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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Nach­kom­men des Stam­mes von Isaak. Schlim­mer noch, Be­ver­ly Hills hat­te nicht ein­mal ei­ne Mo­schee. Ent­we­der sie leg­ten je­den Tag vier­zig Ki­lo­me­ter zur Ebe­ne sech­zehn zu­rück, wo es ei­ne Mo­schee gab, oder aber sie mach­ten ih­re Pri­vat­ge­mä­cher zur Mo­schee.
    Chib has­tet zum Rand des plas­tik­ge­säum­ten Sees, legt das Bild hin und zieht sei­nen et­was zer­drück­ten Hut. Ma­ryam lä­chelt ihm zu – das Lä­cheln er­lischt al­ler­dings, als ih­re bei­den An­stands­da­men sie zur Ord­nung mah­nen.
    „Ya kelb! Ya ihn kelb!“ ru­fen sie ihm zu.
    Chib grinst sie an, schwenkt den Hut und sagt: „Ge­wiß ent­zückt, mei­ne Da­men. Oh, ihr drei Schö­nen er­in­nert mich an die Gra­zi­en.“
    Und dann schreit er: „Ich lie­be dich, Ma­ryam! Ich lie­be dich! Für mich bist du wie die Ro­se von Sha­ron. Wun­der­schön, klar­äu­gig, jung­fräu­lich! Ei­ne Fes­te der Un­schuld und Stär­ke, er­füllt von feu­ri­ger Mut­ter­schaft und un­er­schüt­ter­li­chem Glau­ben an die große Lie­be! Ich lie­be dich, du bist das ein­zi­ge Licht an ei­nem fins­te­ren Fir­ma­ment vol­ler to­ter Ster­ne! Ich fle­he dich über die Lee­re hin­weg an!“
    Ma­ryam ver­steht Welt­eng­lisch, aber der Wind ver­weht sei­ne Wor­te. Sie lä­chelt ein­fäl­tig, und Chib kann ein au­gen­blick­li­ches Ge­fühl des Zorns nicht un­ter­drücken, als wä­re er ver­ra­ten wor­den. Je­doch rap­pelt er sich noch ein­mal auf und ruft: „Ich la­de dich ein, mit mir zur Aus­stel­lung zu kom­men! Du, dei­ne Mut­ter und dei­ne Tan­te, ihr wer­det mei­ne Gäs­te sein. Du kannst mei­ne Ge­mäl­de an­se­hen, das In­ne­re mei­ner See­le, und dann wirst du er­ken­nen, wel­cher Mann dich auf dem Pe­ga­sus mit sich neh­men wird, mein Schwan!“
    Es gibt nichts Lä­cher­li­che­res als die ver­ba­len Aus­flüs­se ei­nes jun­gen und ver­lieb­ten Poe­ten. Un­glaub­lich über­stei­gert. Ich la­che. Aber gleich­zei­tig bin ich ge­rührt. So alt ich bin, ich er­in­ne­re mich doch noch an mei­ne ers­te Lie­be, das Feu­er, die Wort­strö­me, die wie Blit­ze her­nie­der­fuh­ren und auf­schwin­gen ent­f­leuch­ten. Liebs­te Ge­spie­lin­nen, die meis­ten von euch sind tot, an­de­re runz­lig. Ich wer­fe euch mei­ne Küs­se zu.
    Groß­pa­pa
     
    Ma­ryams Mut­ter steht im Ka­nu auf, einen Au­gen­blick kann Chib sie im Pro­fil se­hen, und er sieht das Ab­bild des Fal­ken, zu dem Ma­ry am wer­den wird, wenn sie das Al­ter ih­rer Mut­ter er­reicht hat. Der­zeit hat Ma­ry am ein sanf­tes Ha­bichts­ge­sicht – „der Hieb des Schwer­tes der Lie­be“ hat Chib die­se Na­se ge­nannt. Kühn und wun­der­schön. Aber ih­re Mut­ter sieht wie ein schmut­zi­ger al­ter Ad­ler aus. Und ih­re Tan­te – un­ad­ler­haft, aber et­was Ka­mel­haf­tes in den Zü­gen.
    Chib un­ter­drückt die un­ge­bühr­li­chen, so­gar ver­rä­te­rischen Ver­glei­che. Die drei bär­ti­gen, berob­ten und un­ge­wa­sche­nen Män­ner, die ihn um­zin­gelt ha­ben, kann er al­ler­dings nicht un­ter­drücken.
    Chib sagt lä­chelnd: „Ich kann mich nicht er­in­nern, Sie ein­ge­la­den zu ha­ben.“
    Sie se­hen ihn ver­ständ­nis­los an, da rasch ge­spro­che­nes Eng­lisch mit LA-Ak­zent ein Kud­del­mud­del für sie ist. Abu – all­ge­mei­ner Na­me für al­le Ägyp­ter in Be­ver­ly Hills – stößt einen Fluch her­vor, der so ur­alt ist, daß er so­gar den Be­woh­nern Mek­kas vor Mo­ham­med be­kannt war. Er ballt die Faust. Ein an­de­rer Ara­ber geht auf das Bild zu und hebt einen Fuß, als woll­te er da­ge­gen tre­ten.
    In die­sem Au­gen­blick er­kennt Ma­ryams Mut­ter, daß es eben­so ge­fähr­lich ist, in ei­nem Ka­nu zu ste­hen, wie auf ei­nem Ka­mel. Noch schlim­mer, denn die drei Frau­en kön­nen nicht schwim­men.
    Das kann auch der Ara­ber mitt­le­ren Al­ters nicht, der Chib an­greift, doch des­sen Op­fer zur Sei­te tritt und ihn dann mit aus­ho­len­dem Schwung ins Was­ser wirft, in­dem er ihm einen Tritt in den Hin­tern ver­paßt. Ei­ner der jun­gen Män­ner eilt auf Chib zu, der an­de­re tritt ge­gen das Bild. Bei­de ver­har­ren, da die drei Frau­en schrei­en und dann al­le­samt ins Was­ser fal­len.
    Dann ren­nen die bei­den ans

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