Kopernikus 8
einen Penis, weil wir als Männer auf die Welt gekommen sind, daher sieht es manchmal so aus, als würden wir in die Dusche pinkeln, auch wenn wir es gar nicht tun!“
Spatz lachte, dann betrachtete er Fuchsias Lenden, dann Schwans, schließlich sein eigenes kleines Stummelchen.
„Alle fertig?“ erkundigte sich Schwan.
Fuchsia ging zur Wand und stellte das Wasser mit einem Prschrrab.
„Ich hole Handtücher“, sagte Coyote, aber Schwan hielt ihn fest.
„Für mich nicht“, sagte sie. „Es ist so warm, daß ich auch im Freien trocken werde.“
„Ich auch“, sagte Fuchsia.
Und ich, signalisierte Spatz.
Coyote zuckte die Achseln. „Na gut.“ Die ganze Gruppe ging nach draußen, nahm Kleidungsstücke von der Leine, holte schließlich Fahrräder aus dem Schuppen und fuhr davon.
Spatz stellte sein Rad bei den anderen ab und machte sich auf eigene Faust daran, die Farm zu erkunden. Er war nur ein oder zwei Male hier gewesen, aber noch nie hatte er so viele Menschen gesehen. Das größte Gebäude der Farm war eine aus Holz erbaute Pyramide. Die Fenster und verschiedene Teile der Wand waren heruntergeklappt, um das Tageslicht einzulassen. Spatz hielt sich von den auf dem Rasen spielenden Kindern fern und umrundete das Haus, wobei er in offene Räume spähte. In einem saßen ungefähr zehn Leute und hielten sich bei den Händen. Sie hatten alle die Augen geschlossen, und er vermutete, daß sie Om praktizierten. Fuchsia hatte ihm das im letzten Herbst beigebracht. Es vermittelte ein gutes Gefühl, besonders, wenn man es durch die Hände des Nachbarn spürte.
Er schlüpfte unter einem niederen Bogen in der Hecke hindurch und gelangte in den Garten. Blumen aller Farben blühten im Sonnenlicht. Hinter einigen Büschen reckte sich ein riesiger, knorriger Kirschbaum himmelwärts, wo er zu einem weißen Blütenmeer explodierte. Mehrere Beinpaare hingen daraus herab, und oben wurde die Krone geschüttelt, was zu einem weißen Regen führte. Spatz ging langsam zwischen den Büschen auf den Baum zu und grinste glücklich bei dem Gedanken an ein Versteck, der seine Wirbelsäule emporkribbelte.
Er rannte um einen Busch herum und stand plötzlich inmitten einer Gruppe von Leuten, die im Gras saßen. Einige sahen zu ihm auf. Er konnte sich nicht bewegen. Eine Frau spielte Gitarre, alle anderen bewegten sich mit offenen Mündern wiegend hin und her. Er konnte ihre Worte nicht verstehen, da sie die Lippen nicht genügend bewegten. Mit einiger Anstrengung riß er sich los und lief in eine andere Richtung.
Ein Versteck! Er entdeckte einen Busch, kroch darunter und kauerte sich in der trockenen, von Blättern umgebenen Kuhle zusammen. Das war schon besser.
Manchmal fragte er sich wirklich, wie es sein mußte, von Dingen zu wissen, die man nicht sehen konnte. Er konnte verschiedene Dinge fühlen, Trommeln, das Om und den Zeppelin heute morgen. Er spürte diese Dinge im Magen und mit den Fingerspitzen und auch, wenn er die Hände auf die Kehle von jemandem legte, der sprach oder sang. Aber wie mochte es sein, jemanden zu fühlen, der mit abgewandtem Rücken sprach? Wie mochte es sein, eine Vogelstimme in den Zweigen eines Baumes trällern zu hören? Konnten andere Menschen diese Dinge wirklich aus der Ferne fühlen?
Seine Aufmerksamkeit wurde von Bewegungen außerhalb der Blätter abgelenkt. Alle gingen in dieselbe Richtung – zum Haus. Es schien an der Zeit zu sein – aber woher wußten sie das?
Als die Glocke zu läuten begann, war es in der Küche schon übervoll und laut. Einen Atemzug lang verstummten alle rings um Coyote, dann begannen sie wieder zu sprechen, aber nun leiser, mit veränderten Stimmen. Sie gingen alle auf die Tür zu, die zum Gemeinschaftsraum
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