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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Frau fing an zu kei­fen, als er dicht an ihr vor­bei­zisch­te. Er dreh­te schnell den Kopf, streck­te ihr die Zun­ge lang raus und brüll­te mit rau­her Aus­spra­che: „Blö­de Sau!“ Der Frau blieb die Luft im Hals ste­cken. Er sah ge­ra­de noch, wie sie sich, sich nach al­len Sei­ten bei­fall­hei­schend um­bli­ckend, auf­zu­plus­tern be­gann.
    Wei­ter ras­te er.
    Dann, nach­dem der ers­te Rausch ver­flo­gen und die Ober­schen­kel vom stän­di­gen Rauf- und Run­ter­tre­ten der Pe­da­le ein we­nig er­mü­det wa­ren, fisch­te er ei­ne zer­knit­ter­te Zi­ga­ret­ten­schach­tel aus sei­ner dun­kelblau­en Cord­ja­cke und steck­te sich ei­ne Zi­ga­ret­te zwi­schen die Lip­pen.
    Er fuhr lang­sa­mer, fuhr frei­hän­dig, und er sah, wie ei­ni­ge al­te Mecke­ro­pas em­pört auf ihn zeig­ten.
    Er qualm­te große Wol­ken aus sich raus und spür­te, wie das Ni­ko­tin in sei­nem Brust­korb nach­säu­er­te. Er spuck­te klat­schend ge­gen Häu­ser­wän­de und küm­mer­te sich nicht um Schau­fens­ter, Haus­ein­gän­ge und Passan­ten.
    Jetzt prü­geln die sich zu Hau­se si­cher schon wie­der. Sie wirft ihm vor, kei­ne Ar­beit zu ha­ben, sich nicht zu be­mü­hen, ein Säu­fer zu sein, sie aus­zu­beu­ten. Sie wä­re ja schließ­lich kei­ne Nut­te. Er wirft ihr vor, ei­ne Schlam­pe zu sein, die es ja so­wie­so mit je­dem trei­ben wür­de. In je­dem frißt das ei­ge­ne Ver­sa­gen. Dann wer­den die Fla­schen raus­ge­holt, und die sau­fen sich, sich im­mer wei­ter wüst be­schimp­fend, in ei­ne Ver­söh­nung hin­ein. Wenn er in die Bu­de zu­rück­kam, la­gen die manch­mal be­sof­fen auf dem Stra­gu­la-Bo­den.
    Nee, da­hin wür­de er kei­nen Kum­pel schlep­pen kön­nen. Nicht in die­ses Drecks­loch.
    Der Nach­bar war Mau­rer. Nach Fei­er­abend ar­bei­te­te der noch oft im Gar­ten. Der hat­te da Tul­pen im Früh­jahr auf den Bee­ten und ei­ne zu­frie­de­ne di­cke, schwan­ge­re Frau, die in der Kü­che her­um­koch­te. Der Nach­bar sah ihn manch­mal ver­ständ­nis­voll an, so als wol­le er sa­gen: „Du hast es nicht leicht, Jun­ge“. Mit den bei­den Al­ten un­ter­hielt der Nach­bar sich we­nig. Man hielt Ab­stand zu dem Ge­sin­del, wenn man selbst auch nicht viel bes­ser da­stand.
    Beim Wich­sen dach­te er oft an die dral­le Nach­bars­frau. Er stell­te sich de­ren ge­wal­ti­ge Schen­kel vor.
    Jetzt be­kam die schon wie­der ein Kind und streck­te auf­rei­zend ih­ren Bauch vor.
    Er freu­te sich, im­mer mehr in die Stadt hin­ein­ra­delnd, auf den Sonn­tag, wo er mit zwei Kum­pels aus der Ko­lo­nie in die Stadt zu ei­ner Dis­co ge­hen woll­te. Viel­leicht konn­ten sie dort ein paar Frau­en an­hau­en. Auf je­den Fall gab es dort im­mer gei­le Mu­sik. Schei­ße nur, wenn die Al­ten kein Geld, kei­nen Pfen­nig mehr, raus­rücken konn­ten, weil sie al­les ver­sof­fen hat­ten.
    Sich im­mer mehr der In­nen­stadt nä­hernd, stell­te er nüch­tern fest, daß er kei­nen Bock hat­te, zur Schu­le zu ge­hen. Er wür­de lie­ber mit dem Rad her­um­fah­ren.
    Aber dann traf er durch Zu­fall einen aus sei­ner Klas­se, den sie „De­te“ nann­ten. Einen lan­gen Dür­ren mit ei­ner knar­ren­den Stim­me. Der hat­te ein Rad mit 10er-Schal­tung und Fel­gen­brem­sen.
    Mit De­te fuhr er zum Flug­ha­fen raus. Dort lun­ger­ten sie ei­ne Stun­de her­um. Er aß einen Scho­ko­la­den­rie­gel und trank ei­ne Do­se Co­la an ei­nem Ki­osk.
    Dann rauch­ten sie noch ei­ne und fuh­ren doch noch zur Schu­le. Dort saß und schlief er miß­mu­tig zwei zer­ri­ge Stun­den ab. Er spür­te Haß in sich auf die Leh­rer, de­ren Ver­ach­tung und Gleich­gül­tig­keit ge­gen­über den Schü­lern er be­merk­te. Er mach­te, was not­wen­dig war, um nicht zu sehr auf­zu­fal­len, nicht einen Klacks mehr.
    Er schau­te aus den großen, in Me­tall­rah­men ein­ge­faß­ten Fens­tern des Klas­sen­rau­mes in einen dunst­ver­han­ge­nen No­vem­ber­him­mel hin­aus, in dem ei­ne blei­che und kraft­lo­se Son­ne wie ein Sche­men stand. Hier ein­fach hin­ge­stellt, fremd und un­wis­send, über­flüs­sig kam er sich in der Klas­se vor. Von den Leh­rern konn­te er nichts ler­nen. Die turn­ten ih­re gleich­gül­ti­gen Leh­rer­num­mern vor und

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