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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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doch mittlerweile unmöglich geworden sein, die tiefen Sympathievibrationen weiterhin zu mißachten, die sich ungehindert zwischen uns ausbreiten. Großer Gott, wenn du doch nur wüßtest, wie ich von dir geträumt habe, mein glorreicher, gottgleicher Chib …“
    „Wenn Sie meinen, daß ich nun ja sage, weil Sie die Macht haben, meinen Ruf aufzubauen oder zu zerstören und mir die Unterstützung zu verweigern, dann haben Sie sich getäuscht“, sagt Chib. Er entzieht ihm die Hand.
    Luscus’ sehendes Auge starrt ihn an. „Findest du mich denn unattraktiv?“ sagt er fassungslos. „Gewiß nicht aus moralischen Gründen …“
    „Es geht ums Prinzip“, sagt Chib. „Selbst wenn ich Sie lieben würde, was nicht der Fall ist, würde ich es nicht zulassen, daß Sie mit mir ins Bett steigen. Ich möchte einzig aufgrund meines künstlerischen Stellenwertes beurteilt werden. Und da wir gerade dabei sind – das Urteil anderer ist mir völlig egal. Ich möchte weder von Ihnen noch von sonstwem Lobhudeleien oder Verwünschungen anhören. Schaut euch meine Bilder an und unterhaltet euch miteinander, ihr Schakale. Aber erwartet nicht, daß ich den Bildern zustimme, die ihr euch von mir macht.“
     
    NUR EIN TOTER KRITIKER
IST EIN GUTER KRITIKER
     
    Omar Runic hat seine Bühne verlassen und steht nun vor Chibs Bildern. Er legt eine Hand auf seine entblößte linke Brust, auf die ein Bild Herman Melvilles tätowiert ist. Den Ehrenplatz auf der rechten Brust nimmt Homer ein. Er brüllt laut, seine schwarzen Augen erinnern an Ofentüren, die von einer Explosion aufgerissen wurden. Wie schon oft zuvor, überkommt ihn beim Anblick von Chibs Bildern eine Inspiration.
     
    „Nennt mich Ahab, nicht Ismael.
    Denn ich habe den Leviathan gefangen.
    Ich bin das Füllen des wilden Esels, den Menschen geboren.
    Ho! Meine Augen haben alles geschaut!
    Mein Busen gleicht einem Weinfaß ohne Spundloch.
    Ich bin ein Meer mit Türen, die verschlossen sind.
    Obacht! Die Haut wird reißen, und die Türen werden bersten!
     
    Du bist Nimrod, sage ich zu meinem Freund Chib.
    Die Stunde ist gekommen, da Gott zu seinen Engeln spricht:
    Wenn er das schon am Anfang vollbringen kann,
    So ist ihm nichts unmöglich.
    Er wird vor den Pforten des Himmels
    In sein Horn stoßen und verlangen nach
    Dem Mond als Geißel, der Jungfrau zu seiner Frau,
    Und er wird seinen Anteil verlangen vom Profit
    Der Großen Hure von Babylon.“
     
    „Bringt den Hurensohn zum Schweigen!“ brüllt der Direktor des Festivals. „Er wird einen Aufstand anzetteln so wie letztes Jahr auch!“ Die Ordnungshüter stürmen herein. Chib beobachtet Luscus, der sich mit einem Fidomann unterhält. Chib kann Luscus nicht hören, ist sich aber sicher, daß dieser keine Komplimente über ihn verbreitet.
     
    „Schon lange vor meiner Geburt schrieb Melville.
    Ich aber bin der Mann, der verstehen will
    Das Universum, aber nach meinen Werten verstehen.
    Ich bin Ahab, dessen Haß zerschellen und bröckeln muß.
     
    Alle Hindernisse von Zeit, Raum und Thema,
    Von Sterblichkeit müssen überwunden werden.
    Ich bohre meinen Glühstrumpf in den Schoß der Schöpfung
    Und schrecke auf in seiner Zuflucht,
    Was immer Unbekanntes sich dort verbergen mag,
    Fern, unnahbar, unenthüllt.“
     
    Der Direktor bedeutet den Polizisten, Runic zu entfernen. Ruskinson brüllt immer noch, die Kameras schwenken aber abwechselnd zu Luscus und Runic. Eine der Jungen Rettiche, Huga Wells-Erb Heinsturbury, die Science Fiction-Autorin, wird von einer durch Runics Stimme verursachten Hysterie geschüttelt, die bald in Rachegelüste umschlägt. Sie wirft sich auf einen Fidomann von Time. Time ist schon lange kein Magazin mehr, weil es gar keine Magazine mehr gibt, sondern wurde zu einem von der Regierung subventionierten Kommunikationsbüro. Time ist ein Beispiel für die Linke-Hand-rechte-Hand-Hände-weg!-Politik von Onkel Sam, der Kommunikationsbüros mit allem bestückt, was sie brauchen, den Büroangestellten aber gleichzeitig erlaubt, die Politik des Büros selbst zu bestimmen. So lassen sich Regierungsunterstützung und Pressefreiheit auf einen Nenner bringen. In der Theorie ist das ausgezeichnet.
    Time hat sich vieles von seiner ursprünglichen Politik bewahrt, und die lautete: Wahrheit und Objektivität müssen feinsinnigen Witzeleien geopfert werden, und Science Fiction ist in jedem Falle zu verreißen. Time hat fast alle Romane von Heinsturbury niedergemacht, und nun macht sie sich daran, für den

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