Kopernikus 8
Nachkommen des Stammes von Isaak. Schlimmer noch, Beverly Hills hatte nicht einmal eine Moschee. Entweder sie legten jeden Tag vierzig Kilometer zur Ebene sechzehn zurück, wo es eine Moschee gab, oder aber sie machten ihre Privatgemächer zur Moschee.
Chib hastet zum Rand des plastikgesäumten Sees, legt das Bild hin und zieht seinen etwas zerdrückten Hut. Maryam lächelt ihm zu – das Lächeln erlischt allerdings, als ihre beiden Anstandsdamen sie zur Ordnung mahnen.
„Ya kelb! Ya ihn kelb!“ rufen sie ihm zu.
Chib grinst sie an, schwenkt den Hut und sagt: „Gewiß entzückt, meine Damen. Oh, ihr drei Schönen erinnert mich an die Grazien.“
Und dann schreit er: „Ich liebe dich, Maryam! Ich liebe dich! Für mich bist du wie die Rose von Sharon. Wunderschön, klaräugig, jungfräulich! Eine Feste der Unschuld und Stärke, erfüllt von feuriger Mutterschaft und unerschütterlichem Glauben an die große Liebe! Ich liebe dich, du bist das einzige Licht an einem finsteren Firmament voller toter Sterne! Ich flehe dich über die Leere hinweg an!“
Maryam versteht Weltenglisch, aber der Wind verweht seine Worte. Sie lächelt einfältig, und Chib kann ein augenblickliches Gefühl des Zorns nicht unterdrücken, als wäre er verraten worden. Jedoch rappelt er sich noch einmal auf und ruft: „Ich lade dich ein, mit mir zur Ausstellung zu kommen! Du, deine Mutter und deine Tante, ihr werdet meine Gäste sein. Du kannst meine Gemälde ansehen, das Innere meiner Seele, und dann wirst du erkennen, welcher Mann dich auf dem Pegasus mit sich nehmen wird, mein Schwan!“
Es gibt nichts Lächerlicheres als die verbalen Ausflüsse eines jungen und verliebten Poeten. Unglaublich übersteigert. Ich lache. Aber gleichzeitig bin ich gerührt. So alt ich bin, ich erinnere mich doch noch an meine erste Liebe, das Feuer, die Wortströme, die wie Blitze herniederfuhren und aufschwingen entfleuchten. Liebste Gespielinnen, die meisten von euch sind tot, andere runzlig. Ich werfe euch meine Küsse zu.
Großpapa
Maryams Mutter steht im Kanu auf, einen Augenblick kann Chib sie im Profil sehen, und er sieht das Abbild des Falken, zu dem Mary am werden wird, wenn sie das Alter ihrer Mutter erreicht hat. Derzeit hat Mary am ein sanftes Habichtsgesicht – „der Hieb des Schwertes der Liebe“ hat Chib diese Nase genannt. Kühn und wunderschön. Aber ihre Mutter sieht wie ein schmutziger alter Adler aus. Und ihre Tante – unadlerhaft, aber etwas Kamelhaftes in den Zügen.
Chib unterdrückt die ungebührlichen, sogar verräterischen Vergleiche. Die drei bärtigen, berobten und ungewaschenen Männer, die ihn umzingelt haben, kann er allerdings nicht unterdrücken.
Chib sagt lächelnd: „Ich kann mich nicht erinnern, Sie eingeladen zu haben.“
Sie sehen ihn verständnislos an, da rasch gesprochenes Englisch mit LA-Akzent ein Kuddelmuddel für sie ist. Abu – allgemeiner Name für alle Ägypter in Beverly Hills – stößt einen Fluch hervor, der so uralt ist, daß er sogar den Bewohnern Mekkas vor Mohammed bekannt war. Er ballt die Faust. Ein anderer Araber geht auf das Bild zu und hebt einen Fuß, als wollte er dagegen treten.
In diesem Augenblick erkennt Maryams Mutter, daß es ebenso gefährlich ist, in einem Kanu zu stehen, wie auf einem Kamel. Noch schlimmer, denn die drei Frauen können nicht schwimmen.
Das kann auch der Araber mittleren Alters nicht, der Chib angreift, doch dessen Opfer zur Seite tritt und ihn dann mit ausholendem Schwung ins Wasser wirft, indem er ihm einen Tritt in den Hintern verpaßt. Einer der jungen Männer eilt auf Chib zu, der andere tritt gegen das Bild. Beide verharren, da die drei Frauen schreien und dann allesamt ins Wasser fallen.
Dann rennen die beiden ans
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