Kopf hoch, Freddie
und das Abendessen brutzelte im Backrohr. Im offenen Kamin flackerte das ersehnte Feuer. Als sie eintraten, stand er auf und legte sein Buch weg. »Ihr seid aber bald zurück«, lauteten seine ersten Worte, und auf Angelas Frage sagte er, daß er beim Verkauf sehr gut verdient habe. Bei der Verladung der Ochsen habe es zwar Ärger gegeben, doch hätten sie ihm zwei Pfund mehr eingebracht als erwartet. Für Rindfleisch liege der Preis merkwürdig hoch, gemessen an dem Preis für Schafe, ergänzte er redselig.
Angela verspürte keine Neigung, sich in eine Diskussion über die Fleischpreise einzulassen, und sprach während des Essens nur wenig. Als es vorbei und auch das Geschirr gespült war, setzte sich Freddie eine halbe Stunde an den Kamin. Schließlich gähnte sie mehrere Male herzhaft und erklärte, die Seeluft habe sie müde gemacht, weswegen sie zu Bett gehe.
Angela und Stephen saßen einander still gegenüber. Es gab nicht viel zu sagen — so schien es. Freddie hatte bereits einen ausführlichen Reisebericht geliefert. Angela blätterte müßig in der Zeitung und erklärte plötzlich, daß auch sie zu Bett wolle. Ihr Mann riß sich von seinem Buch los und meinte: »Eine gute Idee. Du hast einen langen Tag hinter dir. Ich nehme an, es war ein sehr schöner Tag.«
Ohne Vorwarnung öffneten sich bei ihr alle Schleusen, und sie platzte heraus: »Ein gräßlicher Tag! Du hast alles verdorben, weil du nicht mit warst. Wie hast du zulassen können, daß ich ohne dich nach Tainui gefahren bin? Tainui gehört uns — uns allein.«
Er stand hastig auf, das Buch fiel zu Boden und landete gefährlich nahe dem Feuer. Stephen, der mit seinen Büchern sehr sorgfältig umging, bemerkte es nicht. Er war sofort an ihrer Seite, legte seine Arme um sie, und Angela weinte ein paar Tränen an seiner Schulter. Gleich darauf riß sie sich mit einem kleinen Auflachen los. »Das kommt von meiner Müdigkeit. Am besten, du übersiehst es.«
»Aber ich übersehe es nicht. Warum weinst du?«
»Weil du mich in letzter Zeit überhaupt nicht mehr wahrgenommen hast. Du hast nichts gesehen, nichts gefühlt. O Stephen, was geht mit uns vor?«
»Nichts. Ich habe nur gewartet. Das ist alles.«
»Gewartet? Bis Freddie geht?«
»Nein. Gewartet, daß meine Frau zurückkommt — und da ist sie. Damit hat sich’s.«
»Nein, gar nicht. Damit kommst du mir diesmal nicht davon und kannst dich wieder in dein Schweigen zurückziehen. Du bist unfair, wenn du sagst, du hättest auf mich gewartet. Ich war die ganze Zeit über da. Du warst es, der abwesend war.«
»Das erschien mir als das Sicherste. Es tut nie gut, wenn man Forderungen stellt. Abwarten ist besser.«
»Einfacher, meinst du wohl. Ich wollte gebraucht werden. Ich wollte, daß du sagst: >Bleib mal zur Abwechslung bei mir. Laß die verdammten Pferderennen und Tanzereien sausen! Ich brauche dich.< Aber das hast du nicht gesagt — und ich war so unglücklich.«
»Warum bist du aber immer mitgegangen, wenn dir so ums Herz war?«
»Teilweise Freddies wegen, zum Teil, weil es für Pat netter war — vor allem aber deswegen, weil es dir gleichgültig zu sein schien.«
»Mir war es alles andere als gleichgültig. Aber ich hasse Eifersucht und alles Besitzenwollen. Also habe ich meinen Mund gehalten.«
»Mach das ja nie wieder! Dieses Spiel hast du schon mal gespielt, es lohnt sich aber nicht, wenn man verheiratet ist. Da will man doch alles miteinander teilen. Auch die albernsten Sachen... Ich war auch eifersüchtig, eifersüchtig auf die Farm und deine Arbeit.«
»Die zählt natürlich auch, aber wenig im Vergleich mit dir.«
»Warum hast du dann nichts gesagt, du Dummer? Warum läufst du unglücklich rum und mimst den starken Schweigsamen? Meine Mutter hat dich so genannt. Ihr hat es gefallen, mir aber nicht. Ich möchte einen Mann, der mir seine Gefühle zeigt.«
»Da bin ich nicht sehr gut. Habe es eigentlich nie versucht.«
»Du warst ja auch noch nie verheiratet. Sieh zu, daß du diese Kunst lernst.«
»Aber eine Frau haßt doch Besitzansprüche, nicht wahr?«
»Gewiß. Andererseits jedoch will sie begehrt sein. Sie will alles, was ein Mann zu geben hat, auch seine Gedanken.«
»Aber ich wollte, daß du eine schöne Zeit verlebst. Wenn Freddie weg ist, wird es für dich öde werden.«
»Du bist wirklich instinktlos. Es wird nicht fade. Ich habe dich — das hoffe ich wenigstens. Aber ich werde dir nicht schmeicheln, indem ich dir noch mehr sage.«
»Und damit beschließen
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