KOR (German Edition)
Umgebung wahr. Es roch nach Desinfizierungsmittel. Er lag auf einem Krankenbett. Über ihm baumelte ein Infusionsbeutel, der durch einen durc h sichtigen Schlauch mit seinem rechten Arm verbunden war. Er trug einen hellblauen Pyjama.
Wenige Meter von ihm entfernt stand ein ihm unbekannter Mann, der in ein Gespräch mit John Arnold verwickelt war.
„Na, wieder im Land der Lebenden?“
Chad drehte seinen Kopf zur Seite. Am Rand des gegenüberliegenden Be t tes lehnte Yui Okada. Sie hatte ihre schmutzige Kleidung gegen einen beig e farbene n Pullover und eine Hose in derselben Farbe getauscht. „Wie geht es dir?“
„Frag lieber, wie es di r geht ! “
„Und wie geht es mir?“
Yui zuckte mit den Schultern. „Der Arzt dort drüben hat deine Wunde de s infiziert und zusammengeflickt. Du hast eine Menge Blut verloren. Ich schä t ze, wegen dir müssen die demnächst ihre Blutreserven nachfüllen.“
John Arnold und der Arzt beendeten ihr Gespräch. Beide traten an sein Bett.
Der fremde Mann fühlte nach seinem Puls und kontrollierte die Tropfg e schwindigkeit der Infusion. Er war groß und dünn und wirkte irgendwie mü r risch. „Sie haben gerade noch mal Glück gehabt, Mr. Kruger. Eigentlich w a ren Sie so gut wie tot, als man Sie zu mir brachte. Mein Name ist Greg Andrews. Ich leite die Station den Winter über. Mr. Arnold, Mr. Richards und Miss Okada haben mir bereits Bericht erstattet. Ihre Erlebnisse klingen schier unglaublich. Ich habe gestern drei meiner Leute losgeschickt. Falls möglich, sollen sie Proben von diesem Ding mitbringen.“
Chad traute seinen Ohren nicht. „Arnold, wieso haben Sie ihm das nicht ausgeredet?“
„Mr. Andrews ließ sich durch nichts davon abbringen, Kruger. Gestern sind die drei mit einem Kettenfahrzeug los.“
Der Arzt tippte mit seinem Zeigefinger gegen die Matratze. „Egal ob es sich um ein außerirdisches oder ein unbekanntes terrestrisches Lebewesen gehandelt hat, Fakt ist nun mal, dass Sie so gut wie keine Erkenntnisse über diesen Organismus sammeln konnten. Das heißt, Ihr Biologe, der das Wesen untersuchte, ist nicht mehr am Leben. Ich nehme an, dass meine Le u te in wenigen Tagen wieder hier sein werden.“
„Wahrscheinlich liegt der Container inzwischen unter dem Wrack der Fo r schungsstation begraben“, meinte Yui.
„Das werden meine Männer herausfinden, Miss Okada. Machen Sie sich also keine Sorgen.“
„Wo ist Richards?“, fragte Chad .
„Er sitzt in der Messe und lässt sich volllaufen“, antwortete Arnold. „I r gendwie hat er es sich verdient. Wir haben es übrigens mit dem letzten Tro p fen Treibstoff bis knapp vor Amundsen -Scott geschafft. Richards hat Sie die letzten hundert Meter getragen.“
„Wie gesagt, es bleiben noch viele Fragen offen“, übernahm Andrews wi e der das Wort. „Niemand wollte etwas mit KOR zu tun haben. Das lag eine r seits an Allan Whitehead, der sich jegliche fremde Einmischung verbat. N a türlich beruhte das auf Gegenseitigkeit. Wie Sie wissen, wollte kaum jemand mit ihm und seiner Tochter zusammenarbeiten. Andererseits konnte niemand genau sagen, was er mit KOR vorhatte. Julia Whitehead teilte uns kurz nach dem Bekanntwerden des Funkspruchs mit, dass wir keine Leute nach KOR schicken dürfen. Es sei ihre Station und niemand ginge das, was dort vorging, etwas an. Sie würde mit einem Team den Ort aufs u chen. Nun ja, wir waren froh, dass wir nichts damit zu tun hatten. Außerdem war die Station unb e wohnt. Im Grunde genommen sahen wir uns keinem Notfall gegenüber. Haben Sie eine Erklärung für das Zustandekommen der Funkmeldung?“
„Vielleicht ein Kommunikationsversuch“, meinte Chad . „Das Wesen muss einen gewissen Grad an Intelligenz besessen haben.“
„Haben Sie sich mal Gedanken darüber gemacht, aus welchem Grund di e ses Wesen einen Funkspruch abgesendet hat?“
„Wenn es tatsächlich intelligent gewesen ist, probierte es wahrscheinlich verschiedene Funktionen der Station aus. Reine Neugierde sozusagen“, übe r legte Chad . „Der Funkspruch konnte reiner Zufall gewesen sein.“
John Arnold kratzte sich verlegen an der Stirn.
„Ich möchte ja nicht unhöflich erscheinen“, fuhr Andrews dazwischen, „doch Ihre Vorgehensweise war alles andere als wissenschaftlich. Um offen zu sein, bestätigt das meine Vorurteile gegenüber Grenzwissenschaften. Ihre Aussagen basieren lediglich auf reinen Annahmen. Sie finden Artefakte und eine Grube, die anscheinend künstlich ausgebaut wurde.
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