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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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nie­der. Spin­ne zupf­te einen di­cken Gras­halm her­aus und kau­te auf ei­nem En­de, wäh­rend sie die sub­ti­len Farb­ver­än­de­run­gen in Wan­de­rers achat­far­be­nen Pu­pil­len be­trach­te­te.
    „Wann wird denn das große Er­eig­nis statt­fin­den?“
    „Ich ha­be mich für drei Uhr zwei­und­vier­zig ent­schie­den“, ant­wor­te­te Wan­de­rer. „Ich ha­be die We­hen heu­te mor­gen be­gin­nen las­sen. Ich hat­te ur­sprüng­lich heu­te abend sie­ben Uhr er­wo­gen, bin dann aber da­von ab­ge­kom­men. Nun ent­geht mir die Kon­junk­ti­on von Mars und Ve­nus, aber da­für er­hal­te ich einen herr­li­chen Tri­go­nal­a­spekt, und der Mond steht im Krebs, und das ge­fällt mir.“
    Spin­ne muß­te la­chen. „Weißt du, ich ha­be nicht den lei­ses­ten Schim­mer, wo­von du über­haupt sprichst.“
    Wan­de­rer zog ei­ne ih­rer bu­schi­gen Brau­en in die Hö­he. „Du soll­test we­nigs­tens wis­sen, daß dein Mond eben­falls im Krebs steht!“
    „Groß­ar­tig“, sag­te Spin­ne. „Wir wer­den einen Klub grün­den.“ Sie beug­te sich hin­über und küß­te Wan­de­rers Wan­ge. „Aber meinst du nicht, du hät­test du-weißt-schon-wen we­gen des Zeit­punkts fra­gen müs­sen?“
    Wan­de­rer run­zel­te die Stirn – „Wen? Oh!“ – und sag­te la­chend: „Dum­mer­chen, das ist doch der sprin­gen­de Punkt. Ich ha­be den rich­ti­gen Zeit­punkt durch Ab­stim­mung mit mei­nem In­ne­ren er­reicht. Ich wür­de doch nichts er­zwin­gen wol­len! Schließ­lich ist dies der wich­tigs­te Tag die­ses neu­en Le­bens.“ Sie strei­chel­te mit der Hand den Stoff über ih­rem Bauch.
    Spin­ne biß sich auf die Lip­pe. „Du, Wan­de­rer …“
    „Hmm?“ Wan­de­rer dreh­te ihr den Kopf zu, doch ih­re Au­gen schie­nen einen Punkt hin­ter Spin­nes lin­ker Schul­ter zu fi­xie­ren. „Was ist?“
    „Ich woll­te sa­gen … nun … sa­gen …“
    Wan­de­rer preß­te ei­ne Fin­ger­spit­ze sanft auf Spin­nes Lip­pen. „Ja“, sag­te sie. „Ich ha­be die an­de­ren be­reits ge­fragt. Ich glau­be, es geht in Ord­nung.“
    Spin­ne küß­te ih­re Hand­flä­chen. „Du hast mei­ne Ge­dan­ken nicht voll­stän­dig ge­le­sen.“
    Wan­de­rers Au­gen­brau­en wuch­sen zu ei­ner lan­gen, dich­ten He­cke zu­sam­men. „Ich dach­te … ich mein­te … möch­test du denn nicht zu uns zie­hen?“
    Spin­ne at­me­te tief ein und stieß einen Seuf­zer da­mit aus.
    „Oh“, sag­te Spin­ne schließ­lich. „Oh. Na­tür­lich.“ Sie hob den Kopf vom Gras. „Stö­ren sie dich denn so sehr?“
    „Ja“, sag­te Spin­ne nach län­ge­rer Pau­se.
    „Oh, ich lie­be dich wirk­lich, aber du mußt ver­ste­hen, daß ich mei­ne Fa­mi­lie jetzt noch nicht ver­las­sen kann.“
    „Dei­ne Fa­mi­lie an sich stört mich über­haupt nicht“, sag­te Spin­ne. „Nur die Män­ner.“
    „Ich weiß, daß du so denkst. Aber warum?“
    Spin­ne at­me­te aus, rich­te­te sich auf und strich sich über die Stirn. „Ich weiß nicht. Ich mei­ne, schon, ich ken­ne das Ge­fühl seit zwei Jah­ren in- und aus­wen­dig, und es wird im­mer stär­ker. Ich weiß nicht, warum aus­ge­rech­net ich so da­von be­trof­fen bin – viel­leicht liegt das an dem Mann, mit dem ich zu­sam­men­le­be. Sie … sie pas­sen ein­fach nicht, ver­stehst du. Sie pas­sen nicht zu mir. Man könn­te es einen Man­gel an ge­mein­sa­men Er­fah­run­gen nen­nen. Ich weiß nur ei­nes, daß ich nicht mehr län­ger mit ih­nen zu­sam­men­le­ben möch­te.“ Sie sah zu Wan­de­rer hin­ab und be­weg­te sich et­was, um ganz in ih­rem Blick­feld zu sein.
    „Aber Spin­ne, du mußt ver­ste­hen, hier kann ich mich end­lich ent­span­nen. Zum ers­ten­mal seit Jah­ren ha­be ich ei­ne Hei­mat. Ich wür­de dich gern in un­se­rer Mit­te se­hen, denn ich weiß, wie un­glück­lich du mit Co­yo­te bist, aber ich bit­te dich, nicht von mir zu ver­lan­gen, daß ich dich ge­gen mei­ne Fa­mi­lie ein­tau­schen soll. Denn dann müß­te ich nein sa­gen müs­sen.“ Ih­re Fin­ger­spit­zen zo­gen die Li­nie von Spin­nes Mund nach, die Rän­der un­ter den Au­gen und die Brau­en. „Sei nicht trau­rig“, sag­te Wan­de­rer. „Lie­bes, als Sa­chen be­han­delt, kön­nen Men­schen nie­mals glück­lich

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