Korvals Nemesis (German Edition)
entsprechen.
»Es wäre mir eine Freude, die Namen Ihrer Begleiter zu erfahren, Mr. Conrad«, sagte sie und wurde mit einem sanften, charmanten Lächeln belohnt.
»Sehr gut«, sagte er und benutzte sein Kinn, um damit auf den Mann mit den Blumen zu weisen. »Dies ist Penn Kalhoon aus der Hamilton Street.«
Dieser machte einen Schritt nach vorne – ein dünner, belesen aussehender Mann, der eine stählern eingefasste Brille trug, das bleiche, blonde Haar schmerzhaft flach gekämmt – und bot ihr das Bouquet an. Sie nahm es und versuchte, nicht allzu sehr daran zu denken, wie schwer es ihr jetzt fallen würde, an die Waffe unter ihrem Arm zu kommen. Sie nickte.
»Es ist mir eine Freude, Penn Kalhoon. Ich bin Claren Liu, Hafenmeisterin der Tagschicht.«
Er lächelte, was nette Auswirkungen auf seinem Gesicht hatte. »Es ist mir ein Vergnügen, Hafenmeisterin«, sagte er und machte einen Schritt zurück, um Platz für den nächsten Boss zu machen.
Es ging alles ganz schnell und weitaus problemloser, als sie es für möglich gehalten hatte, und dann war da nur noch der große Mann mit dem Stoff über seiner Schulter.
»Dies«, sagte Conrad in seiner sanften und kultivierten Stimme, »ist Mr. McFarland, der für mich arbeitet. Einige Verwundungen der letzten Zeit machen es mir … schwer, mein eigenes Geschenk zu tragen. Ich hoffe, dass Sie es mit Freude entgegennehmen werden.«
McFarland schritt nach vorne, ließ die Rolle von der Schulter gleiten, fing sie geschickt auf und entrollte sie auf dem Asphalt: einen einfachen und aufmunternden kleinen Teppich, aus Kleidungsresten gewoben. Claren lächelte – es war so eine Art von Teppich.
»So.« Ein weiteres feines Lächeln. »Wir sind sehr froh, dass Sie heute Morgen mit uns sprechen konnten. Wir wünschen Sie nicht länger von Ihren Dienstpflichten abzuhalten. Können wir einen Termin verabreden, zu dem drei oder vier von uns kommen können, um die Öffnung des Handels zu vereinbaren – und vielleicht auch die Eröffnung von Franchise-Geschäften am Hafen?«
Der Mann wusste, wie ein Hafen aussehen sollte, dachte Claren und machte sich eine mentale Notiz, ihn eines Tages zu fragen, woher er kam.
Jetzt aber versuchte sie sich erneut an einem formellen Kopfnicken und bot einen Termin in sechs Tagen an, der gut für ein Treffen mit ihr und den Repräsentanten von Conrads »Vereinigung« passte. Das sollte ihr genug Zeit geben, ein paar Hintergrundinfos zu eruieren und bei der Gilde nachzufragen.
»Ausgezeichnet«, sagte er weich. »Unsere Repräsentanten werden an jenem Tag pünktlich da sein.« Eine letzte Neigung des Kopfes, während der Rest der Gruppe sich normal verabschiedete, und dann machten sie sich auf den Weg zurück zu ihren Fahrzeugen. Sie ließen den Teppich, Körbe und Flaschen auf dem Asphalt zu ihren Füßen zurück und Conrads Helfer, Mr. McFarland, der vor ihr wie ein Berg aufragte, hielt eine leere Hand nach vorne und steckte die andere in seine Hosentasche.
»Sie hätten vielleicht gerne die Zeitung von heute, Madame«, sagte er leichthin und zeigte sie vor – eine einzelne, große, gefaltete Seite. Er beugte sich hinab und legte sie auf den Teppich, nickte ihr zu und folgte seinem Boss.
Claren stand so da, hielt die Blumen und sah, wie sie in ihre Fahrzeuge stiegen und wegfuhren. Als der Letzte durch das Haupttor verschwunden war, wandte sie sich um und signalisierte Etienne, dass alles in Ordnung war.
Tag 376,
Standardjahr 1392,
Blair Road,
Surebleak
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In seinem früheren Leben hatte Pat Rin öfters Partys geschmissen.
Er hatte sich damals einen gewissen Ruf als ausgezeichneter Gastgeber erarbeitet, dessen informelle Morgentreffen der Inbegriff von charmanter Gesellschaft und würdevoller Konversation waren. Trotz der Tatsache, dass er sich immer sehr angestrengt hatte, diese Anlässe gut vorzubereiten, hatte er damals nie auch nur die geringste Nervosität in Bezug auf das Ergebnis verspürt. Mit Verwirrung hatte er den Schmerz der Unsicherheit vor herausragend erfolgreichen Soireen bei anderen beobachtet, die gleichfalls sehr begabte Gastgeber gewesen waren.
Er war immer der Ansicht gewesen, dass das Fehlen dieser Nervosität nur ein weiterer Beweis dafür war, dass er nicht zu weicheren Emotionen befähigt war. Sicher, ein jeder Mensch, der in sich ging, würde zugeben, dass ein Mann, der nicht mehr als zwei Wesen des Universums ernsthaft geliebt hatte, sich niemals um einen Ball
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