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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ge­schnitzt und zeig­te ihn stolz, und Fen­ter lä­chel­te. Der Jun­ge war ge­schickt und klug, brach­te aus der Missi­ons­schu­le viel Lob mit, Fen­ter bil­de­te sich ein, aus ihm könn­te et­was Be­son­de­res wer­den.
    Und auch mei­ne Toch­ter, mur­mel­te er, sie re­de­te mit ih­ren acht Jah­ren die Spra­che der Frem­den schon fast so gut wie ihr hei­mi­sches Sua­he­li. Da wird ei­nem ar­men Bau­ern wie mir nichts an­de­res üb­rig­blei­ben, als ei­nes Ta­ges bei­de Kin­der zur Hoch­schu­le nach Nai­ro­bi zu schi­cken, dach­te er und seufz­te glück­lich. Sie wer­den stu­die­ren und fort­ge­hen, und dann wer­den sie auf ihr klei­nes Dorf und ih­re dum­men El­tern her­ab­se­hen; da schau her, Mbi­se, ich bin auch nur ein klei­ner Bau­er ge­we­sen, wie du.
    Im Abend­licht färb­te sich das Dorf ro­sa, der hei­ße Tag ver­sank im Schat­ten der Häu­ser, Be­hag­lich­keit brei­te­te sich aus. Fen­ter streck­te sich vor dem Ein­gang sei­ner Hüt­te aus und schloß die Au­gen, wie er es im­mer tat, aber heu­te ent­spann­te es ihn nicht.
    Der Or­ko­yo­te war­te­te auf ihn.
    Die Hüt­te des Zau­be­rers war klei­ner als die an­de­ren Häu­ser, eng und atem­los, Licht fla­cker­te in ei­ner blau­en Lam­pe.
    Kwa-n-Sa­na bat ihn, sich zu set­zen, hock­te sich selbst in den un­ru­hi­gen Schein der Flam­me und sag­te sehr selt­sa­me und un­ver­ständ­li­che Din­ge.
    Fen­ter ver­stand nur so­viel, er sei der Arm ei­nes Spee­res, und ir­gend­wo ha­be der Or­ko­yo­te ihn als Aus­er­wähl­ten ge­se­hen. Auch daß es ein be­son­de­rer Speer sei, ver­mut­lich ein hei­li­ges Sym­bol, be­griff Fen­ter noch, doch er­in­ner­te er sich nicht, je­mals vor­her von die­sen Din­gen ge­hört zu ha­ben.
    „Was wer­den wir mit dem Speer tun?“ frag­te er vor­sich­tig. Kwa-n-Sa­na ant­wor­te­te: „Ein Zei­chen set­zen.“
    Fen­ter, nun völ­lig ver­wirrt, schwieg, hoff­te, der Zau­be­rer wür­de ihm die Zu­sam­men­hän­ge er­läu­tern. Doch der saß starr da, wie ent­rückt, die Flam­me in der blau­en Lam­pe ver­däm­mer­te.
    Plötz­lich sprach Kwa-n-Sa­na, da­mals, vor fünf Ge­ne­ra­tio­nen, hät­ten wei­ße Ko­lo­nia­lis­ten das Hoch­land ge­stoh­len, die Ki­ku­ju sei­en in die dür­re, kaum frucht­ba­re Step­pe ver­drängt wor­den, das Bau­ern­volk, frü­her wohl­ha­bend, sei heu­te arm und aus­ge­zehrt. Aber trotz al­ler Schwie­rig­kei­ten sei die Dorf­ge­mein­schaft er­hal­ten ge­blie­ben, die Tra­di­ti­on; die Re­geln des Zu­sam­men­le­bens und den Rat der Ah­nen ha­be man be­folgt.
    „Doch jetzt, wo Ke­nia un­ab­hän­gig ist und Han­del­s­partn­er­zwi­schen Mäch­ti­gen wer­den will, ster­ben Tra­di­ti­on und Dorf­ge­mein­schaft“, sag­te er, „wir zer­stö­ren uns selbst.“
    Die Er­zäh­lun­gen vom Hoch­land hat­te Fen­ter pa­rat, wie Le­gen­den wur­den sie von El­tern an die Kin­der wei­ter­ge­ge­ben, er glaub­te sie nicht so recht, eher schie­nen sie ihm da­zu nütz­lich, die Ver­gan­gen­heit zu ver­gol­den.
    „Das Hoch­land ist si­cher gut und frucht­bar“, sag­te er, „aber auch vol­ler Schäd­lin­ge. On­cho­zer­ko­se und Fi­la­ri­en­krank­heit pla­gen die Far­men, und selbst wenn der Bau­er ver­schont bleibt, ist die Ar­beit kaum zu be­wäl­ti­gen. Hier sind wir arm, aber si­che­rer, ich glau­be nicht, daß un­se­re Dorf­ge­mein­schaft stirbt.“
    Er woll­te auf­ste­hen und ge­hen, die An­ge­le­gen­heit schi­en er­le­digt.
    Doch der Or­ko­yo­te wies ihn jäh auf sei­nen Platz, zisch­te: „Un­se­re Krank­hei­ten hei­ßen In­dus­tria­li­sie­rung und Tou­ris­mus,“ und re­de­te schnell und mo­no­ton auf Fen­ter ein, so als ob er ei­ne Bro­schü­re über Ost­afri­kas Pro­ble­me ver­lä­se. „Wir ho­len frem­des Ka­pi­tal ins Land, aber das Geld dient nicht un­se­rem Auf­bau, son­dern dem Reich­tum der eu­ro­päi­schen und ame­ri­ka­ni­schen Kon­zer­ne. Wir ru­fen Tou­ris­ten mit viel De­vi­sen an un­se­re Strän­de, aber von ih­rem Geld müs­sen Ho­tels, Schwimm­bä­der, Flug­hä­fen und Kraft­wer­ke ge­baut wer­den, die ih­nen und nicht uns nüt­zen. Uns selbst bleibt so gut wie nichts, kaum ein Fünf­tel näm­lich, wir

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