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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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wenn er an beliebten Orten wie Rio de Janeiro oder Punta del Este zu Hause war. Außerdem schätzten diese Kunden einen Bankier, der erhebliche Risiken auf sich nahm, um langfristige Beziehungen zu entwickeln.
    Meine drei wichtigsten Geschäftsentwicklungszonen waren daher Peru, das damals zum größten Teil von der maoistischen Guerilla Leuchtender Pfad kontrolliert wurde; Panama, das von General Noriega und seinen Kumpanen regiert wurde, und Kolumbien, das größtenteils unter der Kontrolle der FARC und anderer terroristischer Organisationen stand.
    Anfang und Mitte der Achtzigerjahre war Peru absolutes Sperrgebiet für jeden, der über ein Mindestmaß an gesundem Menschenverstand und einen funktionierenden Selbsterhaltungstrieb verfügte. Der Leuchtende Pfad kontrollierte gut die Hälfte des Landes, wobei brutale Attentate in Lima an der Tagesordnung waren. So sprengte der Leuchtende Pfad die Industrieanlage von Bayer, die zentralen Kraftwerke und die Büros der herrschenden Partei in die Luft. Sie ermordeten mehrere Tausend Menschen. Prominente Ausländer waren begehrte Ziele für Entführungen. Die peruanische Wirtschaft und Lima selbst pfiffen derweil aus dem letzten Loch. Lediglich ein Prozent der Bevölkerung besaß 99 Prozent des nationalen Reichtums. Die Mehrheit konnte weder lesen noch schreiben und war bettelarm und ohne jede Aussicht auf Verbesserung ihrer Lebensumstände. Die Arbeitslosigkeit betrug mehr als 50 Prozent. Mangelernährung war die Regel, nicht die Ausnahme. Peru bot den jämmerlichen Anblick einer waschechten Bananenrepublik.
    Meine peruanische Kundenliste bestand hauptsächlich aus Schwarzmarkt-Devisenhändlern, die die peruanischen Unternehmen mit dringend benötigten Devisen versorgten, und zwar zu wettbewerbsfähigeren Kursen als den völlig unrealistischen offiziellen Wechselkursen. Die Unterschiede zwischen dem offiziellen und dem Schwarzmarktkurs betrugen bis zu 50 Prozent und machten die größeren Devisenhändler des Schwarzmarktes in kürzester Zeit reich. Sie sorgen dafür, dass die Unternehmen wettbewerbsfähig blieben und ihre Importe in harter Währung zahlen konnten. Außerdem ermöglichten sie den vermögenden Peruanern, ihre wertlose einheimische Währung in US-Dollar zu wechseln und das Vermögen anschließend an sicherere Orte, zumeist die USA, zu schaffen.
    Mir wurde schnell klar, dass mich die Forex-Händler irgendwann mit ihren finanziell potentesten und noch wesentlich größeren Kunden bekannt machen würden, wenn ich sie wie Götter behandelte. Alles, was ich tat, war damals in Peru vollkommen illegal. Das war mir jedoch völlig egal. Nur weil gerade bestimmte Gesetze herrschen, heißt das nicht, dass sie gerecht oder sinnvoll sind. Mein Großvater war ein großer und mein Vater ein kleinerer Schwarzmarkthändler gewesen. Milton Friedman, der prominenteste Ökonom des 20. Jahrhunderts, hatte Folgendes über den Schwarzmarkt zu sagen: »Der Schwarzmarkt war eine Methode, um die Regierungskontrollen zu umgehen. Er war eine Methode, um den freien Markt zu ermöglichen und eine ­Methode der Öffnung und der Befähigung der Menschen.« Und das ist genau das, was ich damals tat. Ich trug dazu bei, die freien Märkte in Peru zu entwickeln und die Menschen in die Lage zu versetzen, ihr Geld außer Landes zu bringen.
    Und so wusch ich um des Kapitalismus und der zivilen und wirtschaftlichen Freiheit willen Geld. Die amerikanische Unabhängigkeit gründet zumindest teilweise auf einer Revolte gegen das prohibitive und monopolistische englische Steuersystem sowie Import- und Exportbeschränkungen. Schwarzmarktoperationen in Neuengland und den Südstaaten haben eine lange Tradition. Die amerikanischen Händler haben über Jahrhunderte ein Vermögen verdient, indem sie die englischen, spanischen und französischen Zollkontrollen umgingen. In meiner gestörten Wahrnehmung sah ich mich als Freiheitskämpfer für den westlichen Kapitalismus.
    Auf Basis meines 24-Stunden-Kundenservices und meiner Bereitschaft, mir für meine Kunden ein Bein auszureißen, hatte ich das Vertrauen der größten peruanischen Forex-Händler gewonnen. Ich half ihnen dabei, ihre Gelder über unsere Niederlassung nach Panama zu schaffen und in sichere, ertragreiche und attraktive Anleihen zu investieren. Es sprach sich herum, dass ich Ahnung hatte und vertrauenswürdig war. Die Devisenhändler wurden lockerer und machten mich mit ihren hochrangigen Geschäfts- und Regierungskontakten bekannt. In kurzer

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