Kopernikus 8
Donegal genannt wurde. Wie so viele andere war auch sie hergekommen, um eine unglückliche Ehe zu vergessen. Als sie die Cocktailbar gemeinsam verließen, spürte Helmut Marbellas Blick im Rücken, und es war, als würde er mit harter Strahlung bombardiert werden.
Er und Sinuise aßen, tanzten und näherten sich unaufhörlich dem obligatorischen Ende des Abends. Im Casino konnte er Marbella wieder sehen. Sie betrachtete sie wütend aus der Ferne. „Komm“, sagte er zu der Frau von Donegal. „Gehen wir spazieren.“ Er legte den Arm um ihre Schulter. Sie war angenehm und liebenswert, und zweifellos dürstete sie nach Nähe und Wärme und Geborgenheit. Er wußte, er mußte sie nur fragen, und sie würde mit ihm aufsein Zimmer kommen. Doch während sie den umrankten Weg hinabschritten, wurde ihm klar, daß er es nicht fertigbringen würde. Seine Rache an Marbella so weit zu treiben, daß er ein unschuldiges, argloses Geschöpf mit Zanjak anstecken würde … nein. Nein.
Er küßte sie lange und innig unter den rauschenden Wedeln einer Prachtweide, dann ließ er sie los und sagte: „Es war ein wunderbarer Abend, Sinuise.“
„Ja. Für mich auch.“
„Vielleicht gehen wir morgen zusammen Windpollenfliegen.“
„Das wäre schön. Aber … heute nacht … ich dachte …“
„Ich kann nicht. Nicht mit dir. Weißt du, ich habe Zanjak. Und wenn du es nicht auch bekommen willst …“
Ihr Gesicht schien in sich zusammenzusacken. Ihre großen Augen füllten sich mit Tränen. Er nahm ihre Hand in seine, doch sie wurde von Ekel geschüttelt, riß sich los und floh schluchzend vor ihm.
„Tut mir leid“, rief er ihr hinterher. „Mehr, als du es dir vorstellen kannst!“
Marbella war immer noch im Casino, immer noch allein. Sie sah verblüfft auf, als er zurückkehrte. Er bedachte sie mit einem bitterbösen Blick und ging zum Gravitationswürfeltisch. Innerhalb von fünfzehn Minuten hatte er die Hälfte des Geldes verspielt, das er bei sich hatte. Er dachte an die reizende kleine Sinuise, die nun allein in ihrem Bett lag. Er dachte an Helmut Schweid, der von einem bizarren fremden Organismus befallen war. Er dachte an Marbella, ihre Energie, ihre Leidenschaft, die spitzen Lustschreie, die sie ausstieß, ihre Schlagfertigkeit und ihren trockenen Humor. Vielleicht hat sie die Wahrheit gesagt, dachte er ernüchtert. Vielleicht hat sie wirklich geglaubt, ich hätte mich bei der Blondine vom Rigel angesteckt.
Und außerdem – was habe ich schon für eine Wahl?
Langsam und niedergeschlagen schlurfte er durch den großen Raum. Marbella spielte zügellos Fünf-Chip-Cargo. Er beobachtete, wie sie ihr Geld verlor. Dann berührte er sie sanft am Arm.
„Du hast gewonnen“, sagte er.
Sie blieben noch acht Tage im Hotel, dann zogen sie ins Quarantänezentrum um, weil sein Geld verbraucht war und er keines von ihr annehmen wollte. Wie er rasch herausfand, war es dort ebenso schön wie im Hotel, und die Naturwunder waren ebenso bizarr und herrlich anzusehen. Sie bekamen eine kleine Blockhütte und verbrachten ihre Tage mit Angeln oder Schwimmen, die Nächte aber mit der Liebe. Im Verlauf der folgenden zehn Wochen wurden Marbellas Brüste schwer, und ihr Bauch wurde rund, und als ihre Zeit gekommen war, wollte sie nicht in die Klinik des Quarantänezentrums gehen. Sie brachte die sempoanganischen Jungen hinter der Hütte zur Welt, ein ganzes Rudel schlanker, winziger Geschöpfe, die wie grüne Ottern aussahen und von denen sich etwa fünfzehn ohne Mühe aus ihrem Inneren ergossen. Helmut grub eine Grube und schaufelte sie alle hinein, und nachdem sie sich etwa eine Stunde ausgeruht hatte, gingen sie gemeinsam zum Strand hinunter, wo kristallklare Wogen
Weitere Kostenlose Bücher