die ich ma­che. Ich fra­ge mich, ob es einen Pries­ter ge­ben wür­de, rund um die Er­de, dem ich die­ses an­ver­trau­en könn­te.
    Was ist das für ein Feh­ler, den ich nur auf die­sen Sei­ten nie­der­le­gen wer­de? Er be­trifft Al­pha, mei­ne präch­ti­ge Krea­tur, das ge­lun­gens­te Ge­schöpf von al­len. Er ist nicht zu ver­glei­chen mit den Gno­men, mit den Zwer­gen, mit den Krea­tu­ren, die man­gels Nah­rung, man­gels Licht, man­gels Sau­er­stoff, man­gels Strom­schlag mir miß­rie­ten. Al­pha ist präch­tig, aber er ist nicht die Vollen­dung. Was fehlt ihm? Äu­ßer­lich ist er gut ge­wach­sen. Ein präch­ti­ger Bur­sche! Ei­ne groß­ar­ti­ge Schöp­fung!
    Aber wie ist er, nach­dem ich ihn auf die ers­te Ex­kur­si­on al­lei­ne schick­te, nach­dem ich ihn zu­vor im Lie­fer­wa­gen, ver­steckt in der Prit­sche, mit­ge­nom­men hat­te, mir nach Hau­se ge­kom­men? Zer­schla­gen und zer­schun­den! Ein Spott­bild! Ein Zerr­bild! Ein Zwei-Me­ter-Mann, über den sich die Kin­der ka­putt­ge­lacht ha­ben. Und warum das? Weil er sich nicht wehr­te! Weil er sich nicht weh­ren konn­te! Mein präch­ti­ger Al­pha! Mei­ne groß­ar­ti­ge Schöp­fung! Ein Spiel­ball der Kin­der! Ein Ge­spött der Al­ten!
    Es ist, ich be­ken­ne es of­fen, mein Feh­ler. Mei­ne falsche Pro­gram­mie­rung, mei­ne falsche Kon­di­tio­nie­rung. Ich war mir, of­fen ge­sagt, selbst nicht im kla­ren, wel­che Scha­blo­nen drau­ßen be­nö­tigt wer­den. Wir, die wir die Welt drau­ßen von klein auf ge­wöhnt sind und nicht mehr dar­an den­ken, wie wir selbst vor Jah­ren drau­ßen an­ge­fan­gen ha­ben, über­se­hen, was uns be­fä­higt, mit de­nen dort drau­ßen um­zu­ge­hen. Ob­wohl ich im Prin­zip dar­an dach­te, daß ich Al­pha be­stimm­te Ab­wehr­mit­tel geis­ti­ger Art ein­imp­fen müß­te, ha­be ich ihn doch – prak­tisch wehr­los – den Wöl­fen aus­ge­lie­fert.
    Gut. Man macht Feh­ler, um sie zu kor­ri­gie­ren. Er liegt jetzt in sei­nem Tank und schlum­mert. Las­sen wir ihn schla­fen. Er schläft, um den Wahn­sinn, der ihm be­geg­net, auf­zu­ar­bei­ten. Sei­ne ram­po­nier­ten Flan­ken sind zu­sam­men­ge­wach­sen. Ich ha­be ei­ne neue Scha­blo­ne aus­ge­ar­bei­tet und wer­de sie beim nächs­ten Aus­flug tes­ten. Was jetzt da­hin­ter­steht, ist der Wil­le, sich durch­zu­set­zen. Man könn­te fast sa­gen, daß er nun heiß ist. Und was könn­te ihm, bei sei­ner Kör­per­grö­ße, bei sei­nen Kräf­ten, jetzt noch pas­sie­ren?
    No­ta­be­ne: Ha­be ei­ne ein­zi­ge Sper­re, die mich selbst schützt, in ihm ver­an­kert. Ich bin, nach

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