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Kopf hoch, Freddie

Kopf hoch, Freddie

Titel: Kopf hoch, Freddie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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normal noch nüchtern war. Sie versuchte es daher mit Bitten. »Ich möchte viel lieber zu meiner Wohnung, einen Kaffee trinken. Ich habe nicht das leiseste Verlangen, Jonathan zu besuchen.«
    »Schade. Sonst bist du doch ganz verrückt nach ihm.«
    Etwas in seinem lässigen Ton beunruhigte sie mehr als seine Wut, und sie beschloß, bei der nächsten Gelegenheit aus dem Wagen zu springen. Da vorne waren Ampeln. Wenn er anhalten mußte, würde sie hinausspringen. Dann konnte er nichts mehr machen. Wenn er so verrückt war, allein zu Jonathan zu gehen, würde der Arzt sofort sehen, daß er es mit einem Betrunkenen zu tun hatte. Sie sah ängstlich den Ampeln entgegen, und als sie grün aufleuchteten und der Wagen über die Kreuzung fuhr, stieß sie einen kleinen Schrei unterdrückten Ärgers aus.
    Maurice lachte. »Pech gehabt. Du wolltest rausspringen, nicht wahr? Nun, das wirst du nicht. Jonathan soll mir in deiner Gegenwart Rede und Antwort stehen.«
    Sie bogen nun in die stille Straße ein, in der Jonathan wohnte. Um diese Zeit war sie leer und verlassen. Plötzlich wurde Freddie von Angst ergriffen. »Bitte, Maurice«, bat sie. »Bitte, tu es nicht, wenn du mich wirklich liebst!«
    Er lachte wieder, und dieses Lachen bewirkte, daß sie die Kontrolle über sich und ihr Temperament verlor. Wütend faßte sie nach dem Steuer. »Wie kannst du es wagen? Dreh um! Dreh sofort um!«
    Der Wagen geriet ins Schleudern, sie hörte Maurice sagen: »Loslassen, du Närrin!«, und dann ertönte ein Krachen. Danach war nur Stille und Finsternis.
     
     

16
     
    Eine Stimme sagte: »Dem Mädchen geht es gut. Bewußtlos, mehr nicht. Und der Junge?«
    »Ich weiß nicht recht. Eine echte Katastrophe. Lieber Gott, wie das Mädchen nach Whisky stinkt! Könnte ja ganz hübsch aussehen. Warum trinken die bloß?«
    »Frag mich nicht. Na, Jim braucht aber Zeit, den Arzt zu holen. Der wohnt doch gleich gegenüber, nicht?«
    »Da ist er schon. Für den armen Teufel zu spät, wenn man mich fragt. Guten Abend, Doktor. Ein blutiges Schlamassel haben wir da.«
    Freddie stöhnte und suchte sich zusammenzuraffen. Sie fühlte sich verletzt, und ein unangenehmer Geruch haftete an ihr. Dann wurde ihr Verstand klarer. Maurice... Was hatten die eben gesagt? Sie sah hinüber zu der reglosen Gestalt. Hinter ihnen lehnte sich der Wagen an den Lichtmast, gegen den sie geprallt waren. Ein Mann beugte sich über Maurice. Unglaublich, es war Jonathan.
    Ja, natürlich. Sie waren auf dem Weg zu seinem Haus gewesen, und sie hatte ins Steuer gegriffen; darauf war der Wagen ins Schleudern geraten. Sie hatte Maurice getötet. Grauen packte sie.
    Wieder stöhnte sie. Jonathan warf hastig einen Blick nach ihr, ohne Interesse, wie es ihr schien, und drehte sich sofort wieder um. Maurice war es, auf den sich das Interesse aller konzentrierte. Kein Mensch nahm sie zur Kenntnis. Sie bückte sich langsam und hob ihre Tasche auf. Und dann machte sie sich auf und davon und verschwand in der Dunkelheit. Kein Mensch drehte sich nach ihr um. Alle waren vom Tod in Anspruch genommen.
    Die Tür von Jonathans Haus stand offen, und die Halle war leer. Mit dem vagen Gefühl, hier wäre eine Zuflucht, ging sie hinein.
    Doch dann kehrten ihre Sinne wieder. Jonathan war nicht da. Er war draußen auf der Straße und kniete neben dem Toten. Der Tote! Konnte das Maurice sein? Sie dachte an den flüchtigen Blick, mit dem Jonathan sie bedacht hatte. Es war ihm gleichgültig, was mit ihr geschehen war. Er war mit ihr fertig. Ein Schaudern überlief sie, und sie flüsterte: »Mein Gott! Maurice hat mich geliebt, und er ist tot. Jonathan bin ich gleichgültig. Was soll ich nur machen?« Dann hörte sie in ihrem Inneren die Antwort: »Ich muß in meine Wohnung. Weg von hier, weg von allen.«
    Auf Zehenspitzen schlich sie durch die Hintertür hinaus. Hinter dem Haus war ein schmaler Weg, der in die nächste Straße mündete. Eilig lief sie den dunklen Weg entlang und befand sich plötzlich in einer anderen Straße. Gleich darauf sah sie, daß ein Taxi seine Fahrgäste vor einem Haus auslud und langsam auf sie zugefahren kam. Sie trat aus der Dunkelheit und winkte. Sie stand jetzt im Licht der Straßenbeleuchtung, und der Fahrer zögerte, als er sie sah. Freddie wurde plötzlich klar, daß sie mit ihrem schmutzigen Kleid, ihren zerrissenen Strümpfen und dem nach Whisky riechenden Haar sehr ramponiert aussah. Die Flasche im Wagen war zerbrochen und hatte ihren Inhalt über sie ergossen. Sie drehte

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