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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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her­ein­ström­te, und das an­de­re En­de ver­schwand ir­gend­wo in den Tie­fen der Fa­brik. Die Wän­de wa­ren weiß und kon­tu­ren­los – aus ge­kalk­tem Be­ton –, und sie wur­den täg­lich zwei­mal ab­ge­wa­schen, ein­mal vor der Mit­tags­pau­se und ein­mal nach der Ar­beit. Auch der Fuß­bo­den war ab­wasch­bar. Er be­stand aus Stein­plat­ten, und es gab einen Was­ser­an­schluß, mit des­sen Hil­fe man den Bo­den über­flu­ten konn­te. Dann nahm man einen Be­sen mit har­ten Bors­ten, mit dem man das Was­ser um­her­fe­gen und die Fle­cken auf­wi­schen konn­te. In der Ar­mee nann­te man die­se Tä­tig­keit „einen GI ma­chen“. Ma­son war in der Ar­mee ge­we­sen. Er nann­te es „einen GI ma­chen“. Die drei oder vier an­de­ren Ve­te­ra­nen, die in sei­ner Schicht ar­bei­te­ten, nann­ten es eben­so, und für sie war es im­mer ein Jux, wenn sie den Col­le­ge­bürsch­chen, die als Aus­hil­fen in der Fa­brik be­schäf­tigt wa­ren, er­klär­ten, wie­so die Ar­beit, zu der sie sich hat­ten an­stel­len las­sen, so hieß. Die Col­le­ge­bu­bis wuß­ten nie, was „einen GI ma­chen“ war, bis man es ih­nen zeig­te, und sie be­grif­fen auch nie, was dar­an wit­zig sein soll­te oder wes­halb es so ge­nannt wur­de. Sie wa­ren für ge­wöhn­lich ziem­lich däm­lich.
    Im Bo­den be­fand sich ein Ab­fluß, durch den das Was­ser ab­lau­fen konn­te, wenn man den GI ge­macht hat­te. Trotz al­lem aber ließ sich die Hal­le nie­mals völ­lig sau­ber schrub­ben. Am En­de des Ta­ges blieb im­mer ein we­nig Blut zu­rück, das den Bo­den und die Wän­de be­fleck­te. Al­len­falls konn­te man hof­fen, es in den Stein­plat­ten zu ver­rei­ben, so daß man es nicht mehr er­ken­nen konn­te. Nach ei­ni­ger Zeit wur­de das Weiß des­halb schmud­de­lig und stumpf­te schließ­lich zu ei­nem schmut­zi­gen Spül­was­ser­grau ab.
    Dann wur­de die Hal­le wie­der ge­kalkt, und das Gan­ze be­gann von vorn.
    Die­ser Kreis­lauf dau­er­te et­was län­ger als ein Jahr, und im Au­gen­blick wa­ren sie un­ge­fähr zur Hälf­te hin­durch. Die Män­ner, die hier ar­bei­te­ten, in­ter­es­sier­te es im Grun­de einen Dreck, ob die Wän­de weiß wa­ren oder nicht, aber es war ei­ne Be­triebs­vor­schrift. Die Vor­schrif­ten be­stan­den dar­auf, daß die Hal­le aus hy­gie­ni­schen Grün­den so sau­ber wie mög­lich ge­hal­ten wur­de, aber es diente auch da­zu, sie psy­cho­lo­gisch at­trak­ti­ver zu ma­chen, da­mit das Per­so­nal bes­ser funk­tio­nier­te. Die Ar­bei­ter hät­ten sich auch um die psy­cho­lo­gi­sche At­trak­ti­vi­tät ih­rer Um­ge­bung einen Dreck ge­küm­mert, selbst wenn sie ge­wußt hät­ten, was das war. Es war ein­fach nicht zu ver­mei­den, daß es an ei­nem Ar­beits­tag hier ein biß­chen schmut­zig wur­de.
    Es war ein Schlacht­haus, auch wenn es in den Schrif­ten der Fir­ma im­mer als Fleisch­ver­pa­ckungs­fa­brik be­zeich­net wur­de.
    Der Mann, der das ei­gent­li­che Tö­ten aus­führ­te, war Ma­son: der Brenn­punkt der Fir­ma, al­ler Fleisch­pa­cker und Last­wa­gen und Kon­ser­ven­ab­füllan­la­gen und Se­kre­tä­rin­nen und Ak­tio­näre. Er war ihr kleins­ter ge­mein­sa­mer Nen­ner. Bei ihm fing al­les an.
    Er stand mit sei­nem Ham­mer am of­fe­nen En­de der Hal­le, ganz vorn am An­fang des Werks, und dort war­te­te er auf die Kü­he, die vom La­de­hof her­ein­ka­men. Er hat­te einen zehn­pfün­di­gen Vor­schlag­ham­mer, lang und schwer, mit ge­rif­fel­tem Gum­mi am Griff, da­mit er ihn bes­ser hal­ten konn­te. Da­mit schlug er den Kü­hen ge­gen den Schä­del. Sie trie­ben die Kü­he ein­zeln her­ein, über einen ab­schüs­si­gen Gang di­rekt zu Ma­son, und Ma­son ließ sei­nen Ham­mer nie­der­schwin­gen und schlug der Kuh mit un­ge­heu­rer Ge­walt zwi­schen die Au­gen, und der Ham­mer fuhr glatt durch den Schä­del­kno­chen mit­ten ins Hirn und tö­te­te die Kuh au­gen­blick­lich. Ein Schwall von war­mem, kleb­ri­gem Blut drang her­vor, und blau-ro­te Hirn­mas­se spritz­te auf, die Kuh knick­te in den Vor­der­bei­nen ein, als woll­te sie sich ver­nei­gen, und dann brach das Hin­ter­teil zu­sam­men, und mit ei­nem don­nern­den Kra­chen sack­te der

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