Kopernikus 8
als er sie dann aufsein Zimmer bat, wies sie ihn ab – warm und voller Bedauern, das aufrichtig gemeint schien. Dies war die letzte Nacht ihrer fünftägigen Empfängnisverhütungsmittelpause, informierte sie ihn. Sie war augenblicklich so fruchtbar wie ein Nerz, daher wollte sie sich nicht darauf einlassen. Sie wirkte aufrichtig. „Wissen Sie, dies ist nicht die letzte Nacht“, sagte sie, und ihr Lächeln ließ daran keinen Zweifel.
Am nächsten Morgen trafen sie sich beim Windpollenfeld, wo sie ihm rasch und gekonnt beibrachte, wie er die großen Organismen kontrollieren konnte. Schon nach einer Stunde flogen sie durch die Luft. Sie überquerten den See und landeten an den anmutigen Hängen des zerklüfteten Monolang, wo sie ein Essen aus sonnengegrillten Fischen und Weinbeeren zu sich nahmen. Später rannten sie lachend zu einem glitzernden Bach. Als sie nach dem Baden auf dem glasigen Fels lagen und sich sonnten, suchte er ihren nackten Körper so unverfänglich wie möglich nach Spuren von Zanjak ab – eventuelle Schwellungen um die Hüften oder kleine rote Pusteln unterhalb des Nabels, vielleicht sonst etwas, das ungewöhnlich aussah. Nirgends war etwas sichtbar. Die Broschüre über Zanjak, die wohlweislich auf dem Nachttisch seines Hotelbetts lag, hatte ihn informiert, daß Zanjak keinerlei äußere Spuren hinterließ, aber das trug nicht zur Minderung seiner Unsicherheit bei.
Es wäre sehr einfach gewesen, sie an den Hängen dieses glasigen Berges zu lieben, doch seine Unsicherheit hielt ihn zurück, und sie ergriff ebenfalls nicht die Initiative. Schließlich zogen sie sich wieder an und setzten ihren Flug fort. Sie unterbrachen ihre Reise nochmals, um ein Eingeborenendorf zu besuchen – es waren warzige Geschöpfe mit flachen Gesichtern und pelzigen, falterähnlichen Fühlern, so häßlich, daß er sich fragte, welcher Tourist verzweifelt genug gewesen sein konnte, daß er sich den Parasiten von ihnen geholt hatte –, und später am Nachmittag, während sie über ein Feld mild aphrodisischer Blüten gingen, verfielen sie in eine jener kurzen und intimen Konversationen, die nur solche Menschen führen, die zu Liebhabern werden. „Was für ein herrlicher Tag dies gewesen ist“, sagte sie ihm auf dem Rückweg zum Hotel.
In dieser Nacht bat sie ihn auf ihr Zimmer. Doch während sie sich auszogen, hämmerten nur zwei Themen in seinem Kopf. Das eine war seine Bewunderung ihrer Schönheit, Wärme und Intelligenz sowie ihrer begehrenswerten Art. Und das andere war Zanjak, Zanjak, Zanjak.
Was sollte er tun? Er kam im gedämpften Licht zu ihr. Er stellte sich vor, wie er zu ihr sagte: „Vergib mir Marbella, aber ich muß es wissen. Dieser schreckliche Parasit … diese furchtbare Krankheit … „Und er konnte förmlich sehen, wie sie angesichts dieser taktlosen Frage vor Wut schäumen würde, worauf unweigerlich gleich die Frage folgen würde, ob er sie denn für die Art von Frau halte, die etwas so Abscheuliches vorsätzlich vor ihm verbergen konnte, und dann würde sie ihn in den Flur stoßen, die Tür zuschlagen und ihm Flüche hinterherschreien …
Er gab nach. Sie lächelte. Ihre Augen brannten vor Verlangen, jeder Gedanke an Widerstand war absurd. Er zog sie in die Arme.
Für den Rest der Woche waren sie Tag und Nacht unzertrennlich. Aber er gab sich keinen Illusionen hin: Dies war nur ein Urlaubsflirt, und wenn seine Zeit abgelaufen war, dann würde er nach Waldemar zurückkehren, und das wäre das Ende. Doch solange es andauerte, war es wunderbar. Sie war eine angenehme Gefährtin, und sie schien sich aufrichtig und rückhaltlos in ihn verliebt zu haben, was ihn fast schon etwas bekümmerte. Er
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