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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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attraktiven Abschlag auf den Marktpreis. In einer einmaligen Missachtung meiner eigenen Regeln hatten wir nur oberflächlich recherchiert und keine Ahnung, auf welches Chaos wir uns eingelassen hatten. Weder hatten wir mit den BVB-Sponsoren gesprochen noch mit dessen Kreditgebern, ehemaligen Führungskräften oder Konkurrenten. Warum sollten wir? Das war ein vollkommen handhabbarer Anteil, den wir zu einem hervorragenden Preis bekommen hatten. Unser Engagement hatte den Aktienkurs bereits um 30 Prozent ansteigen lassen, sodass wir auf dem Papier eine satte Rendite erzielt hatten. Wir wollten ein wenig positiven Dampf machen und unsere Anteile anschließend mit einem schnellen und ordentlichen Gewinn auf den Markt werfen. »Warum sollen wir uns mit zeitaufwendiger und teurer Competitive Verification herumschlagen«, dachte ich damals. Wir standen mit zwei russischen Oligarchen in Kontakt, die nur darauf brannten, sich in einen großen europäischen Fußballverein einzukaufen. Bevor wir unseren Anteil erworben hatten, hatten wir ihn praktisch schon wieder verkauft.
    Man muss unbedingt und unter allen Umständen recherchieren, bevor man investiert – und nicht hinterher. Versuchen Sie nicht, sich davor zu drücken. Nach eingehenderer Prüfung stellten wir fest, dass der BVB bestenfalls insolvent und schlimmstenfalls bankrott war, und nicht reich an Bargeld und Vermögenswerten, wie die Bilanz suggerierte. Das Unternehmen verlor jeden Monat Millionen und würde seine Schulden nicht bedienen können. Der BVB hatte fast 40 Millionen Euro an außerbilanziellen Schulden, die nicht in den Finanzberichten auftauchten, und mehr als 100 Millionen Euro offengelegte Schulden, die refinanziert werden mussten. Die Führungsriege betrieb ein äußerst liberales Kostenmanagement. Sie hatten sogar die Marke »BVB« und mehrere Spieler als Sicherheit für Notkredite verpfändet. Ein Großteil dieser Informationen waren der Öffentlichkeit zum Zeitpunkt unseres Einstiegs nicht bekannt. Wir hatten uns eine zweite Bremer Vulkan ans Bein gebunden. Ich würde wahrscheinlich ein erhebliches Vermögen einbüßen und von den Medien ans Kreuz genagelt werden.
    Schließlich sickerten die schlechten Nachrichten zur Finanzpresse durch und die hoffnungslose Lage des BVB wurde in ihrem ganzen Ausmaß offensichtlich. Daraufhin brach der Aktienkurs ein. Ausnahmsweise war sich die gesamte Finanz- und Mediengemeinde über zwei Dinge vollkommen einig: Der BVB war bankrott und Homm hatte zu guter Letzt den Verstand verloren. Der BVB würde mein Untergang sein.
    Wir hatten zwei Optionen: Unsere Beteiligung unter schweren Verlusten abzustoßen oder das Unmögliche zu erreichen und den finanziell desolatesten deutschen Profifußballverein zu retten. Da wir einen schlechten Monat hatten und uns keinen weiteren hohen Verlust in unserem hochbewerteten Deutschlandfonds leisten konnten, beschlossen wir den BVB zu retten. Nur ein ausgemachter Irrer würde einen derart hoffnungslosen Turnaround versuchen. Wir pumpten mittels einer Eigenkapitalerhöhung gewaltige Geldsummen in den BVB und wurden mit einer Beteiligung von fast 30 Prozent zum größten Aktionär des Vereins. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir unsere Hausaufgaben gemacht und waren bereit, unseren Plan umzusetzen.
    Die Forderungen, die wir im Gegenzug für unser Geld an das Unternehmen und sein Management stellten, waren brutal und diabolisch. Präsident Niebaum sollte zusagen, uns zwei Sitze im Aufsichtsrat zu garantieren. Ich sorgte dafür, dass der Vorstandsvorsitzende diese Garantien persönlich unterschrieb, in dem vollen Wissen, dass Aufsichtsratsmitglieder ausschließlich von den Anteilseignern auf der Jahreshauptversammlung ernannt werden konnten. Wir hatten unser eigenes Beratungsteam mitgebracht und angewiesen, die operativen Kosten zu senken, und wir würden, sobald machbar, den gesamten Vorstand und den halben Aufsichtsrat feuern. Wir würden gewinnen und keine Gnade walten lassen.
    An der Jahreshauptversammlung nahmen 2.000 zutiefst besorgte Aktionäre und mehr als 100 Reporter und Fotografen teil. Ich attackierte das Management und warf ihm Buchführungstricks, völlige Inkompetenz und persönliche Bereicherung vor. Die Führungsgehälter wurden fast augenblicklich halbiert, und innerhalb weniger Monate hatten wir einen neuen Präsidenten, einen neuen Aufsichtsrat, Vorstandsvorsitzenden, Finanzvorstand, Leiter Merchandising und so weiter. Die Lage besserte sich. Täglich rollten Köpfe. Um das

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