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Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)

Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)

Titel: Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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nachgebessert werden. »Und woher soll das Geld kommen?«, fragte ich mich. Konnten sie wirklich nicht begreifen, dass ich soeben meinen gesamten Bonus in ihre Taschen gestopft hatte? Erwarteten sie etwa, dass ich einen persönlichen Kredit aufnahm, um sie für ihre mickrigen Ergebnisse zu bezahlen? Die meisten würden nie wieder einen derart fetten Bonus sehen. Sie konnten sich extrem glücklich schätzen, ihren Job zu behalten. Die meisten hatten Fähigkeit mit Glück und dem richtigen Zeitpunkt verwechselt. Sie hielten sich tatsächlich für kompetent. In Wahrheit hatten sie lediglich einige Jahre von einem guten Rückenwind profitiert. Sie waren einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen.
    Es gab einige wenige Ausnahmen. Ich mochte Sascha, der für Se ñor Rico gearbeitet hatte, seinen Schweizer Assistenten, unsere beiden italienischen Händler und zwei Krauts , Frank und Stephan. Sie waren zumindest kompetent. Wie lange würden die verbleibenden selbst ernannten Superstars ohne mich aushalten: einen Monat, ein Quartal oder maximal ein Jahr? Die Märkte befanden sich am Rande des Zusammenbruchs und wie üblich sah niemand die Zeichen der Zeit. Niemand bei ACMH war in der Lage, in einem Bärenmarkt Asche zu machen. Die Party war vorbei, und wieder einmal verließ ich sie gerade rechtzeitig, bevor sich die Betrunkenen um die wenigen müde dreinblickenden Huren prügelten, die noch an der Bar saßen. Ich konnte meine Gedanken, die ich damals hatte, nicht besser als mit Goethes Worten ausdrücken: »Nichts ist schrecklicher als aktive Ignoranz.«
    Selbstverständlich nehme ich einen Großteil des Verdienstes für den Aufstieg des Unternehmens in Anspruch, akzeptiere aber auch einen Großteil der Verantwortung für seinen Niedergang. Meine unstillbare Gier und mein skrupelloser Ehrgeiz sowie mein verzerrtes Wertesystem trugen sowohl zu ACMHs Aufstieg als auch zu seinem Niedergang bei. Erfolg hat viele Väter, Scheitern keinen. In diesem konkreten Fall soll ich allein für den Zusammenbruch des Unternehmens verantwortlich gewesen sein? Das ist lächerlich.
    Die Investoren wussten ganz genau, wer die Firma zusammenhielt und der Treiber hinter den erzielten Gewinnen war. Sie durchschauten JRs Bullshit. Innerhalb weniger Stunden nach meinem Abgang stürzte der Aktienkurs um 88 Prozent ab. Davon hat sich das Unternehmen nie erholt.
    Die gesamte Dunkelheit lag jedoch in der Zukunft. Einige der Geschichten in den folgenden Kapiteln geben einen Eindruck von der extremen Vielfalt meiner Tätigkeit als Finanzinvestor von ACMH, die einerseits negativ, aber andererseits überraschenderweise auch positiv war.
    8. Eine Lanze für die »Heuschrecken«
    Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers und Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen.
    Adam Smith
 
    Einige Jahre vor der großen Finanzkrise von 2008 bis 2009 begannen deutsche Politiker und Medien, die Manager von Hedgefonds und LBO-Fonds, einschließlich meiner Person, als »Heuschrecken« zu bezeichnen, die wie eine Plage über hilflose Unternehmen herfallen und sie kaputt machen. Neben der Zerstörung großer Unternehmen verdienten wir angeblich viel zu viel Geld und waren eine Schande für die Gesellschaft. Wir wurden zum Staatsfeind Nummer eins der Bundeskanzlerin Angela Merkel, die uns Investmentprofis als größtes Risiko für die weltweite Finanzstabilität brandmarkte. Große deutsche Zeitungen veröffentlichten sogar Fotos dieser Bestien. Ich wurde vom »Kurskiller« zu einem blindwütigen, zerstörerischen Insekt herabgewürdigt.
    Im Jahr 2009 wurde selbst den stupidesten Politikern schmerzhaft bewusst, dass die eigentlichen Wurzeln der Finanzkrise sowie der größten Rezession seit der Großen Depression in ultraliberalen Kreditvergabepraktiken, verschwenderischen Regierungen, zweifelhaften Ratingagenturen, aalglatten und unverantwortlichen Investmentbanken, skrupellosen Kreditgebern, staatlichen Banken, die in großem Stil Subprime-Hypotheken kauften, sowie fehlgeleiteten Normalbürger zu suchen waren, die auf Pump und Kredit munter Häuser kauften, die sie sich gar nicht leisten konnten. Hedgefonds- und LBO-Fonds-Manager spielten bei dem finanziellen Zusammenbruch eher eine untergeordnete Rolle. Angela Merkel irrte sich gewaltig.
    Als ich irgendwann Ende der Achtzigerjahre erstmals die europäische Investmentszene betrat, gab es praktisch keine aktivistischen Aktionäre. Die

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