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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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einem netten italienischen »Partner« eine 38er Cobra mit Gummigriffschalen und fuhr weiterhin mit der Metro zum Basketballplatz in East New York.
    An einen sonnigen Sonntagnachmittag landete ich schließlich einen Volltreffer. Wer kam dort den Metrogang entlang? Mein Doppelgänger Smiley, allerdings mit einer anderen Unterstützercrew. Er sah mich und nach einer gewissen Spätzündung setzte er sein breites Von-Ohr-zu-Ohr-Grinsen auf. »Dämlicher weißer Motherfucker . Hab dir letzes Ma’ gesagt, solls dich vom Viertel fernhalten. Was has’n heute für mich, ’ne Rolex für mein Daddy oder vielleich’n niedlichen Diamantohrring für meine Schlampe? Starr mich nich an wie so’n Alien. Hab dich was gefragt, du weißes Toastbrot.«
    Ich nahm ein kleines Bündel Ein-Dollar-Scheine heraus und überreichte es ihm. Dann nahm ich meine Einkaufstüte und holte ein brandneues Paar Michael-Jordan-Sportschuhe, Größe 47, heraus – damals in vornehmlich schwarzen Vierteln ein sehr geschätzter Artikel. Smiley schien das zuzusagen, aber er war sichtlich gestresst über die Ein-Dollar-Scheine, weil er entweder nicht über zehn hinaus zählen konnte oder wollte. Während ich ihm beide Schuhe mit der linken Hand überreichte, stand ich auf und zog mit der rechten Hand die Cobra aus einem der Schuhe. Dann rammte ich ihm den harten Lauf in den Mund, zertrümmerte ihm einige Vorderzähne und riss ihm seine dicke Unterlippe auf. Seine messerwedelnden Gefolgsleute wichen augenblicklich zurück angesichts der Tatsache, dass ich ziemlich motiviert zu sein schien, den Abzug zu drücken. Diese Typen waren keine Helden. Sie rechneten sich ihre Chancen aus, und was sie sahen, gefiel ihnen nicht.
    An diesem Punkt fiel mir auf, dass Smiley meine 500-Dollar-Eidechsenlederstiefel trug. Das machte mich richtig wütend und ich richtete die Waffe auf seine Leute, während er versuchte, seine verletzte Unterlippe wieder an ihren richtigen Platz zu bringen. Die beiden Helden rannten weg wie Speedy Gonzalez, in der vollen Erwartung, zwei Kugeln in den Rücken zu bekommen. Zu ihrem Glück kann ich Waffen nicht ausstehen und schieße nicht gerne auf Menschen. Ich schieße nur auf Fasane und Raufußhühner, und das auch nur aus kulinarischen Gründen. Ich schlug meinen Doppelgänger mit der Pistole, brach ihm die Nase und zerfetzte ihm dabei ein wenig das Gesicht neben seiner Fresse. Was für eine Sauerei – überall war Blut.
    Smileys Knie zitterten und er war kurz davor, zusammenzubrechen. Er konnte sich nur mit Mühe an einer Haltestange des Metrowaggons festhalten. Ich rammte ihm die Pistole in den Schritt. Smiley sackte auf seinen Hintern, wobei sein Kopf auf die Brust fiel. Ich forderte ihn auf, meine verdammten Stiefel auszuziehen. Er war völlig hilflos, reagierte nicht und hielt sich mit offensichtlichen Schmerzen die Genitalien. Dann fragte ich ihn ganz ruhig: »Wer lacht jetzt, Smiley?« Ich hielt ihm die Cobra an den Kopf und tat so, als wolle ich ihm den Gnadenschuss verpassen. Er begann zu wimmern und schien irgendwie in einer anderen Welt zu sein. Während ich meinen moralischen Sieg feierte, begann Smiley heftig zu urinieren. Zu meinem großen Entsetzen bahnte sich der Urinstrom schnell einen Weg in meine Stiefel. Ich brach das Stiefelrettungsprojekt ab, ließ ihn mit 20 von Pisse durchweichten Dollarscheinen zurück, verließ die Metro, wechselte zu einem anderen Bahnsteig und fuhr zurück in die Zivilisation. Ich war ein wenig aufgewühlt und entdeckte einige Blutflecken auf meinem Mantel.
    Zurück im Stadtzentrum erstand ich einige erstklassige Eintrittskarten für den Madison Square Garden, um mitanzusehen, wie die Knicks um 20 Punkte verloren. Anschließend fuhr ich nach Hause in meine Bude mit Blick über den Times Square, die hellen Lichter des Broadways und den Hudson River. Annette, eine ausgeflippte Freundin aus Berlin, war zu Besuch. Sie hatte endlose Beine, einen Mund wie die Bardot, natürliche blonde Haare und blaugrüne Augen. Ihr arisches Wesen kontrastierte wunderbar mit Lynnes Négritude und der cajungeprägten Persönlichkeit einer anderen Harvard-Freundin, Colette Creppel. Nach dem Zwischenfall mit Smiley & Co war unser Sex in dieser Nacht ein wenig abgedreht. Welch Vergnügen, in so vielen verschiedenen Blumenbeeten zu nächtigen, und welch glorreicher Samstag.
    Es gab keine Smokey/Vincent-Neuauflage. Bei einem Turnier auf dem Gelände der 128 th Street Police Athletic League in Harlem traf ich Pookie und

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