Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopf hoch, Freddie

Kopf hoch, Freddie

Titel: Kopf hoch, Freddie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
sagte aber nur: »Dein Vater ist ungeheuer attraktiv! Und so amüsant!«
    »Ach, ich bin voreingenommen. Ich halte ihn für den nettesten Menschen der Welt — mit einer Ausnahme natürlich. Und jetzt ist er da, und du wirst die wahre Geschichte von unserem Geburtstagsessen und unserer Fehde mit Beelzebub anhören müssen.«
    Die Geschichte wurde mit viel Lebhaftigkeit und einigen Übertreibungen vorgetragen und sehr gut aufgenommen. Sowohl Gresham als auch Maxwell Standish pflichteten Stephen darin bei, daß Gänse ein hohes Alter erreichen können, und Standish berichtete, daß er einen solchen Fall gekannt habe.
    Angelas Augen strahlten ihren Vater ununterbrochen an, und Stephen spürte leise Verstimmung, als er es bemerkte. Es bedurfte also der Anwesenheit von Maxwell Standish, um ihr Gesicht so zum Strahlen zu bringen! Und was hatte dieser eigentlich getan, um sich das zu verdienen? Stephens Meinung hatte sich seit den Tagen von Tainui nicht geändert, er hatte sich jedoch gehütet, sich entsprechend zu äußern, eingedenk der Worte Angelas am Abend ihrer Verlobung: »Ich kann über Vater nicht zu Gericht sitzen. Er bedeutet mir zu viel — ich bete ihn an, seit ich zurückdenken kann.«
    Natürlich war Maxwell zu ihr, seiner Lieblingstochter, gut gewesen. Es hatte ihn jedoch nicht viel gekostet. Er hatte sich darauf beschränkt, sie materiell zu versorgen, was er sich leisten konnte, und »mal vorbeizusehen«, wenn er nichts anderes vorhatte. Weiter hatte er sich nicht verantwortlich gefühlt, hatte seine kleine Tochter vielmehr ohne die schützende Erinnerung an eine Familie, dafür aber belastet mit einer durch ihre unglückliche Kindheit verursachten Empfindsamkeit in die schwierige Erwachsenenwelt entlassen. Immer, wenn seine Frau schwierig war, sagte Stephen sich, daß die Ursache dafür in ihrer Kindheit zu suchen sei. Und jetzt war Maxwell wieder einmal aufgetaucht und hatte jenes unkritische Entzücken auf Angelas Gesicht gezaubert!
    Hier riß Stephen sich plötzlich zusammen. Als Realist machte er gar nicht den Versuch, vor sich zu leugnen, daß er auf Standish eifersüchtig war — und Eifersucht zählte in seinen Augen zu den unverzeihlichsten Sünden. Mehr noch. Eifersucht auf den Vater der eigenen Frau war lächerlich und demütigend. In Wahrheit war Standish ein sehr charmanter Mensch ohne besondere Grundsätze, aber von ungemeiner Liebenswürdigkeit. Und es war der Charme, der am meisten zählte, sagte sich Stephen voll Ingrimm.
    Dieser Charme trat an jenem Tag besonders hervor. Freddie und Angela hingen an den Lippen ihres Vaters, und Pat kniff ihr hübsches Gesicht zusammen, während sie ihn mit größtem Interesse beobachtete.
    Russell Gresham unterhielt sich in leichtem Plauderton und mit offensichtlichem Vergnügen mit Standish, und sogar Maurice merkte, daß er mit seiner Art nun nichts mehr zu bestellen hatte, und nahm es gleichmütig hin. »Und nur ich, als Angelas Ehemann«, sagte sich Stephen, »bin über diese offensichtliche Bewunderung verärgert!«
    »Du bleibst doch, Vater, bis Anna wieder nach Tainui geht?« fragte Angela, als die anderen fort waren. »Du weißt genau, daß du bei der Verpflegung auf sie angewiesen bist! Du warst in dieser Hinsicht immer so hilflos.«
    Doch ihr Vater schüttelte den Kopf. »Ich bin nur auf einen kurzen Besuch gekommen. Es hat wirklich keinen Sinn, nach Tainui zu gehen, ehe Anna sich von der Stadt losgerissen hat. Deswegen ziehe ich mich für ein paar Wochen auf meine Farm zurück. Ich möchte zwei Tage hier bleiben, falls Stephen von seiner angeheirateten Familie nicht schon genug hat.«
    Stephen gab sich herzlich. Sein Schwiegervater könne ruhig länger bleiben, sie hätten genug Platz und wären entzückt.
    »Vielen Dank, aber ich bin nun einmal kein Dauergast. Das war schon immer so. Zwei Tage sind bei mir überall das Äußerste. Wenn Freddie mir den Wohnungsschlüssel überläßt und mir garantiert, daß ihre Mutter nicht ohne Vorwarnung in der Tür auftaucht, möchte ich ein paar Tage in der Stadt verbringen und dann auf meine Farm gehen. Tainui hat Zeit, bis es im Hügelland kalt wird.«
    »Na, dann müssen wir eben aus den zwei Tagen das Beste machen. Es ist himmlisch, dich hier zu haben«, sagte Angela, die im allgemeinen nicht leicht ins Schwärmen geriet.
    Maxwell Standish war ein Mann von rascher Auffassungsgabe. Da er jahrelang mit einer Frau zusammengelebt hatte, die, außer auf ihre eigenen, auf niemandes Gefühle Rücksicht, nahm,

Weitere Kostenlose Bücher