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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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schüt­tel­te mei­ne Hand und lehn­te sich dann ge­gen die Heck­tür, wäh­rend ich ihn frag­te, was hier in der Ge­gend los sei.
    „Flo­ra­bel­las Ta­ver­ne ist we­gen Re­no­vie­rung ge­schlos­sen. In Apop­ka läuft ein Film, aber das sind fünf­und­zwan­zig Mei­len, ’s heut­zu­ta­ge nich’ mehr viel los in Bo­ca Bian­ca.“
    „Ich glau­be, da wird auch künf­tig nicht mehr viel los sein.“ Das war al­so der Na­me die­ser Stadt: Bo­ca Bian­ca oder der Wei­ße Schlund, falls mich mein bruch­stück­haf­tes Spa­nisch nicht im Stich ließ. Lus­tig, dach­te ich, Bo­ca oder „Schlund“ wies im­mer auf ei­ne Bay hin, aber die­ses Bo­ca ist we­der na­he am At­lan­tik noch an der Golf­küs­te …
    „Nein, Sir“, stimm­te Bump zu. „Nein, Sir.“
    „Apop­ka bie­tet wohl die nächs­te Un­ter­hal­tung, was?“ Kein Ort, um mich selbst zu ver­lie­ren, wie in Mi­a­mi, als mei­ne Ein­sam­keit un­er­träg­lich wur­de. „Wie steht es mit der Fre­ak-Show?“
    „Das is’ das ein­zi­ge, bis das Flo­ra­bel­la wie­der auf­macht.“ Bump zuck­te die Ach­seln, „’tür­lich liegt es et­was ab­seits vom Weg.“
    „Oh, tat­säch­lich?“ Ich hat­te schon im­mer einen Hang zum Bi­zar­ren, und dies schi­en ei­ne aus­rei­chend ge­heim­nis­vol­le Ab­len­kung zu sein, um mei­ne Me­lan­cho­lie zu hei­len. „Wie kom­me ich da hin?“
    „Zwei Mei­len nach Sü­den, nach der Ka­nal­brücke dann links. Sie be­fin­det sich am En­de des Feld­wegs, et­wa nach ei­ner Mei­le.“
    Ich dank­te Bump, stieg in den Ho­ri­zon und fuhr los, um die di­cke Da­me, den Jun­gen mit dem Hun­de­ge­sicht oder was auch im­mer für exo­ti­sche Krea­tu­ren zu be­stau­nen, die der Ver­si­on von Bo­ca Bian­cas ab­so­lu­ter Spit­zen­klas­se ent­spre­chen moch­ten. Merk­wür­dig, daß es ab­seits der Haupt­stra­ße lag, dach­te ich. Als die Ster­ne über den dunk­ler wer­den­den Oran­gen­plan­ta­gen blink­ten, er­war­te­te ich die Piz­zi­ka­to-Gi­tar­re zu hö­ren, die die Twi­light-Zo­ne {1} ein­lei­tet.
    „Ge­or­ge Hal­lahan“, in­to­nier­te die kör­ni­ge Stim­me Rod Ser­lings in mei­nem Schä­del, „zwei­und­drei­ßig Jah­re alt. Ein recht selt­sam aus­se­hen­der Idea­list, der ein­mal tö­rich­ter­wei­se der Mei­nung war, er könn­te durch den Rauch von Can­na­bis aus die­ser un­ge­müt­li­chen in ei­ne bes­se­re Welt schlüp­fen. Ge­or­ge fand her­aus, daß er nicht ein­mal sein ei­ge­nes Le­ben zu­sam­men­hal­ten konn­te und noch we­ni­ger ei­ne krän­keln­de Ge­sell­schaft. Jetzt, auf ei­ner ab­ge­le­ge­nen Stra­ße in Flo­ri­da fah­rend, ist der des­il­lu­sio­nier­te al­bi­nöse Ex-Hip­pie-Ex­por­teur di­rekt auf …“ Di­rekt auf dem Weg zu ei­ner arm­se­li­gen Fre­ak-Show. Pas­send.
    Das Stig­ma der Al­bino­krank­heit war in der neu­eng­li­schen Stadt, wo ich mei­ne ers­ten acht Le­bens­jah­re ver­brach­te, nicht so schlimm ge­we­sen. Ein An­fall rheu­ma­ti­schen Fie­bers mach­te es mir je­doch un­mög­lich, das kal­te Wet­ter zu er­tra­gen, und mein Va­ter, ein Ver­wal­tungs­an­ge­stell­ter, nahm auf Drän­gen mei­ner Mut­ter einen Job in Mi­a­mi an. Des­halb ging die Fa­mi­lie mei­net­we­gen nach Sü­den, und ich wuchs als geis­ter­haft Ver­bann­ter un­ter den bron­ze­nen Göt­tern und Göt­tin­nen auf.
    Dann kam der Som­mer der Lie­be, ich ließ mei­ne wei­ßen Haa­re lang wach­sen, und die Aus­ge­nipp­ten hiel­ten mich für to­tal ab­ge­fah­ren. Als ich zum ers­ten­mal bei ei­nem Rock­fes­ti­val na­he Or­lan­do Acid warf, gab es noch kei­nen ein­zi­gen zy­ni­schen Kno­chen in mei­nem Kör­per – auch nicht, nach­dem ich mich von ei­nem ernst­haf­ten Fall von Son­nen­brand er­holt hat­te, den ich mir beim Nackt­tan­zen un­ter der bren­nen­den Son­ne zu­ge­zo­gen hat­te –, doch die Rea­li­tät hat­te bald, wäh­rend mei­ner ra­di­ka­len Col­le­ge­ta­ge, ih­ren häß­li­chen Kopf er­ho­ben. Das Trä­nen­gas und die Gum­mi­knüp­pel, die die Bul­len auf der po­li­ti­schen Ver­samm­lung in Mi­a­mi Be­ach an­no ’72 ein­setz­ten, hat­ten mir ei­ne wert­vol­le Lek­ti­on dar­über er­teilt, daß die Din­ge ge­nau an­ders­her­um la­gen,

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