KORNAPFELGRUEN
meine Kinder über alles. Die beiden sind das Wichtigste für mich auf der Welt. Damit wirst du leben müssen, wenn du mit mir zusammen sein willst.“
„Sicher!“, hatte Camilla rasch geantwortet, „ich wünsche dir eine gute Reise, Daniel. Fahr vorsichtig. Ach ja, was ich gerne noch wissen würde, und ich denke, ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren ... Wie würdest du reagieren, wenn sie zu dir zurückkehren möchte, deine Frau, meine ich.“
„Keine Ahnung, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Und in die Zukunft sehen kann ich nicht. Also wirklich, Liebes, darauf weiß ich im Moment keine Antwort.“
Na, wenigstens war er ehrlich! Und gut zu wissen, wie die Aktien im Groben standen …
Außerdem hatte Daniels plötzliche Italienreise auch einen Vorteil: Sie bedeutete für Camilla in Sachen Womanizer-Suche einen willkommenen Aufschub.
Einen Moment lang hatte sie ja in jener verzauberten Nacht im Baumhaus daran gedacht, doch noch Daniel für die Rolle zu besetzen.
Immerhin hatte er sich ja auch in der Senior-Model-Agentur beworben, er schien also grundsätzlich nichts dagegen zu haben, sich für Werbezwecke ablichten zu lassen.
Fotogen war er ebenfalls, auch wenn er vor der Kamera gerne herumkasperte.
Aber dann hatte Camilla sich auch gesagt, dass es für sie in ihrer derzeitigen Lage nicht mehr möglich war, ein wirklich wertfreies und objektives Urteil über Daniel Kleeberg zu fällen. Sie war sozusagen befangen in eigener Sache.
Und wohin es nur allzu oft führte, wenn eine Frau frischverliebt war, das konnte sie ja momentan wunderbar am Beispiel ihrer Freundin Ruth studieren!
„Betriebsblindheit“ – Das Wort kam Camilla urplötzlich in den Sinn, während sie an der Seite von Ruth über die Kieswege des Parks schlenderte.
(Die Kamera steckte währenddessen wie immer schussbereit in der Manteltasche. Man konnte schließlich nie wissen!)
Nicht, dass Camilla Ruth den emotionalen Höhenflug etwa nicht gegönnt hätte – sie konnte die Gefühlsirrungen und Wirrungen, die damit einhergingen, sogar sehr deutlich nachempfinden!
Und eben dies war aber das eigentlich Gefährliche an der Situation. Damit war Daniel endgültig wieder aus dem Rennen!
Außerdem, welche Frau wäre schon wirklich gerne mit einem echten Womanizer zusammen? Es war ja vielleicht anfangs noch ganz nett, so einen Typ Mann zu erobern. Wenn frau über den dazu nötigen Jagdtrieb und auch das entsprechende Jagdfieber verfügte. Aber dann mit ihm zusammenleben, sich ständig der Gefahr bewusst sein, er könnte schon morgen entdecken, dass die nette Nachbarin auch noch zwei hübsche Töchter besaß? Ein bisschen anstrengend auf die Dauer, so ein unsicherer Zustand, nicht wahr?
Im Stillen und Geheimen begann Camilla zu beten. Und zwar darum, dass Daniel tatsächlich für die Rolle des Womanizers gänzlich ungeeignet wäre …
Sie schrak zusammen, als Ruth abrupt stehenblieb und dabei ihre Finger schmerzhaft in Camillas Arm grub.
„Da vorne geht Fritzi! Mit einer anderen Frau!“ – Ruths Stimme war nur noch ein schwacher Hauch, sie fing außerdem an, am ganzen Körper zu zittern.
„Wo?“ – Auch Camilla war jetzt notgedrungen stehen geblieben. „Ach ja, jetzt sehe ich die beiden auch. Aber Ruth, rege dich doch bitte nicht gleich auf. Die Sache kann schließlich ganz harmlos sein. Ah, und jetzt erkenne ich auch die Frau an seiner Seite. Das ist Elly, Elly Hofer. Sie arbeitet ebenfalls als Modell für die Senior-Agentur, ist also quasi eine Kollegin von Fritzi. Siehst du, es ist sicher alles ganz anders, als du im Moment glaubst. Jetzt fang doch bitte nicht gleich zu weinen an, Ruth!“ – Camilla sprudelte munter irgendwelche Worte und Sätze drauflos, während in ihrem Kopf alles durcheinander purzelte.
Camilla traute es Fritzi nämlich nun wirklich nicht zu, neben der vitalen Ruth auch noch eine weitere Frau zu verkraften!
Es konnte doch nur harmlos sein zwischen Elly und ihm. Keinerlei Grund für Ruth sich dermaßen aufzuregen.
„Und dabei bin ich gerade erst seit ein paar Tagen über diese Lüge von ihm wegen seines Alters hinweg!“, schniefte Ruth jetzt verzweifelt. „Das war auch schon so ein Ding! Aber ich habe ihm verziehen, weil ich ihn nun einmal liebe.“
„Was ist denn mit Fritzis Alter?“ hakte Camilla mit vor Mitleid sanfter Stimme nach.
Sie hoffte nur, dass Fritzi und Elly weiter so zügig voran marschierten, wie sie es im Moment taten. Und sich auch bloß nicht
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