Kopernikus 8
nicht auf eine Abtreibung einlassen, und sie sinnt auf Rache.
Wie aber, fragt sich Chib, wie konnte sie denn in jener Nacht schwanger werden? Keine Frau, egal wie fruchtbar, hätte das fertigbringen können. Sie muß schon davor oder danach gevögelt worden sein. Und doch schwört sie, daß es in dieser Nacht geschehen ist, in jener Nacht, als er gewesen ist.
DER RITTER MIT DEM BRENNENDEN
STÖSSEL ODER
SCHAUM AM RICHTIGEN PLATZ
„Nein, nein!“ kreischt Benedictine.
„Warum nicht? Ich liebe dich“, sagt Chib. „Ich möchte dich heiraten.“
Benedictine kreischt, und ihre Freundin Bela, die draußen auf dem Flur wartet, fragt: „Was ist denn los? Was ist geschehen?“
Benedictine antwortet nicht. Wütend und zitternd, als hätte das Fieber sie im Griff, taumelt sie aus dem Bett und stößt Chib weg. Sie hastet zum kleinen Ei des Badezimmers in der Ecke. Er folgt ihr.
„ Ich hoffe, du wirst nicht das tun, was ich jetzt denke …?“ fragt er.
Benedictine schreit auf. „Du verschlagener, elender Hurensohn!“
Im Badezimmer zieht sie einen Abschnitt der Wand herunter, der zu einem Regal wird. Auf diesem sind, durch magnetische Knöpfe gehalten, vielerlei Fläschchen zu sehen. Sie wählt eine lange, dünne Kanüle mit Spermatoziden, öffnet sie und führt sie ein. Sie drückt den Knopf am anderen Ende, worauf sich der Schaum zischend daraus ergießt, auch wenn seine fleischliche Hülle nicht verstummen kann.
Chib ist einen Augenblick wie betäubt. Dann brüllt er.
„Bleib mir vom Leibe!“ schreit Benedictine. „Du Retnickel!“
Von der Schlafzimmertür hört man Belas zaghaftes „Alles in Ordnung, Benny?“
„Ich sorge schon dafür, daß alles in Ordnung kommt!“ wütet Chib.
Er hechtet nach vorn und nimmt eine Dose Sprühleim vom Regal. Der Leim wird von Benedictine dazu benützt, ihre Perücken an der Kopfhaut festzukleben, und er hält ewig, wenn er nicht durch ein entsprechendes Gegenmittel gelöst wird.
Benedictine und Bela schreien gleichzeitig, als Chib Benedictine ergreift und dann auf den Boden legt. Sie wehrt sich heftig, doch es gelingt ihm, den Leim auf die Kanüle, ihre Haut und die zugehörigen Haare zu sprühen.
„Was tust du da?“ kreischt sie.
Er drückt den Knopf der Kanüle auf maximale Schaumkraft, dann sprüht er ihn mit Leim fest. Sie wehrt sich immer noch, doch er hält ihre Arme dicht an den Körper gepreßt und verhindert, daß sie sich hin und her rollen kann, damit die Kanüle nicht rein oder raus rutscht. Chib zählt lautlos bis dreißig, dann nochmals bis dreißig, um sicherzustellen, daß der Leim auch wirklich getrocknet ist, dann läßt er sie los.
Der Schaum quillt um ihre Lenden und tropft an ihren Beinen hinunter, wo er sich am Boden ausbreitet. In der unzerstörbaren Kanüle steht die Flüssigkeit unter ungeheurem Druck, und der Schaum quillt rasend schnell auf, wenn er der offenen Luft ausgesetzt wird.
Chib nimmt das Gefäß mit dem Gegenmittel vom Regal und hält es fest, um ihr eindeutig klarzumachen, daß sie es nicht bekommen wird. Benedictine springt auf und schlägt nach ihm. Er lacht wie eine Hyäne, blockt ihre Faust ab und schiebt sie weg. Sie rutscht auf dem mittlerweile knöcheltiefen Schaum aus, fällt, dann gleitet sie auf den Hinterbacken rückwärts ins Schlafzimmer, wobei die Kanüle über den Boden streift.
Sie steht auf, und nun erst erkennt sie völlig, was Chib getan hat. Sie schreit immer lauter. Sie tanzt herum und zieht an der Kanüle, ihre Schreie werden dabei vor Schmerzen immer greller. Dann wendet sie sich um und läuft aus dem Zimmer, besser gesagt, will aus dem Zimmer laufen, rutscht aber wieder aus. Bela steht ihr im Weg, beide klammern sich aneinander und schlittern aus dem Zimmer, wobei sie sich unter der Tür sogar halb drehen. Der Schaum wirbelt auf, so daß die beiden wie Venus und ihre
Weitere Kostenlose Bücher