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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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sah, nur noch betont wurde.
    »Warum hast du den Schatz nicht gefunden?«, konterte einer der Zuschauer.
    Der Mann hob den Blick.
    »Ich habe durch die Suche nach ihm bereits mehr verloren, als ich jemals hätte gewinnen können, falls ich ihn gefunden hätte. Er bedeutet mir jetzt nichts mehr.«
    Der Schmerz in seiner Stimme zog Claire buchstäblich an, und obwohl ihr Herz sich ihm zuwandte, rührte sie sich doch nicht von der Stelle. Nichts würde sie eher verraten, als solch eine weibliche Geste. Doch andererseits, vielleicht auch nicht. Sie sah zu den Frauen mit den tief ausgeschnittenen Kleidern hinüber, deren Brüste die Korsetts spannten, und seufzte insgeheim. Es gab einen Grund, weshalb sie damit davonkam, sich als Junge auszugeben, und der hatte nichts damit zu tun, dass sie ihre Figur versteckte. Es gab einfach nicht genug zu verbergen, um das sie sich Sorgen machen musste.
    »Trotzdem hat er kein Problem, euch euer Geld abzuknöpfen«, rief jemand.
    Der Mann mit der Karte brachte alle mit einem einzigen eisigen Blick zum Schweigen.
    »Nun, ich werde es darauf ankommen lassen«, sagte Claire und schob ihre Münzen in die Mitte.
    »Ebenso wie ich.«
    Obwohl der Raum von lauten Gesprächen und schlechtem Gesang erfüllt war, hörten Claires Ohren nur diesen einen Satz. Sie hatte Nate Carter seit acht Jahren nicht mehr gesehen, nicht mehr, seit er sein Wort zurückgenommen hatte, aber sie erkannte seine Stimme noch bevor ihr Blick über seinen hochgewachsenen Körper wanderte und an dem Gesicht hängenblieb, von dem sie öfter geträumt hatte, als es der verlogene Mistkerl verdiente.
    Ihr wurde ganz flau im Magen. Nate war hier. Er war hier und ebenso die Karte, von der sie ihm erzählt hatte, als sie noch dumm genug gewesen war, zu glauben, das Wort eines Mannes würde etwas bedeuten. Der Verrat brannte ihr förmlich ein Loch in den Bauch. Er war wegen des Schatzes gekommen, des Schatzes, über den sie gemeinsam gesprochen hatten. Den Schatz, von dem er versprochen hatte, sie würden ihn gemeinsam finden. Nur dass er niemals zurückgekommen war, um sie zu holen. Es war bloß eine der Lügen, die er sie hatte glauben machen.
    Claire zwang sich, ruhig zu bleiben. Sie spähte unter der Krempe des Hutes hervor, den sie sich nun ein wenig tiefer ins Gesicht zog, was ein schwieriges Unterfangen war, weil ihr Herz raste und ihre Hände nichts weiter wollten, als Nates verlogenes Gesicht zu verprügeln, ganz gleich wie attraktiv es auch war. Sie machte sich keine Sorgen darum, wiedererkannt zu werden, nicht mit dem kurz geschnittenen Haar, dessen kastanienbraune Farbe unter dem breiten Hut verborgen war. Außerdem hatte er sie wahrscheinlich bereits vergessen, sobald er aus der Tür des Waisenhauses getreten war. Hinausgetreten war und niemals zurückgeschaut hatte.
    Und verdammt sollte er sein, weil er jetzt sogar noch besser aussah als damals. Nates Schultern, die schon mit sechzehn Jahren kräftig gewesen waren, waren mittlerweile noch breiter geworden. Sein dunkelbraunes Haar sah so aus wie früher, und ihm fielen immer noch ein paar lose Strähnen in die Stirn. Sonnengebräunte Haut und ein dunkler Bartschatten bedeckten sein kantiges Kinn.
    Nate griff in seine Jacke und legte einen schwarzen Lederbeutel voll klimpernder Münzen auf den Tisch, bevor er sich auf den leeren Stuhl setzte.
    Der Mann zu Claires Linken sammelte alle Münzen ein und ließ sie in einen kleinen Sack fallen. Er schob die Karte in die Mitte des Tisches.
    »Das beste Blatt gewinnt«, sagte er. Die Karten schnalzten, als er sie mischte.
    »Mein Name ist Sid«, sagte der Mann zu ihrer Rechten.
    »Ich dachte bloß, ich sag euch lieber gleich, wer die Karte gewinnen wird.«
    Der Mann ihr gegenüber schüttelte seinen Kopf.
    »Das werde ich sein, James.«
    »Was ist los mit dir, Junge, hast du keinen Namen?«, fragte Sid.
    »Clarence«, antwortete Claire und benutzte den Namen ihres Vaters, wie sie es gewöhnlich tat, wenn jemand sich die Mühe machte, zu fragen. Sie hielt den Atem an, aber Nate achtete nicht mehr auf sie, als er auf die anderen Spieler achtete. Eigentlich sogar noch weniger, denn er zeigte bloß mit einem Nicken an, dass er sie gehört hatte. Sein Blick streifte sie kaum und gewiss nicht lange genug, um unter dem Schatten ihres Hutes und dem Schmutz auf ihrem Gesicht etwas zu erkennen. Hielt er sie nicht für fähig, auf eigene Faust hierherzukommen? Glaubte er etwa, sie hätte jemals aufgegeben, danach zu suchen, oder hatte

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