Kopernikus 7
Vaterlandsliebe, sind aber“, und hier wurden Pescas Auge und Stimme etwas wärmer, „bloß ein Haufen von Halsabschneidern wie …“
„Wie die Mafia“, warf Augenbraue ein.
Pesca beäugte ihn mit gleichgültiger Verachtung, sein Fieber fiel ein oder zwei Grad auf die normale Temperatur zurück. „Die Mafia gibt es nicht mehr“, meinte er selbstzufrieden. „Dafür haben wir gesorgt.“
„Gib uns unsere Mafia zurück“, murmelte Augenbraue.
Pesca trat ins grelle Sonnenlicht hinaus. Die drei Männer im Laden schauten zu, wie er die Avenue des Neuen Rom (wie die offizielle Bezeichnung lautete) überquerte, und, weder nach links noch nach rechts schauend – als würden die Autos nicht wagen, ihn zu überfahren –, auf das klaffende Maul des Seitengäßchens zuging, wo sich der nächstgelegene Eingang zum Hauptquartier der Bezirksmilitärpolizei befand.
Man hörte das Rascheln von Papier, als der Mann, der in der Ecke die Timesisis, sie hastig zerknüllte und auf den Schrank warf. Er griff zum Hut und stürzte zur Tür. „Ich bemerke eben, daß meine Mittagspause schon um ist“, murmelte er und hielt den Hut unbeholfen vor das Gesicht, als sei er ihm unbewußt in dieser Lage steckengeblieben, als er im Begriffe stand, ihn zum Kopf zu führen. Vielleicht wich er ihren Augen aus – vor allem, glaubte Tony, dem sardonischen Blick von Augenbraue, der ihm folgte, als er, eine Spur zu schnell, um vollkommene Würde zu bewahren, die Treppenstiegen hinauf- und zur Tür hinausging. Einen Augenblick später bemerkten sie, wie er auf der Straße den Autos auswich.
„Ach“, sprach Tony mit einem Seufzer, „die Polizei verscheucht mir die Kundschaft. Mehr brauche ich nicht! Eine ganze Menge meiner alten Kunden kommt nicht mehr zu mir … Nun“ – mit einer wegwerfenden Handbewegung –, „ihr wißt schon. Ich bin froh, daß du nie so gedacht hast, Willy. Ich weiß das zu schätzen. Wenn ich gewußt hätte, daß der Kerl ein Bulle war, hätte ich dich gewarnt.“
Den schweren Kopfschüttelnd, trat er zum Schrank und ergriff die Zeitung, um sie glattzustreichen und zusammenzulegen. Und langsam … erstarrte er. Er starrte ungläubig auf den Schrank und den leeren Fußboden vor ihm. Er richtete die Augen auf, gar nicht schnell, und blickte seine zwei Kunden an. Willy schlüpfte gerade in seine Tweed-Jacke und stopfte das Magazin in eine seiner Taschen, wobei er etwas abwesend zu ihm hinblickte. Der andere hatte es sich anscheinend überlegt, sich die Haare schneiden zu lassen, denn auch er griff nach dem Rock. Einen Augenblick lang erkannte ihn Tony kaum, denn er sah nun aus, als sei die sardonische oder listige Erheiterung seinem Gesicht doch nicht unauslöschlich aufgeprägt. Die Augenbrauen waren gesenkt, die Augen ebenfalls; die Ironie war wie ausgelöscht. Tony konnte es sich nicht verkneifen, an ihm vorbei und beim Fenster hinauszusehen – aber was in aller Welt erwartete er zu sehen? Er erblickte nichts anderes als das, was er die letzten zwanzig Jahre gesehen hatte: die vertrauten Geschäfte und ihre Ladenschilder, die dunkle Bruchlinie der Gasse, die Fremden und die auf der Straße hin und her fahrenden Autos.
Er wandte sich um und ließ die Times auf den erst kürzlich frei gewordenen Sessel fallen. Er öffnete eine Schublade in dem Schrank, nahm ein Rasiermesser aus dem kleinen Vorrat, den er dort aufbewahrte, und legte es schweigend oben auf den Schrank, anstelle des einen, verschwundenen.
Die Hand zitterte ihm leicht dabei.
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