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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Ufer des Sees, wo sie eben­falls ins Was­ser ge­hen, da Chibs bei­de Hän­de sie kräf­tig in den Rücken sto­ßen. Ein Ord­nungs­hü­ter hört den Lärm, den die sechs ver­ur­sa­chen, und eilt auf sie zu. Chib macht sich Sor­gen, weil Ma­ryam an­schei­nend Schwie­rig­kei­ten hat, sich über Was­ser zu hal­ten.
    Chib ver­steht nicht, warum das al­len so zu ge­hen scheint. Ih­re Fü­ße müs­sen den Grund be­rüh­ren, das Kinn al­ler ist über der Was­sero­ber­flä­che. Trotz­dem sieht Ma­ryam aus, als wür­de sie un­ter­ge­hen. Die an­de­ren auch, aber die in­ter­es­sie­ren Chib nicht. Er soll­te zu Ma­ryam schwim­men. Tut er das, muß er sich al­ler­dings noch ein­mal um­zie­hen, ehe er zur Aus­stel­lung ge­hen kann.
    Bei die­sem Ge­dan­ken lacht er, er lacht laut und dann so­gar noch lau­ter, als der Ord­nungs­hü­ter ins Was­ser springt, um die drei Frau­en zu ret­ten. Er nimmt sein Bild und geht la­chend wei­ter. Doch noch be­vor er am Zen­trum an­kommt, wird er wie­der ernst.
    „Wie kommt es nur, daß Groß­pa­pa so recht hat­te? Wie kann er mich so tref­fend durch­schau­en? Bin ich ein Hit­ze­blitz und zu ober­fläch­lich? Nein, ich war nur zu oft zu sehr ver­liebt. Kann ich et­was da­für, wenn ich die Schön­heit lie­be und die Schö­nen, die ich lie­be, nicht ge­nü­gend Schön­heit ha­ben? Mein Au­ge ist so kri­tisch, es ver­drängt die Wün­sche mei­nes Her­zens.“
     
    DAS MASSA­KER DES UN­SCHUL­DI­GEN
     
    Die Ein­gangs­hal­le (ei­ne von zwölf), die Chib be­tritt, wur­de von Groß­pa­pa Win­ne­gan ent­wor­fen. Der Be­su­cher be­tritt ei­ne lan­ge, ge­krümm­te Röh­re, die mit Spie­geln in ver­schie­de­nen Win­keln ge­säumt ist. Am En­de des Kor­ri­dors sieht er ei­ne drei­e­cki­ge Tür. Das Tor scheint so klein, daß ma­xi­mal ein Neun­jäh­ri­ger ein­tre­ten kann. Die Il­lu­si­on er­weckt in dem Be­su­cher den Ein­druck, an der Wand hoch­zu­ge­hen, wäh­rend er weiter­schrei­tet. Am En­de der Röh­re ist der Be­su­cher über­zeugt, auf dem Dach zu ste­hen.
    Doch das Tor wird beim Nä­her­ge­hen im­mer grö­ßer, bis es schließ­lich rie­sig er­scheint. Kom­men­ta­to­ren ha­ben schon ge­mut­maßt, daß es sich hier um ei­ne sym­bo­li­sche Prä­sen­ta­ti­on der Pfor­te zur Kunst han­delt. Man soll­te auf dem Kopf ste­hen, ehe man das Wun­der­land der Äs­the­tik be­tre­ten darf.
    Nach dem Hin­ein­ge­hen denkt der Be­su­cher zu­nächst, daß der rie­si­ge Raum ver­kehrt, daß sein In­ne­res nach au­ßen ge­kehrt ist. Er wird noch be­nom­me­ner. Die ge­gen­über­lie­gen­de fer­ne Wand scheint ei­gent­lich die na­he Wand zu sein, bis der Be­su­cher sich neu ori­en­tiert hat. Man­che kön­nen sich gar nicht dar­an ge­wöh­nen und müs­sen wie­der hin­aus, wenn sie nicht ohn­mäch­tig wer­den wol­len.
    Zur Rech­ten be­fin­det sich ein Hut­stän­der mit der Auf­schrift HÄN­GEN SIE IH­REN KOPF HIER AUF. Ein dop­pel­ter Scherz von Groß­pa­pa, der sei­ne Scher­ze für die meis­ten Men­schen im­mer zu weit treibt. Aber wenn Groß­pa­pa die Gren­zen des sprach­li­chen gu­ten Ge­schmacks über­schrei­tet, so hat sein Ur­en­kel mit sei­nen Bil­dern be­reits die Mond­um­lauf­bahn hin­ter sich ge­las­sen. Drei­ßig sei­ner letz­ten sind aus­ge­stellt wor­den, dar­un­ter auch die letz­ten drei sei­ner Hun­dese­rie: Hun­des­tern, Der bun­te Hund und Ein Kuß auf den Hund. Rus­kin­son und sei­ne Schü­ler dro­hen, die Schau plat­zen zu las­sen. Lus­cus und sei­ne Her­de lob­prei­sen, aber sie sind zu­rück­hal­tend. Lus­cus hat ih­nen be­foh­len, erst dann voll aus­zu­pa­cken, nach­dem er mit dem jun­gen Win­ne­gan ge­spro­chen hat. Die Fi­do­män­ner ei­len em­sig hin und her und ver­su­chen, einen Streit vom Zaun zu bre­chen.
    Der zen­tra­le Raum des Ge­bäu­des ist ei­ne rie­si­ge Halb­ku­gel mit hel­ler De­cke, die al­le neun Mi­nu­ten ein­mal al­le Far­ben des Spek­trums durch­läuft. Der Bo­den ist ein über­großes Schach­brett, im Zen­trum ei­nes je­den Fel­des be­fin­det sich das Ge­sicht ei­nes her­vor­ra­gen­den Künst­lers. Mi­che­lan­ge­lo, Mo­zart, Balzac, Zeu­xis, Beetho­ven, Li Po, Twain, Do­sto­jew­ski, Far­mi­sto, Mbu­zi, Cu­pel,

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