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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Er soll­te naiv und un­schul­dig in die Welt ge­hen, um si­cher zu sein, daß er al­le Mög­lich­kei­ten, die sie bö­te, aus­ge­schöpft hät­te. Um spä­ter, ih­rer Schlech­tig­keit ge­wahr ge­wor­den, in sei­ner Li­nie nicht zu schwan­ken. Wel­cher Li­nie, pfleg­te der ei­ne oder an­de­re Kol­le­ge oder Be­su­cher hier zu fra­gen. Das ist un­klar, sag­te dann Sperr­le. Das hängt ab von Broad­nars Cha­rak­ter, aber auch von der Ent­wick­lung Al­phas.
    Nun gut, war dann die Re­de, aber dies wür­de den Mord an Broad­nar – oder, ja, ja, mei­net­we­gen – den Tot­schlag noch längst nicht er­klä­ren. Nein, sag­te hier­auf ge­wöhn­lich Sperr­le, das lie­ße sich auch nicht so ein­fach er­klä­ren. Viel­leicht wür­de man in­fol­ge der Ver­wäs­se­rung des Ge­hirns von Al­pha die Ur­sa­che nie­mals fin­den. Wie auch im­mer. Ganz si­cher wis­se man je­den­falls, daß Broad­nar Al­pha in der zwei­ten Run­de zu ei­nem Kampf­ge­schöpf auf­bau­te, das sich – kämp­fend – be­währ­te. Ja, war die ent­rüs­te­te Ant­wort, aber um wel­chen Preis! Und was ist das für ei­ne Art, sich zu be­haup­ten! Die üb­li­che, pfleg­te Sperr­le dann zu er­wi­dern, nur nicht so höf­lich, nur nicht so ge­schlif­fen, eben von ei­nem kraft­vol­len Neu­ling, dem die fei­nen Ge­mein­hei­ten nicht ge­läu­fig sind, der dar­um die gro­ben Tricks an­wen­det.
    Es gab, ne­ben­bei be­merkt, kei­nen Be­su­cher, der die­se Be­mer­kung nicht zu­rück­ge­wie­sen hät­te. Ich kann mir auch nicht den­ken, daß es einen Le­ser ge­ben wür­de, der sich hier­zu be­ja­hend äu­ßern möch­te. Aber man mö­ge sich vor Au­gen hal­ten, dies sind nur Spe­ku­la­tio­nen von Ober­kom­missar Sperr­le, der sich red­lich müh­te, einen äu­ßerst kom­pli­zier­ten Fall zu lö­sen. Was aber, war die wei­te­re Fra­ge, die sich nun ein­zu­stel­len pfleg­te, glau­ben Sie, Herr Ober­kom­missar, per­sön­lich, war der Grund für den Mord Al­phas – oder, ja, ja – des Tot­schlags von Al­pha an Dr. Broad­nar?
    Nach­dem Sperr­le mit den Schul­tern ge­zuckt hat­te, nach­dem er sei­ne Dau­men breit ge­spreizt, einen Schluck Kaf­fee aus der Tas­se ge­schlürft, ein we­nig wie ein Af­fe ge­blickt, an sei­ner Bril­le ge­rückt, sich end­lich noch­mals in sei­nem Ses­sel ge­spreizt hat­te, pfleg­te er end­lich doch zu sa­gen: Se­hen Sie, ir­gend­wann, bil­de ich mir ein, muß­te Al­pha doch sei­nen Zieh­va­ter über­win­den. Es ver­steht sich doch oh­ne wei­te­res, daß er nicht ewig in Ab­hän­gig­keit blei­ben konn­te. Was uns so er­staun­lich und be­fremd­lich er­scheint, ist doch bloß die Ge­schwin­dig­keit des Pro­zes­ses. Aber klar ist, daß Broad­nar ihn nicht zwei­mal nar­ren durf­te, auch nicht in bes­ter Ab­sicht.
    Ich ver­mu­te, daß Al­pha, als er zum zwei­ten­mal hin­aus ins Le­ben ge­schickt wur­de und zum zwei­ten­mal nicht zu­recht­kam – um es mil­de aus­zu­drücken –, sich auch von sei­nem Rat­ge­ber, sei­nem Pro­gram­mie­rer, von Broad­nar al­so, eman­zi­pier­te. Man weiß nicht, was die bei­den in der Wasch­kü­che mit­ein­an­der be­re­de­ten, als Al­pha von sei­nem Amok­lauf zu­rück­ge­kehrt war. Die Fol­gen des Ge­sprächs aber sind nicht zu be­strei­ten. Das Blut von Dr. Broad­nar spricht sei­ne ei­ge­ne Spra­che. Die zer­bro­che­ne Bril­le ist deut­lich.
    Was Al­pha, pfleg­te Sperr­le die Un­ter­hal­tung ab­zu­schlie­ßen, nicht klar war und wes­we­gen er und Broad­nar letzt­lich un­ter­ge­hen muß­ten, war die Tat­sa­che, daß er Broad­nar als Gott­va­ter, als We­sen, das sei­ne Ent­wick­lung be­en­det hat­te, ak­zep­tier­te. Er hat­te nicht ver­stan­den oder konn­te noch nicht ver­ste­hen, daß auch Broad­nar noch vor­an­ging. Die Er­geb­nis­se, die Broad­nar ihm prä­sen­tier­te, wa­ren für ihn un­ver­rück­lich. Dar­um – sein Gott war ge­schei­tert – hat er ihn ge­tö­tet.

 
    Ge­ro Rei­mann
    Chick’s Po­lis
     
    Ei­ne Frot­ta­ge auf ei­ne Ge­schich­te von Am­bro­se Bier­ce. (Warum soll man ei­ne gu­te Ge­schich­te nicht zwei­mal er­zäh­len?)
     
    Bei ei­ner Frot­ta­ge wird die Ober­flä­chen­struk­tur ei­nes Ge­gen­stan­des auf ein Stück Pa­pier

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