Kopf hoch, Freddie
Maurice!«
Stephen behielt recht. Freddie wolle unbedingt fahren, ungeachtet der Proteste von Maurice. »Es fällt mir schwer, Angela«, sagte sie. »Es war wundervoll hier. Aber ich muß zu Mutter.«
»Tu’s nicht«, unterbrach Maurice sie. »Wozu denn auch? Ich persönlich habe Eltern und ihre Ansprüche satt bis obenhin. Besser, man weist ihnen rechtzeitig ihren Platz an. Warte noch eine Woche. Denk an den morgigen Tanzabend und an das Rennen in Eliston nächste Woche. Dann kommst du immer noch rechtzeitig, um dich von ihr zu verabschieden. Das müßte reichen.«
»Nein. Ich muß jetzt gleich fahren. Keine Widerrede bitte. Es fällt mir schwer, aber ich muß. Ich rufe gleich an und lasse mir einen Sitz im Bus reservieren.«
»Mitnichten! Wenn du schon eine gute Tochter sein willst, mußt du wenigstens zulassen, daß ich dich in die Stadt fahre. Ich kann machen, was ich will, und ich fahre dich morgen in die Stadt. Ja, noch mehr — ich bleibe dort, bis sich die Krankenhausmauern um dich schließen, arme kleine Schwester!«
»Maurice, das wäre herrlich! Dann wäre die Wartezeit nicht so langweilig für mich. Wir könnten ins Kino und manchmal vielleicht tanzen gehen.«
»Sicher können wir das, und das werden wir auch tun. Wir werden die Stadt auf den Kopf stellen.«
»Und«, bemerkte Angela sarkastisch, »ihr werdet gut behütet sein. Mutter ist nicht der Typ, der still zu Hause bleibt und vor sich hinstrickt.«
Maurice tat den Einwand mit einer Handbewegung ab. »Das schaffen wir schon. Ich habe in dieser Hinsicht schließlich Erfahrungen. Freddie, werde bloß nicht sentimental wegen deiner Mutter! Klar, daß wir sie auf kleine Ausflüge oder ins Konzert führen — aber sie wird sich doch nicht an uns hängen, wenn wir was richtig Amüsantes planen!«
Später, als Angela und Stephen allein waren, sagte Angela: »Der junge Mann muß bezüglich meiner Mutter noch viel dazulernen. Diese Begegnung möchte ich zu gern miterleben. Ich bin der Ansicht, daß Maurice diesmal auf seinen Meister trifft.«
»Wahrscheinlich wird er ihr gefallen, wie den meisten Menschen und wie auch mir.«
»Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden. Und für Freddie ist er ein wunderbarer Freund. Natürlich ist er ein Playboy, aber er wird eines Tages sicher erwachsen werden.«
»Und glaubst du, Freddie würde in einer Ehe mit einem Playboy glücklich?«
»Ehe? Guter Gott, wer redet denn von Ehe? Sei doch nicht so altmodisch! Du weißt genau, die Jungen und Mädchen sind heutzutage anders. Die zwei fliegen rum und amüsieren sich.«
Freddie und Maurice wollten also schon am nächsten Tag fort. Als sich beim Packen herausstellte, daß Freddie wegen ihrer Einkäufe zu wenig Platz in ihren Koffern hatte, bat sie Angela um einen Mehlsack, was diese lachend und mit dem Angebot zurückwies, ihr ein Gepäckstück zu borgen, das ihrer Begleitung würdig wäre.
»Aber wie bekommst du das gute Stück zurück, Angela?«
»Wir gehen ja nicht für immer auseinander. Tatsächlich haben Stephen und ich geplant, in die Stadt zu kommen und zu sehen, wie es dir geht, sobald Mutter weg ist und du im Krankenhaus arbeitest. Wenn es zu arg ist, kannst du ja von dort über die Feuerleiter ausreißen und mit uns nach Hause laufen.«
»Wirklich? Das wäre wunderbar! Und jetzt sieht alles gleich ganz anders aus. Nicht, daß ich aufgeben möchte, aber ein Familienbesuch bedeutet doch so viel.«
Seltsam, wie sehr Freddie an der Idee des Zusammenhaltes der Familie festhielt, dachte Angela. Die übrigen Familienmitglieder hatten sich so rasch wie möglich von dieser Idee freigemacht. Shelagh hatte sich völlig von ihren Geschwistern gelöst — Robert war jetzt ihre Familie, und ihr Interesse konzentrierte sich auf ihn und das erwartete Kind. Bill wurde von seiner Arbeit und seinen Freunden in Anspruch genommen und kümmerte sich ebenfalls sehr wenig um seine Schwestern.
Sie selbst hatte bittere Einsamkeit durchgemacht, als ihre Mutter in Irland war, ihr Vater auf seiner kleinen Jacht im Blauen verschwand und Freddie auf der Schule war. Gott sei Dank — für Freddie gab es jetzt Maurice, und wenn Jonathan dabei ausgebootet wurde, so war es seine eigene Schuld. Das sagte sie auch zu Stephen, als sie nach dem Abschiedswinken wieder ins Haus gingen.
»Jonathan ist ein guter Kerl«, lautete seine etwas ausweichende Antwort.
»Was bedeuten soll, daß er wieder in Erscheinung treten wird? Würde mich sehr wundern. Wenn Freddie bloß häuslichen Anschluß
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