Kopf hoch, Freddie
lustiger als mit Jonathan.
Mit Jonathan. Sie riß sich zusammen. Es bestand keine Aussicht, das alles mit Jonathan zu erleben. Er liebte sie nicht wie Maurice. Nie würde er auf die Idee kommen, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Er war nur ein guter älterer Bruder, ein Mensch, auf den sie sich verlassen konnte. Er würde ihr seine liebevolle Freundschaft schenken. Mehr nicht.
Mit Schrecken wurde ihr klar, daß ihr das wenige, das Jonathan zu bieten hatte, lieber war als alles, was Maurice ihr geben wollte. Sie senkte den Kopf und weinte.
Maurice war nach wenigen Minuten wieder da, ruhiger, aber noch entschlossener und, wie sie feststellen mußte, noch aufgebrachter. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde ihm etwas verweigert, und zwar etwas, das er verzweifelt haben wollte. Er sagte: »Dieser Blake steht zwischen uns. Du hast es selbst zugegeben. Aber er liebt dich nicht und hat keine Heiratsabsichten. Er ist eim selbstsüchtiger Typ, der dir ein wenig seiner kostbaren Zeit opfert, aber sich nicht weiter festlegen läßt.«
»Du bist nicht fair. So ist er nicht. Er hat viel zu tun, und die Arbeit kommt bei ihm an erster Stelle. Ärzte sind nun mal so.«
»Du betreibst ja Heldenverehrung! Insgeheim glaubst du wohl, er liebt dich, nicht wahr? Wenn du das tust, bist du schön dumm.«
»Maurice, ich bin so müde. Sprechen wir heute nicht mehr davon. Warten wir bis morgen, dann haben wir beide einen klaren Kopf.«
»Wenn du glaubst, daß ich einen sitzen habe...«
»Nein, nein. Bitte entschuldige, daß ich das angedeutet habe, wie es scheint, aber ich bin so durcheinander.«
»Na, dann trinke ich noch einen.«
Sie war entsetzt und merkte plötzlich, daß ihn diesmal der Alkohol sehr angegriffen hatte. Er sprach und benahm sich unkontrolliert. Doch inzwischen wußte sie, daß sie am besten den Mund hielt. Er kam zurück und sagte: »Und jetzt keinen weiteren Unsinn. Ich bringe dich nach Hause, und du versprichst, daß du mich heiraten wirst. Und, mein Schatz, hör endlich auf zu heulen.«
»Gib mir Zeit bis morgen.«
Sein Zorn flammte jäh auf, und er sprach mit ihr, wie er es nie zuvor getan hatte. »Den Teufel werde ich warten. Wir regeln die Sache jetzt ein für allemal. Ich bringe dich zu Blakes Haus und frage ihn, was er mit dir vorhat. Hat er ernsthafte Absichten, wie unsere Großmütter zu sagen pflegten? Wenn nicht, laß ihn für immer sausen!«
Sie war entsetzt. Er hatte zu viel getrunken und schlug ihr in seinem Rausch einen Plan vor, den er, wäre er nüchtern gewesen, nicht einen Augenblick ernsthaft in Betracht gezogen hätte. Einen Augenblick bekam sie es mit der Angst zu tun, sagte aber dann in aller Ruhe: »Fahren wir nach Hause! Wir trinken einen starken Kaffee und werden uns dann beide besser fühlen. Es wird ziemlich kalt.«
Wortlos stieg er ein und fuhr hügelabwärts. Er fuhr sehr schnell, schien aber den Wagen in der Gewalt zu haben. Freddie fühlte sich wieder sicherer. Sie hatte sich wohl, was seinen Alkoholkonsum betraf, geirrt.
Sie sprachen kaum etwas, bis sie in die Außenbezirke kamen. Es war kurz nach acht und die Straßen fast leer. Plötzlich stellte sie zu ihrer Verwunderung fest, daß er eine Strecke fuhr, die nicht zu ihrer Wohnung führte. »Wir fahren falsch. Du hättest schon eine Meile früher an der Kreuzung abbiegen sollen.«
Er murmelte: »Ich weiß, was ich tue, besten Dank.«
Ihr wurde unbehaglich. Sie fuhren nach Westen statt nach Osten. Was war mit Maurice los? Er war doch sonst immer so sicher gewesen, auch in der Nacht. Sie versuchte es erneut: »Ehrlich, du fährst falsch. Wir fahren nicht annähernd in Richtung meiner Wohnung.«
»Wir sind genau richtig auf dem Weg zum lieben Doktor Blake.«
Sie traute ihren Ohren nicht. Er beharrte also auf seiner Wahnsinnsidee, Jonathan einen Besuch zu machen.' Müde sagte sie: »Du weißt ja gar nicht, wo er wohnt.«
Doch er lachte bloß. »O doch! Ich habe vorsichtshalber im Telefonbuch nachgesehen. Wir fahren richtig.«
Sie war schockiert, aber auch wütend. »Maurice, sei doch nicht so blöd! Das kann nicht dein Ernst sein. Jonathan in seinem eigenen Haus zur Rede zu stellen, kann ich nicht zulassen.«
»Ich fürchte, du wirst es nicht verhindern können, es sei denn, du springst aus dem Wagen, wobei du dir aber nur weh tun würdest.«
Er meinte es ernst. Zornig rief sie aus: »Du bist verrückt!«
»Ich bin ganz normal und völlig nüchtern, und ich bringe dich jetzt zu Blake.«
Es war klar, daß er weder
Weitere Kostenlose Bücher