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Kopf hoch, Freddie

Kopf hoch, Freddie

Titel: Kopf hoch, Freddie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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haben.«
    Und so kam es, daß dem nach Winslow fahrenden Maurice, als er bei ihnen kurz halt machte, eine aufgeregte Freddie entgegenstürzte, die einen Scheck in der Hand schwenkte. »Fährst du wirklich in die Stadt? Kann ich mitkommen? Sieh mal, was Vater mir gegeben hat. Ist er nicht reizend? Ich möchte in Winslow gern einen Schaufensterbummel machen. Nein, kaufen möchte ich nichts, aber es ist ein herrliches Gefühl, daß man könnte, wenn man wollte. Ich liebe Schaufenster.«
    »Seltsames Vergnügen! Natürlich kannst du mitkommen. Ich wollte es dir ohnehin vorschlagen — aber wie kann man nur so verrückt nach Schaufenstern sein?«
    »Ach, das mache ich sehr oft. Manchmal, wenn ich mein Geld schon vor Monatsende verbraucht habe — und das ist meist der Fall —, sehe ich in die Schaufenster der wirklich noblen Läden und male mir aus, was ich kaufen würde, wenn ich zwanzig Pfund hätte. Aber die habe ich nie — zumindest nicht so zum Ausgeben. Und jetzt beeile ich mich mit dem Umziehen. Hoffentlich bin ich dir nicht im Weg?«
    »Ganz und gar nicht. Aber in Winslow wirst du nichts Verlockendes finden.«
    Er hatte sich gründlich geirrt. Ein Schaufenster gab es, vor dem sie besonders sehnsüchtig verharrte. Es war ein komischer kleiner Ramschladen, der »Damen- und Herrenbekleidung« feilbot. Seine Anziehungskraft lag in der Tatsache, daß er »wegen Umbaues« einen Ausverkauf veranstaltete. Im Fenster lag eine Kollektion altmodischer Badeanzüge, doch Freddie nahm sie mit Riesenbegeisterung zur Kenntnis.
    »Wunderbar billig sind sie. Sieh dir nur den Blauen an! Ich bin verrückt nach der Farbe, und gut geschnitten ist er auch!«
    »Gut weggeschnitten ist jedenfalls. Es ist ziemlich wenig Stoff übriggeblieben.«
    »Das reicht. Es ist natürlich albern, wenn man im Winter mit Badeanzügen liebäugelt, bloß ist meiner seit Tainui sehr abgetragen. Trotzdem — die falsche Jahreszeit. Wahrscheinlich sind sie deswegen so stark reduziert, denn der Blaue ist wirklich billig.«
    »Warum kaufst du ihn nicht, wenn er dir gefällt? Dein Vater hat gesagt, du kannst den Scheck verbrauchen. Geh nur rein! Ich warte hier.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder herauskam, hochrot, lachend und total durcheinander, mit einem Päckchen unter dem Arm. Sie ließ sich auf ihren Sitz sinken und war offenbar der Sprache nicht mehr mächtig.
    »Gekauft hast du also das Ding. Aber was ist denn los?«
    Sie konnte vor Lachen nicht antworten. Maurice startete den Wagen und fuhr los. »Mädchen, was ist denn passiert?«
    »Nur rasch weg von diesem gräßlichen Laden!«
    »Erzähle mir bloß nicht, daß der pickelige Jüngling, der dich mit erstauntem Ausdruck an die Tür geleitete, sich dir in verliebtem Sinn genähert hat! Schon gut — ich fahre so schnell und weit wie möglich.«
    »Es war schrecklich. Der komischste kleine Laden der Welt.«
    »Ich weiß. Scheußliche Schlipse und Damenstrümpfe. Ein spätes Mädchen mit eulenähnlicher Brille und ein Jüngling, dem ich nie den Mumm zutrauen würde, dir einen Kuß zu rauben.«
    »Hat er auch nicht... Seine Mutter war nicht da. Sie hatte sich auf ein Täßchen Tee empfohlen, und er hat mir den Badeanzug gezeigt. Der Anzug war reizend und fast sämtliche ausgestandenen Qualen wert. Und dann hat er mich gefragt, ob ich ihn anprobieren möchte.«
    »Weiter! Ich werde langsam nervös.«
    »Zum Anprobieren stand nur ein winziger Winkel zur Verfügung, großartig mit Vorhängen abgeteilt. Der übliche Probierraum war offenbar dem Umbau zum Opfer gefallen. Es sah ganz ungefährlich aus, deswegen wollte ich es wagen, weil ich den Badeanzug unbedingt haben wollte.«
    »Und der Vorhang ging auf, als du mitten im Umziehen warst?«
    »Nein, nein — obwohl ich dergleichen jeden Augenblick befürchtete. Nun, ich stieg aus meinen Sachen in den Badeanzug, und er paßte wie angegossen. Ich habe mich sofort zum Kauf entschlossen, und dann — darin brachte ich den Reißverschluß nicht mehr auf. Er war auf halbem Weg steckengeblieben, ich konnte ihn weder rauf- noch runterziehen. Ich war also in dem stickigen kleinen Winkel eingesperrt. Und dann kamen zwei Herren herein und verhandelten mit dem Jüngling über Unterhosen, und sie trieben sich dauernd am Vorhang herum — es war zum Verrücktwerden.«
    »Schade, daß ich nicht mit reinging — aber hätte es deine jungfräuliche Tugendhaftigkeit überhaupt gestattet, daß du dich hilfeheischend an mich wendest? Das ist ein interessanter

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