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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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dür­fen nur die Hand­lan­ger sein, die Fa­brik­ar­bei­ter und Au­to­bus­fah­rer, die Kö­che, Kell­ner und Kof­fer­trä­ger. Die Krank­hei­ten hei­ßen In­dus­tria­li­sie­rung und Tou­ris­mus, und im­mer mehr von uns wer­den da­von be­fal­len.“
    Fen­ter konn­te die­sen ver­schro­be­nen Ge­dan­ken­aus­gän­gen nicht recht fol­gen, Wirt­schafts­auf­schwung, Kon­junk­tur, De­vi­sen­ein­nah­men – das wa­ren doch al­les Be­grif­fe, die po­si­tiv wa­ren, nicht wahr?
    Es fiel ihm nicht leicht, die rich­ti­gen Aus­drücke zu fin­den, schließ­lich kam ihm ein Text in den Sinn, der zu pas­sen schi­en.
    KE­NI­AS PRO­DUK­TI­ONS­ZIF­FERN STEI­GEN, DER EX­PORT WIRD IM­MER BE­DEU­TEN­DER, DIE PRO­DUK­TI­VI­TÄT LIEGT AN DER SPIT­ZE AL­LER AFRI­KA­NI­SCHEN STAA­TEN.
    Und die­ser: AUCH DAS PRO­KOPFEIN­KOM­MEN DER LAND­BE­VÖL­KE­RUNG STEIGT, UND IN DEN STÄD­TEN LE­BEN DIE SCHWAR­ZEN FREI UND REICH WIE EU­RO­PÄ­ER.
    „Das ist nicht un­ser Le­ben!“ rief Kwa-n-Sa­na hef­tig. „Da­mals zwan­gen sie uns ih­re Herr­schaft, jetzt zwin­gen sie uns ih­re Wirt­schaft auf. Wie­der die­nen wir den Frem­den, le­cken ih­nen die Hän­de und müs­sen uns in ih­ren Fa­bri­ken und Ho­tels quä­len, und uns bleibt nichts als zer­stör­te Fa­mi­li­en und ver­las­se­ne Dör­fer.“
    Fen­ter strich sich über sei­ne dün­nen, schwar­zen Lo­cken und schwieg, er war Bau­er, nicht Po­li­ti­ker, und der ein­zi­ge, völ­lig un­ver­ständ­li­che Satz, der ihm ein­fiel, lau­te­te: WAIKI­KI-HO­TEL, BUS 3.
    Er moch­te ihn nicht sa­gen.
    In der Hüt­te wur­de es kalt, das Licht, fast schon er­lo­schen, ließ gro­tes­ke Schat­ten über die Wän­de zit­tern, wie ein Netz, dach­te Fen­ter, wie ein schwar­zes Netz, das sich zu­sam­men­zieht …
    Kwa-n-Sa­na sag­te: „Der Speer kommt uns zu Hil­fe. Und du bist es, der ihn füh­ren wird.“
    GRILL­ROOM. ABENDES­SEN ZWI­SCHEN 18 UND 22 UHR. AN­GE­MES­SE­NE KLEI­DUNG ER­BE­TEN.
    Fen­ter fühl­te sich plump, als runder, glat­ter Stein, oh­ne Kopf, Hals und Glied­ma­ßen.
    „Was soll ich tun, Kwa-n-Sa­na?“ frag­te er.
    Wie­der hielt der Or­ko­yo­te ei­ne um­ständ­li­che, sehr po­li­ti­sche Re­de: „Das Un­glück kommt von den Frem­den. Sie sa­gen Hil­fe und mei­nen Ge­schäft. Sie wol­len In­dus­trie und Wirt­schaft in un­se­rem Land för­dern, aber die Ge­win­ne dar­aus wer­den sie selbst ein­ste­cken. Un­se­re Re­gie­rung in Nai­ro­bi setzt eif­rig Un­ter­schrif­ten un­ter die­se Ver­trä­ge und lädt al­le Welt ein, noch mehr Ver­trä­ge ab­zu­schlie­ßen, und die Mi­nis­ter und In­dus­trie­ver­tre­ter über­trump­fen sich ge­gen­sei­tig mit ih­ren An­ge­bo­ten.“ Er hob die Stim­me. „Wir wol­len aber das frem­de Geld nicht, es verdirbt und zer­stört uns. Wir müs­sen den Frem­den sa­gen, daß wir es nicht wol­len.“
    Fen­ter, zö­gernd: „Wie kön­nen wir es ih­nen sa­gen?“
    Kwa-n-Sa­na er­hob sich, brei­te­te sei­ne Ar­me wie Schwin­gen aus, sei­ne klei­nen Vo­gelau­gen fun­kel­ten.
    „Du wirst den wei­ßen Mi­nis­ter tö­ten, der ges­tern abend in Mom­ba­sa ge­lan­det ist.“
    Die Flam­me der Lam­pe war nun ganz er­lo­schen, doch der Ki­toi des Zau­be­rers lo­der­te in der Dun­kel­heit.
    Ein Blu­top­fer!
    Fen­ter mur­mel­te bleich: „Ich kann nicht, n-Sa­na, das nicht.“
    Und dann sag­te er völ­lig zu­sam­men­hang­los: „Ich möch­te gern noch einen Spa­zier­gang am Strand ma­chen.“
    Kwa-n-Sa­na schrie: „Du wirst den Speer füh­ren, Or-d-Fen­te. Du bist aus­er­wählt.“ Und Fen­ter hock­te ver­stört in der Hüt­te des Zau­be­rers und be­griff nicht mehr, was mit ihm ge­sch­ah.
    Von drau­ßen zirp­te nächt­li­ches Lied her­ein, zag­haft, lei­se, wie von Gras­har­fen, dar­un­ter groll­te das Mau-mau des Lö­wen als fer­ner, ver­hal­te­ner Don­ner. Kwa-n-Sa­na hat­te sich wie­der auf den Bo­den ge­kau­ert, saß ab­we­send und in sich ge­kehrt, als ob er nie mit Fen­ter ge­spro­chen hät­te, sein hell­ro­ter Ki­toi wirk­te jetzt schat­ten­haft grau.
    Fen­ter floh aus der Hüt­te und rann­te durchs Dorf, und erst drau­ßen, an den Gär­ten, un­ter den spär­li­chen Pal­men des Wäld­chens, glaub­te er zu

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