Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)
und der nachfolgende Turnaround wurden von einem Hedgefondsmanager, einem ehemaligen sozialdemokratischen Minister und einem führenden Journalisten orchestriert und von einem mittelständischen Unternehmer umgesetzt. Ich war der Kahlschläger. Unser Prime-Broker Morgan Stanley organisierte die Restrukturierung der Bilanz. Diese Aufgabe wurde mithilfe eines meiner früheren VMR-Investmentbanker erledigt, der anschließend zu Morgan Stanley gewechselt war. Insgesamt war das wahrscheinlich die vielfältigste und heterogenste Gruppe, mit der ich jemals bei einem Turnaround zusammengearbeitet habe.
Präsident Rauball, Vorstandssprecher Watzke, der Trainer Jügen Klopp und Sportdirektor Michael Zorc haben ihre Sache hervorragend gemacht. Im Verlauf der herzzerreißenden Aufs und Abs des BVB bin ich zu einem echten BVB-Fan geworden. Ich war im Jahr 2011 sogar im Stadion und habe mir, getarnt mit einem falschen Bart und einer gelb-schwarzen BVB-Kappe, ein Spiel angesehen – natürlich wieder auf der Südtribüne bei den Stehplätzen und den besten Fans, dem »Herz des BVB«. Heute hat der BVB mit Siegen über Bayern München und Schalke 04 seine zweite Deutsche Meisterschaft nacheinander gewonnen. Ich feiere ihre achte Deutsche Meisterschaft mit einigen deutschen Expatriates, die mich für einen australischen Rugbytrainer names Alan Jones halten. Nach viel Bier, zahllosen Jägermeistern und Freudentränen singen sie: »Auch Du, lieber Alan, bist jetzt ein Dortmunder. Lass uns noch einen trinken. Leucht auf, Borussia. Prosit!« Insgesamt haben wir mit dem BVB Geld verloren, aber ich habe nie einen anspruchsvolleren, unterhaltsameren und emotional befriedigenderen Turnaround erlebt. Der Fußballgott ist mit Borussia sehr gnädig umgegangen.
Im Verlauf meiner Investmentkarriere war ich an mehr als 70 aktivistischen Investments beteiligt. Meine feindlichen Angriffe haben jedoch wesentlich mehr Aufmerksamkeit erregt, obwohl ich viel mehr und öfter in das Wachstum und die Restrukturierung von Unternehmen investiert habe als in Leerverkauf oder Asset-Stripping. Ich war an rund einem Dutzend Unternehmen beteiligt, die zu großen Aktienindizes gehörten und als Large Caps, Blue Chips oder Standardwerte bekannt sind. Die übrigen waren kleinere und mittelständische Unternehmen, bei denen es kaum Mitbewerber gab und die Früchte daher niedriger hingen und leichter zu pflücken waren.
Ich bin jedoch nicht sicher, ob die abschließenden Ergebnisse besser gewesen wären, wenn ich in derselben Zeitspanne eine erstklassige Long/Short Value-Strategie verfolgt hätte. Value Investing kommt nicht in Frage, wenn sich Investoren für Websiteaufrufe anstatt für Gewinne interessieren, und es stellt sich die Frage, wer diese Art Investition und Märkte überhaupt braucht? Die Antwort lautet: praktisch alle Aktienfonds auf der ganzen Welt! Diese Fonds werden an Indizes gemessen, und wenn alle Schrott kaufen und dieser Schrott aufwertet, dann springen fast alle Investmentfonds auf den gleichen Zug auf, um zu vermeiden, dass sie schlechter abschneiden als irgendein unsinniger Marktindex. Denken Sie darüber nach, ob Sie nicht selber über Ihr Geld und den Investitionsprozess bestimmen sollten.
Value Investing ist ohne jeden Zweifel sinnvoll, allerdings sind Greenmailing, Raiding, Leerverkauf, Asset-Stripping und Risikokapitalfinanzierung auf jeden Fall unterhaltsamer, aktiver und zupackender. Außerdem passen sie besser zu meiner gestörten, psychotischen Persönlichkeit.
9. Der Tanz um das Goldene Kalb fordert seinen Preis
Die Kunst zu leben hat mit der Fechtkunst mehr Ähnlichkeit als mit der Tanzkunst.
Marcus Aurelius
Ich bin furchtloser und berechnender als die meisten, aber wenn Sie glauben, Sie könnten ständig Unternehmen zerschlagen, mit Greenmailing-Taktik erpressen, offen jene Unternehmen angreifen, deren Aktien Sie in großem Stil leerverkauft haben, und Vorstandsteams feuern, ohne irgendwann selber ernste Rückschläge zu erleiden, dann sind Sie krankhaft naiv und sollten sich zur sofortigen Behandlung in die Nervenanstalt von Gießen begeben.
Ich habe mehrere schwere Schläge einstecken müssen obwohl die Mehrheit unverdient war. WCM nutzte Ihren erheblichen Immobilienbestand jahrelang um am Aktienmarkt zu spekulieren. Solange der Markt stieg oder konstant blieb war nichts zu befürchten. In einer schweren Baisse war WCM sehr gefährdet. Der Markt fiel und fiel. Zu einem gewissen Punkt wurden die Banker und Anleger
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