Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)
immer nervöser, weil der Dax sich in der Baisse mehr als halbierte und WCM mit Anlagepositionen wie der Commerzbank erheblich größere Kursverluste einbüßte. Irgendwann erreichte WCM die Beleihungsgrenze, die Banker wollte ihr Geld und der WCM-Kurs implodierte förmlich.
Ich wies öffentlich auf diese offensichtlichen und gut recherchierten Risiken hin und sollte dafür fünf Jahre ins Gefängnis gehen. Der Bezirksstaatsanwalt warf mir vor, ich hätte mich einer heimlichen und verdeckt arbeitenden Research-Organisation bedient und Negativschlagzeilen über die Unternehmen verbreitet, deren Aktien ich gleichzeitig über unsere Hedgefondsgesellschaft leerverkauft hätte. Das bezeichnete er naiv als »Marktmanipulation und Insiderhandel«. Meine Research-Organisation, die United Zurich Finance, war vollkommen transparent und auf der Website und in der Unternehmensbroschüre war ich mit einem Foto abgebildet und als Direktor genannt. ACMH war noch transparenter. Jeder, der in der Lage war, eine Website aufzurufen oder eine Suchmaschine zu benutzen, wusste innerhalb von Sekunden, dass Florian Homm an beiden Unternehmen beteiligt war. Research und Vermögensmanagement wurden aus rechtlichen, regulatorischen und steuerlichen Gründen von zwei unterschiedlichen Unternehmen betrieben. Die Verbindungen zwischen beiden Organisationen waren öffentlich dokumentiert und allgemein zugänglich. Dennoch veranstaltete der Staatsanwalt unter dem Druck des Establishments eine zweijährige Hexenjagd, um zu beweisen, dass wir uns heimlich Insiderinformationen beschafft und uns einer groß angelegten Marktmanipulation schuldig gemacht hatten. Nichts war weiter von der Wahrheit entfernt.
WCM hatte allerdings genug Macht, um mir den Bezirksstaatsanwalt auf den Hals zu hetzen. Nach ausgedehnten Ermittlungen beantragte der Staatsanwalt eine Geldstrafe, die mit je 20.000 Euro dem Frankfurter Jugendverein und einem Tierheim zugutekommen sollten. Das war weit von der drei- bis fünfjährigen Gefängnisstrafe entfernt, die der Staatsanwalt zunächst im Sinn gehabt hatte. Ich akzeptierte, weil ich keine weiteren zwei Jahre mit einem Gerichtsverfahren verbringen wollte. Auch ACMH wollte nicht, dass ich so viel Zeit von der Arbeit abgelenkt war, und bot mir an, meine Rechtskosten zu übernehmen.
Das Establishment hasst Typen wie mich, die ihnen an den Fersen kleben und Ärger machen. Wie üblich stürzten sie sich auf mich, anstatt auf die wahren Gauner. Die Journalisten stimmten mit Begeisterung in das Jagdgeheul ein. Diejenigen, die auf meinen Rat gehört und frühzeitig ihre Aktien abgestoßen hatte, sparten Millionen. Alle diejenigen, die unter dem Normalbias leiden und selbst angesichts der nicht zu übersehenden negativen Anzeichen den höheren Autoritäten vertrauten, verloren ein Vermögen. Wie war es möglich, dass ich in den Medien als Schuft galt? Ich hatte in meiner ganzen Berufslaufbahn nicht einen einzigen Cent für Werbung ausgegeben. Unsere Investmentergebnisse waren hervorragend und sorgten damit für genügend Aufmerksamkeit. Wenn sie mich angriffen, mussten die Journalisten nicht fürchten, einen großen Werbekunden zu verlieren. Ich hatte keine Lobby und weigerte mich, mir eine positive Presse zu erkaufen. Als Folge bin ich stets eine leichte Zielscheibe gewesen, vor allem für die Journalisten, die von meinen Feinden beeinflusst wurden.
Ein Jahr lang wurde jeder Schritt, den ich machte, von Privatdetektiven verfolgt. Mein Leben war schon mehrmals in Gefahr, und laut den Medien und zuverlässigen Quellen waren bereits die Russenmafia, die Hell’s Angels und serbokroatische Erpresser hinter mir her gewesen. Im Verlauf der Jahre bin ich gegenüber Drohungen und Gefahren ziemlich immun geworden. Meine Standardantwort lautete: »Ziehen Sie eine Nummer und stellen Sie sich in der sehr langen Schlange hinten an.« Drohungen sind Teil des Geschäfts. Es heißt, man wird nach seinen Feinden beurteilt. Seit der Grundschule hatte ich mehr Feinde als die meisten Menschen.
Im Jahr 2003 erhielt ich allerdings eine äußerst glaubwürdige Drohung, die sich nicht direkt gegen mich, sondern gegen meine Familie richtete. Ich war damals in einige Leerverkaufsraubzüge involviert, als ich eines Tages auf meinem häuslichen Privattelefon einen Anruf erhielt. Ich würde liebend gerne das Unternehmen nennen, das daran beteiligt war, aber ich habe eine umfangreiche Vertraulichkeitsvereinbarung unterschrieben. Das Gespräch verlief
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