Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
Klein­gar­ten­ko­lo­nie, de­ren Na­me „Krü­gers Ruh“ lau­te­te, lag an dem Ka­nal, der sich im Nor­den an der Stadt vor­bei­zog, ein öli­ges und stump­fes Ge­wäs­ser mit be­fes­tig­ten Ufern, auf dem lan­ge Schlepp­zü­ge da­hing­lit­ten, tief in das Was­ser ein­ge­taucht, ein­ge­drückt von den Koh­le­ber­gen, die oben aus den La­deräu­men der Käh­ne her­aus­lug­ten.
    Das Haus der El­tern wur­de von den Steu­er­be­am­ten als „Gar­ten­lau­be“ ge­führt und war ei­gent­lich nicht als Wohn­haus vor­ge­se­hen. Aber die Be­hör­den hat­ten nicht ver­hin­dern kön­nen, daß sich hier, in der Nä­he der In­dus­trie­an­la­gen der Nord­stadt, am Ka­nal, auf frei­ste­hen­den Rui­nen­grund­stücken Klein­gar­ten­ko­lo­ni­en aus­brei­te­ten. Die Macht der Ge­wohn­heit hat­te Ver­hält­nis­se ge­schaf­fen, wo gan­ze Ar­bei­ter­fa­mi­li­en sich in Gar­ten­lau­ben zu­sam­men­pferch­ten, um hier aus­zu­har­ren, bis das Geld reich­te, um in ei­ne en­ge Woh­nung in ein mehr­stö­cki­ges Miets­haus zu zie­hen. Die Pacht war bil­lig in der Ko­lo­nie und wur­de für das Jahr be­rech­net. Die Be­hör­den über­sa­hen die il­le­gal wu­chern­den Woh­nun­gen, die sich hier, als Gar­ten­lau­ben ge­tarnt, aus­brei­te­ten.
    Manch­mal, wenn ein Be­am­ter des Bau­am­tes an­ge­kün­digt war, schie­nen die Häu­ser zu­sam­men­zu­schrump­fen, ihr häß­lichs­tes Äu­ße­res an­zu­le­gen – nur um den Ein­druck der Un­be­wohnt­heit her­vor­zu­ru­fen.
    Seit­dem es von der Stadt ge­stat­tet wor­den war, elek­tri­sches Licht in ei­ner Gar­ten­lau­be zu in­stal­lie­ren, hat­ten die Fern­se­her und Me­dien­tür­me mit ih­rer Be­rie­se­lung die Gar­ten­ko­lo­nie „Krü­gers Ruh“ an das In­for­ma­ti­ons­sys­tem und Me­di­en­netz der Stadt an­ge­schlos­sen. Man fühl­te sich als Bür­ger. Man war nicht län­ger au­ßen vor.
    Doch der Jun­ge hat­te es schwer, sich in das So­zi­al­ge­fü­ge der Stadt ein­zu­le­ben.
    Der Va­ter war dem Suff er­ge­ben, hat­te schon lan­ge auf­ge­ge­ben, da­ge­gen an­zu­kämp­fen. Die Mut­ter war ver­schlampt. Die bei­den la­gen in stän­di­gem Streit mit­ein­an­der.
    Er war je­des­mal aufs neue froh, den muf­fi­gen Wohn­raum, in dem sie zu­sam­men le­ben muß­ten, zu ver­las­sen. Die Kü­che war ein an den ein­zi­gen Raum des Hau­ses an­ge­bau­ter Vor­bau. Das Was­ser muß­ten sie sich an der im Gar­ten ste­hen­den Pum­pe mit dem Ei­mer ho­len.
    Das Klo lag drau­ßen im Gar­ten und be­stand aus ei­nem wack­li­gen Bret­ter­ver­schlag über ei­nem Sitz­brett (dem Don­ner­bal­ken), un­ter dem ein Kü­bel, von der Sor­te, in dem auf dem Bau der Ver­putz an­ge­rührt wird, im Dun­kel stand. Er hat­te ei­nes Ta­ges, durch das Loch in den Kü­bel hin­un­ter­schau­end, und ihm war da­bei fast schlecht ge­wor­den vor Ekel, Un­men­gen klei­ner wei­ßer Wür­mer sich durch­ein­an­der­win­den ge­se­hen.
    Er nahm sein al­tes Fahr­rad aus dem Schup­pen. Das Rad war für ihn zu groß, es hat­te einen 28er-Rah­men. Der Sat­tel war ganz auf den Rah­men run­ter­ge­schraubt. Wenn er fuhr, muß­te er „ei­ern“. Au­ßer­dem hat­te das Rad noch kei­ne Gang­schal­tung, statt des­sen einen Rück­tritt.
    Er rol­ler­te bis zur Gar­ten­pfor­te, die nur an­ge­lehnt war, stieß sie auf und war froh, aus dem Gar­ten­weg raus, aus der Klein­gar­ten­ko­lo­nie raus, am Ka­nal ent­lang, in ei­ne Ge­gend zu ge­lan­gen, wo vier­stö­cki­ge, ein­för­mi­ge, hell­grün­ge­stri­che­ne Miets­ka­ser­nen stan­den. Er fuhr am Ob­dach­lo­sen­asyl vor­bei, vor dem zer­lump­te Män­ner mit brau­nen Bier­fla­schen in den Hän­den auf der klei­nen Mau­er vor dem Ki­osk sa­ßen. Ei­ner der Pen­ner gröl­te et­was hin­ter ihm her.
    Er war froh, auf die Haupt­stra­ße zu kom­men, auf der Stra­ßen­bah­nen, Bus­se und Au­tos in die Stadt hin­ein­dräng­ten. Der Ver­kehrs­lärm be­täub­te ihn. Die schlech­te, von Au­to­ab­gas­en ver­seuch­te LUFT fraß sich in sei­ne Lun­gen. Er ra­del­te so schnell er konn­te auf dem schma­len Rad­weg da­hin, um­kurv­te hals­bre­che­risch Fuß­gän­ger, wo­bei er laut klin­gel­te.
    Ei­ne al­te

Weitere Kostenlose Bücher