Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)
zweite Chance. Und du bittest mich hier bereits um eine dritte. Es tut mir leid, aber für die Halbjahresprüfung gebe ich dir eine Null. Deine Abschlussprüfung und dein Abschlussreferat werden ziemlich gut sein müssen, damit du diesen Kurs bestehst.« Das war verdammt untertrieben.
Dieses Fach zu bestehen war nicht gerade ein Spaziergang. Meinen letzten Physikunterricht hatte ich in der achten Klasse gehabt. Über Astronomie wusste ich weniger als nichts, und ich studierte weder ein wissenschaftliches Fach noch Pre-Medicine (eine Kombination aus verschiedenen Naturwissenschaften als Vorbereitung für das eigentliche Medizinstudium). Die Halbjahresprüfung machte 34 Prozent der Abschlussnote aus und das Schlussreferat und die Abschlussprüfung zählten jeweils 33 Prozent. Die beste Gesamtnote, die ich theoretisch erreichen konnte, wenn man von perfekten Ergebnissen in Form einer glatten A-Note sowohl für das Schlussreferat als auch für die Abschlussprüfung ausging, waren 66 Prozent, und das ergab ein C. Das würde mich vor einer Zwangsexmatrikulation retten, aber es war eine unmögliche Aufgabe. Ich steckte tief in der Klemme. Ich würde gewaltige Risiken eingehen und etwas sehr Einfallsreiches präsentieren müssen, um Professor Chaisson zu beeindrucken.
Ich hatte mich kurz zuvor ausgiebig mit biologisch-rassischen Themen, Physiognomie und Verhaltensmustern beschäftigt, die mich schon immer interessiert haben. Ich stellte mir selber unsinnige Fragen, zum Beispiel: Warum ist meine Haut weiß? Stammen Deutsche wirklich von Indogermanen ab? Können Schwarze wirklich höher springen, weil sie eine andere Muskelstruktur haben? Haben Weiße wirklich mehr Auftriebskraft und können daher besser schwimmen? Sind Größe und Struktur des Gehirns der verschiedenen Rassen wirklich identisch? Ist ein Rassenmix (wie zum Beispiel zwischen meiner damaligen Freundin Lynn und mir) genetisch vorteilhaft für die Kinder oder ist die Ernährung der maßgeblichere Faktor für die Bestimmung ihrer Zukunftsaussichten? Was führt dazu, dass Menschen helle Augen haben? Und so weiter. Seit meinen Jugendjahren bin ich ein geistiges Sammellager für allgemein nutzlose multidisziplinäre Fakten und Merkwürdigkeiten gewesen. Einige dieser Punkte mit den Anforderungen der astrophysischen Elemente des Kurses zu verknüpfen würde eine Herausforderung sein, aber mein analytischer Streifzug durch das Gebiet der Hauttypen und Hautfarben in Relation zu Sonnenfaktoren, der Auflösung der Ozonschicht und ihrer Auswirkung auf die Strahlungsintensität klang vielversprechend.
»Und wenn die Sonnenstrahlung intensiver wird, wie Professor Chaisson behauptet?«, fragte ich mich. »Wären wir davon nicht alle betroffen? Würden hellhäutige Menschen öfter an Hautkrebs erkranken? Würde Hautkrebs weiße Gemeinden in Australien, Südafrika und im amerikanischen Süden bedrohen? Wie würde Darwin diese Entwicklung unter dem Aspekt der natürlichen Auslese nach bestimmten Haut- und Rassetypen interpretieren? Würde das zunehmende demografische Übergewicht dunkelhäutigerer Menschen sowie die zunehmende Rassendurchmischung aus dem Blickwinkel der Gesamtbevölkerung betrachtet einen besseren UV-Schutz bieten und somit den Hautkrebseffekt wieder ausgleichen? Würde die Reduzierung von Fluorkohlenwasserstoffen die Zerstörung der Ozonschicht aufhalten und meine Analyse überflüssig machen? Würde der Meeresspiegel nicht ansteigen und sich bestimmte semiaride Gebiete in Wüsten verwandeln, wenn die Sonneinstrahlung zunähme? Würden das Pflanzenleben und die Migration von Insekten unser Leben in der Zukunft nicht dramatisch verändern? Wie schnell würde sich diese Veränderung vollziehen? Würden wir in unserer Lebensspanne bereits Auswirkungen zu spüren bekommen? Wie lassen sie sich messen?«
Das Thema machte mich neugierig. Damals spekulierte ich bereits intensiv mit Wertpapieren. Wenn ich also einige bahnbrechende Erkenntnisse hätte, würde das meine Investmentrenditen vielleicht anheizen. Vielleicht würden Unternehmen, die hochwertige Sonnen- und Hautschutzprodukte anbieten, wie zum Beispiel L’Oréal oder Beiersdorf (Nivea), wesentlich höhere langfristige Umsätze und Gewinne erwirtschaften, als derzeit prognostiziert. Ich suchte nach börsennotierten Unternehmen, die ausschließlich auf Medikamente und Behandlung von Hautkrebs fokussierten – sogenannte Pure Plays –, fand aber keine.
Ich vertiefte mich in das Studium der
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