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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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eil­te er wei­ter den Pfad ent­lang. Die ro­te Son­ne fla­cker­te zwi­schen Blät­tern und Stäm­men, wäh­rend er ging. Der Pfad führ­te sanft ge­krümmt hin­ab, dann stieg er wei­ter an, führ­te um einen Fel­sen her­um und dann di­rekt bis zum Wald­rand, nur we­ni­ge Me­ter von der Ein­gangs­tür der Haupt­kup­pel ent­fernt.
    Er blieb ste­hen und fühl­te sich taub und alt. Sei­ne lin­ke Wan­ge be­gann zu schmer­zen, Trä­nen ran­nen her­ab. Spatz rann­te los.
     
    Die Tür schlug zu und sperr­te den Spät­nach­mit­tag aus. Schrit­te eil­ten die Ram­pe her­ab. Co­yo­te, der näh­te, sah auf. „He …“ Sei­ne grau­en Au­gen folg­ten Spatz, der wie ein Blitz durchs Zim­mer eil­te und hin­ter der blau­en Fla­nell­tür ver­schwand. „Puh“, sag­te er. „Ich fra­ge mich, was die­se Ei­le zu be­deu­ten hat.“
    Schwan, die ne­ben ihm saß, hol­te ein Stopfei aus ei­ner So­cke und sah ih­ren Sohn an. „Hast du die Trä­nen nicht ge­se­hen?“
    „Was?“ Co­yo­te hob die Schul­tern sei­ner ro­ten Haar­wol­ke ent­ge­gen. „Aber …“
    „Ich ha­be Spatz die gan­ze Zeit nicht aus den Au­gen ge­las­sen“, er­klang Fuch­si­as Stim­me hin­ter ei­nem Paar Ho­sen. Flipp, flapp, und schon lan­de­ten sie zu­sam­men­ge­legt auf dem Wä­sche­sta­pel. „Ich glau­be, Spatz hat das al­les … be­son­ders auf­ge­nom­men“, sag­te er. „Ich glau­be, daß er es aus der Sicht ei­nes Fünf­jäh­ri­gen wirk­lich ver­stan­den hat.“
    Da­nach wur­de es im Zim­mer ei­ni­ge Mi­nu­ten still, ab­ge­se­hen vom Ge­räusch von Stoff auf Stoff. Dann sag­te Co­yo­te: „O Gott …“
    „Ich glau­be, Spatz war er­grif­fen“, sag­te Schwan. „In ei­nem re­li­gi­ösen Sinn.“
    Co­yo­te sah sie einen Au­gen­blick stumm an, dann steck­te er den Fli­cken, den er fest­näh­te, mit ei­ner Na­del fest und stand auf.
    „Nun mach mal einen Punkt, Co­yo­te“, be­gann Schwan, doch er war schon ver­schwun­den. Sie sank wie­der zu­rück, schüt­tel­te den Kopf und schürz­te die Lip­pen. „Mein Gott, wann wird der Mann je­mals ler­nen, je­man­den al­lein zu las­sen?“
    Spin­ne schob die Tür bei­sei­te (ein Schnapp­schuß ei­nes Spi­ral­mo­le­küls, Sei­de auf Sack­lein­wand) und kam ins Zim­mer. „Schwan“, sag­te sie, „ich muß euch et­was …“
    „Er hört ein­fach nicht zu“, sag­te Schwan. „Und Spatz kann es nicht.“
    „Schwan …“
    „Na gut, ich schät­ze, wir müs­sen sie ein­fach in Ru­he las­sen, da­mit sie ge­mein­sam ih­re Ant­wor­ten fin­den kön­nen.“ Wie­der schüt­tel­te sie den Kopf.
    Spin­ne seufz­te. „Da hast du wohl recht.“
    Fuch­sia stieß Schwan an und räus­per­te sich. „Spin­ne, woll­test du …“ sag­te er.
    Spin­ne lä­chel­te ih­rem Bru­der er­schöpft zu und schüt­tel­te den Kopf. Sie wand­te sich um und ging wie­der in ihr Zim­mer, um zu pa­cken.
     
    Co­yo­te fand Spatz in De­cken ver­gra­ben an ei­ner Wand der klei­nen Kup­pel. „He“, sag­te er und schüt­tel­te sanft Spatz’ Schul­ter. „Ich bin’s.“ Er dreh­te den Jun­gen auf den Rücken und be­trach­te­te des­sen ro­te Au­gen. „He, was hältst du denn von der Ge­burt heu­te? Ich fand, daß sie wun­der­schön war, du nicht auch?“
    Spatz schüt­tel­te ni­ckend sei­ne brau­ne Mäh­ne.
    „Was denkst du dar­über? Was hast du emp­fun­den? Das wür­de ich wirk­lich ger­ne wis­sen.“
    Spatz run­zel­te die Stirn und lä­chel­te fast, doch dann be­gann er zu schluch­zen. Co­yo­te such­te nach sei­ner Hand und drück­te sie.
    „War es denn nicht hübsch?“ frag­te er. „Ich ha­be in mei­nem Le­ben drei Ge­bur­ten ge­se­hen, ei­ne da­von war dei­ne … und je­des­mal war es zu gut, als daß man es be­schrei­ben könn­te, und viel zu schön.“
    Sein Sohn wand­te sich ab und wein­te un­ge­niert in die De­cke.
    „He“, sag­te Co­yo­te. „He.“ Und er fuhr mit der Hand über den blo­ßen Arm, der un­ter der De­cke her­vor­rag­te. Spatz gab ein lang­ge­zo­ge­nes, tie­fes Heu­len von sich, bei dem es Co­yo­te kalt den Rücken hin­un­ter­lief. Er dreh­te den Jun­gen be­hut­sam wie­der um. Spatz sah ihn mit hel­len, feuch­ten Au­gen an und zog auch die an­de­re Hand un­ter der De­cke her­vor. Sei­ne Fin­ger

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