Kopf hoch, Freddie
Backrohr geschoben. Nun, Mr. Lorimer sieht jedenfalls, daß ich an ihn gedacht habe.«
»Mehr als das! Der Kuchen wird die Krönung der Party heute abend sein. Vielen Dank!«
Die Greshams kamen pünktlich, und von Anfang an verlief die Party gut. Die einzige Person, die Mrs. Greshams Abwesenheit zu bedauern schien, war ihr Mann. »Hin und wieder bekommt sie Kopfschmerzen, und das verdirbt ihr jedes Vergnügen«, sagte er ganz betrübt, und Angela dachte, daß es mit der Liebe etwas Seltsames sei. Die Entschuldigung Mrs. Greshams hatte sie nicht überzeugen können. Sie wußte, daß Mrs. Gresham sie nicht mochte und sie einfach nicht besuchen wollte. Und da saß jetzt ihr Mann, der sie seit einem Vierteljahrhundert kannte, und machte ein trauriges Gesicht, wenn er an die teure Abwesende dachte. Mrs. Gresham war das beste Beispiel einer Frau, die ihrem Manne alles bedeutete.
Nach dem überaus erfolgreich verlaufenen Essen, als sie gemütlich am Kamin schwatzten, hörten sie auf einmal das Geräusch eines Wagens. »Irgendein Nachtvogel, der sich nach dem Weg erkundigen will«, meinte Stephen und machte die Tür auf. Gleich darauf hörten sie ihn erstaunte Rufe ausstoßen. Der Klang der anderen Stimme bewirkte, daß Angela ihre Gäste vergaß und auf die Veranda lieh Sie hörten ihre Worte, als sie sich einem hochgewachsenen Mann in die Arme warf, der eben die Treppe hochkam.
»Vater! Ich kann es einfach nicht glauben. Wie bist du hergekommen?«
»In diesem Vehikel da draußen«, erwiderte Maxwell Standish. »Man kann es von hier nicht sehen, aber du versäumst nichts. Einer dieser neuartigen Kleinwagen — aber es war für mich höchste Zeit für etwas Neues. Meinen alten Wagen habe ich verkauft — schließlich war er ein Vorkriegsmodell. Und da bin ich nun.«
»Bist du den ganzen langen Weg von der Stadt ohne Unterbrechung gefahren?«
»Ich habe zwei Tage dazu gebraucht. Ich habe nämlich Anna besucht — ich habe zufällig in der Zeitung gelesen, daß die bekannte Schriftstellerin Anna Lorimer in der Stadt Urlaub mache, und da habe ich herumtelefoniert, bis ich ihr Hotel ausfindig machen konnte. Sie sagt, sie wolle eine ganze Weile nicht mehr nach Tainui zurück — sie sei müde, nachdem ihr neues Buch endlich fertig geworden ist.«
»Ja, Stephen hat heute morgen von ihr ein Geburtstagspäckchen bekommen — wunderbare neue Bücher und Socken, letztere eigentlich ein Geschenk für mich, weil ich das Stopfen nicht mag. — Jetzt sieh mal, wer noch da ist.«
Freddie kam. Sie hatte sich bei ihren Gästen entschuldigt, indem sie höflich murmelte: »Das ist Vater! Es ist so seine Art, unerwartet vorbeizukommen. Ich möchte ihn rasch begrüßen.«
»Jetzt bin ich aber baff!« rief Maxwell Standish. »Diese Familie trifft sich doch immer wieder... Wie geht es dir, meine Liebe? Ich dachte, du betreibst Krankenpflege oder leistest deiner Mutter Gesellschaft. Angela, habt ihr eure Mutter irgendwo versteckt?«
Freddie wies auf die offene Tür und raunte ihm zu: »Bitte nichts davon vor den Gästen!« Stephen verhinderte taktvoll weitere Enthüllungen, indem er zu den Gästen ging, die sich unbefangen unterhielten. Als sie dann gemeinsam hereinkamen, sagte Angela: »Liebe Freunde, mein Vater ist angekommen. Vater, das sind unsere Nachbarn. Obwohl es keiner von euch weiß, feiern wir heute Stephens Geburtstag.«
Maxwell Standish war immer voll Charme. Mit Befangenheit hatte er sich nie belastet; diese Eigenschaft hatte er immer für eine Art Affektiertheit gehalten. Das hier waren Nachbarn und offenbar Freunde, und so erwähnte er ohne die leiseste Verlegenheit seine ehemalige Frau. Angela erschien alles, was er tat, richtig oder zumindest amüsant, und sie dachte bei sich: »Warum auch nicht? Eine Scheidung ist heutzutage alltäglich, und in diesem Fall war das öffentliche Aufsehen minimal.« Als Pat ihr beim Servieren der Getränke half, sagte sie ganz nebenbei: »Meine Eltern haben sich nicht vertragen. Unvereinbarkeit der Charaktere. Als wir erwachsen waren, entschlossen sie sich zur Scheidung. Mutter kam eigens aus Irland, wo ihre Verwandtschaft lebt, und möchte auch wieder dorthin zurück. Ich glaube, sie wird drüben einen ihrer Vettern heiraten.«
Pat war insgeheim sehr beeindruckt. Diese kühle Auffassung der Familie, als eines Verbandes von Einzelindividuen, von denen einem jeden seine Freiheit zugestanden wurde, diese Ablehnung von familiären Bindungen als solchen war für sie außergewöhnlich. Sie
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