Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
sei­ner Les­art, nach wie vor sein Gott­va­ter. Mich wird er nicht an­tas­ten dür­fen. Bin ge­spannt, wie er sich drau­ßen ent­wi­ckelt.“
     
    In der Nacht wa­ren zahl­rei­che Mel­dun­gen im Po­li­zei­re­vier ein­ge­lau­fen, von de­nen zu­erst nicht klar war, daß sie zu ein und dem­sel­ben Vor­gang ge­hör­ten. Sperr­le, der sich über der sechs­ten Tas­se Kaf­fee wach hielt, ließ sich die Vor­gän­ge, zu­sam­men­hän­gend und ge­ord­net, kom­men. Im Os­ter­tor­vier­tel war es zu ei­ner Schlä­ge­rei ge­kom­men. Man hat­te zu­erst an­ge­nom­men, daß es sich um Kern­kraft­geg­ner han­del­te, die sich mit Be­für­wor­tern an­ge­legt hat­ten. Fens­ter­schei­ben wa­ren zu Bruch ge­gan­gen. Ein Au­to lag auf der Sei­te. Ein Mo­de­ge­schäft brann­te.
    Aus ei­ner Knei­pe im Schnoor wur­de be­rich­tet, ein selt­sa­mer rie­si­ger Mann sei ge­gen ein Uhr mor­gens in das Lo­kal ein­ge­drun­gen. Er ha­be einen sehr wir­ren Ein­druck ge­macht und ha­be die Gar­de­ro­be ein­ge­ris­sen. Zwei, drei Gäs­te, die pro­tes­tier­ten, ha­be er über die The­ke ge­wor­fen. Es wur­de be­rich­tet, daß er vor ei­nem Tisch mit zwei Mäd­chen ver­harr­te. Bei ih­rem An­blick schi­en er nach­denk­lich ge­wor­den zu sein. Als die Po­li­zei­si­re­ne drau­ßen auf­klang, war er ge­flüch­tet.
    Tat­säch­lich hat­te die Spe­zi­al­ein­heit, oh­ne zu wis­sen, um welch be­deu­ten­den Fall es sich han­del­te, noch in die­ser Nacht – sie war un­be­schäf­tigt – Jagd ge­macht auf Al­pha. In den Wallan­la­gen, die er in Rich­tung Schwach­hau­sen über­quer­te, war es zu ei­nem Zu­sam­men­stoß ge­kom­men. Einen der Po­li­zis­ten, der ihn mit den Au­to­schein­wer­fern ge­blen­det hat­te, hat­te er zer­ris­sen. Er selbst hat­te auch ei­ni­ge Ku­geln ein­ge­fan­gen, war aber letzt­lich un­ver­sehrt ent­kom­men.
     
    Über das En­de Al­phas wur­de in der Pres­se aus­führ­lich be­rich­tet. Wie be­kannt ist, wur­de Al­pha in ei­ner großen Treib­jagd, nach­dem man ihn im Ha­fen aus­fin­dig ge­macht hat­te, auf die Kai­mau­er ge­gen­über der In­sel ge­trie­ben. Man weiß nicht, was in ihm vor­ging, als die Po­li­zei­ket­te ihn vor sich her­trieb. Aber es däm­mer­te wohl in sei­nem zer­ris­se­nen Schä­del, daß die Über­macht zu groß war. An­statt sich zu er­ge­ben, folg­te er dem letz­ten Pro­gramm in sei­nem Schä­del und sprang ins Was­ser. Es ist ei­ne er­staun­li­che Wil­lens­leis­tung, wie er es schaff­te zu er­trin­ken, oh­ne daß sich sein Über­le­ben­strieb ak­ti­vier­te.
    Pro­ble­ma­tisch an sei­nem Tod war für die Si­che­rungs­grup­pe Bonn – sie ver­fügt über wis­sen­schaft­li­che Spe­zia­lis­ten – die Art, wie er um­kam. Ran­dom, ihr Füh­rer, fluch­te, daß dies die ein­zi­ge Art sei, auf die er nicht ster­ben durf­te.
    „Aber warum?“ frag­te ihn Sperr­le, den, nach­dem er die Din­ge in ih­rer Ent­wick­lung ver­folgt hat­te, et­was wie Mit­leid mit dem großen Man­ne über­kom­men hat­te.
    „Weil da­durch sein Ge­hirn vol­läuft“, ant­wor­te­te Ran­dom.
    „Vol­läuft?“ echo­te Sperr­le und wisch­te sich die Au­gen, die in der Käl­te zu trä­nen be­gon­nen hat­ten.
    „Vol­läuft“, be­kräf­tig­te Ran­dom. „Sie müs­sen ver­ste­hen, daß wir der­art wert­vol­le Ge­hir­ne ana­ly­sie­ren. Wir schüt­teln die Ge­dächt­nispul­ver aus ih­nen und zie­hen mit­un­ter wert­vol­le Schlüs­se. Die­se Mög­lich­keit re­du­ziert sich, wenn das Ge­hirn ver­wäs­sert.“
    „Aha“, sag­te Sperr­le.
    So konn­te Sperr­le – er war im Zu­ge der Er­mitt­lun­gen zum Ober­kom­missar auf­ge­stie­gen – über den letz­ten, ihm noch un­kla­ren Ge­sichts­punkt, warum Al­pha sei­nen Herrn und Meis­ter ge­tö­tet hat­te, nur spe­ku­lie­ren. Wenn man ihn frag­te, war sei­ne Lieb­lings­the­se, daß Broad­nar sein Ge­schöpf nach und nach in die Frei­heit schick­te. Erst, pfleg­te er zu sa­gen, ließ er ihn naiv und un­schul­dig, fast wie ein Kind, hin­aus­ge­hen. Aber warum das? So wur­de es ihm ge­wöhn­lich an die­ser Stel­le ent­ge­gen­ge­hal­ten.
    Da­mit, mein­te dann Sperr­le, ihm die Welt nicht von vorn­her­ein ver­stellt war.

Weitere Kostenlose Bücher