Korvals Nemesis (German Edition)
Solcintra City war von einem wütenden Mob erobert worden, angeführt, so vermutete sie stark, von Scouts – ein Sieg für die Guten, von den Toten unter den Zivilisten einmal abgesehen natürlich.
Näher am Raumhafen waren die Neuigkeiten nicht so gut. Die Angreifer waren zurückgeschlagen worden, und das unter hohen Verlusten. Man hörte, dass sie sich neu gruppierten.
Der Untere Hafen war eine große Sorge – es hatte eine Reihe unerwarteter Explosionen gegeben. Es gab dort auch Scouts, die versuchten, eine Evakuierung zu organisieren.
Die Bücherwand hinter ihrer Linken begann, neblig zu werden und zu schimmern, was genauso aussah wie der Effekt eines Clutch-Triebwerks.
Miri blinzelte und kam halb aus ihrem Sessel, zu müde, um auch nur über den Schmerz in ihrem Arm zu fluchen.
Die Bücher wurden wieder solide und plötzlich war sie nicht mehr allein. Eine dunkelhaarige Frau, die einen alten Mann auf ihren Rücken gebunden hatte, torkelte vor den Regalen.
»Hilfe!«, sagte sie.
• • •
Sie hörten ein krachendes Geräusch hinter der Mauer, dann noch eines.
»… Autonome Quasi-Intelligente Polizeisysteme«, sagte Jeeves. »Oder einfach nur AQIP. Sie wurden auf einer Reihe von Welten eingesetzt, und das meist mit desaströsen Ergebnissen, die in einem öffentlichen Aufschrei gegen den Einsatz dieser Technologie unter zivilen Rahmenbedingungen mündeten. Ich war einst als Back-up beauftragt und habe eine Militäroperation geleitet, die eine Welt von diesen Einheiten befreien sollte … etwa siebzehn Millionen Tote aufgrund eines irrtümlichen Einsatzes.«
»Sie müssen den Feind definieren oder sie werden einfach alles zerstören«, sagte Agent ter’Fendil. Er sprang auf seine Füße, ignorierte Sheather und dessen Klinge – und den Commander, der plötzlich ebenfalls stand, eine einfache Metallklinge in seiner guten Hand, und mit ihr auf den ungeschützten Rücken zustieß …
Ter’Fendil drehte sich, schnell wie ein Agent, schlug das Messer fort, kam heran, wand sich, nutzte die Kraft seines Gegners.
Das Genick des Commanders brach mit einem Schnappen. Agent ter’Fendil ließ den Körper fallen und taumelte starrend zurück.
»… dürfen nicht die Aufmerksamkeit auf sich lenken, unter gar keinen Umständen …«, sagte Jeeves über das Gepolter aus dem Gang.
Val Con aktivierte den Bildschirm, suchte das Bild der Gangkamera und keuchte auf.
Die Halle war voller Objekte – vier davon. Jedes so groß wie Edger, alle aus tiefgrünem Material, alle mit großen terranischen Zahlen bemalt – Val Con sah die Nummern 1, 3, 15 …
»… Energiesignatur ist vollständig konsistent mit einer intakten AQIP-Einheit …«, setzte die Stimme aus dem Kommunikator fort.
»Jeeves, ich bestätige das. Optionen?«
»Sofortige Evakuierung. Sprengstoffe verlangsamen sie, der effektivste Widerstand – von völliger Zerstörung abgesehen – ist es, ihnen Hindernisse in den Weg zu legen oder Dinge auf sie fallen zu lassen … wenn erstmals aktiviert, sind sie sehr methodisch, wenn nicht einer das Selbstverteidigungsprogramm aktiviert.«
»Der Kontrollstab.« Agent ter’Fendil stand an seiner Seite. »Sie werden den Planeten zerstören. Geben Sie mir den Stab.«
Val Con sah ihn an, erkannte ehrliche Furcht in den Augen des Agenten. »Kann man sie nicht abschalten?«
»Es gibt einen Ruhemodus, ja.«
Aus dem Gang hörte man Schreie und das Geräusch, wie etwas in Stücke gerissen wurde.
Val Con übergab Agent ter’Fendil den Stab.
• • •
Der alte Mann wurde in den Autodoc gelegt. Miri lehnte sich gegen die Einheit und fühlte eine Art Summen in ihren Knochen, möglicherweise durch die Arbeit des Docs, die sie aber eigentlich gar nicht hätte wahrnehmen sollen.
Eine Armlänge entfernt warf sich Anthora yos’Galan in einen großen Sessel, die Augen geschlossen und die Stimme leise, als sie Miris Aufforderung nachkam und ihren Bericht abgab.
Sie war gut darin, konzentrierte sich auf die wesentlichen Aspekte und verschwendete keine Worte. Miri mochte nicht sehr, was sie da hörte.
»Sie sind umstellt«, sagte sie und fasste damit alles zusammen, als die leise, vorsichtige Stimme zum Ende gekommen war. »Und in der Falle.« Sie biss auf ihre Lippe. »Wir können sie raushauen, aber wir brauchen die Koordinaten für den Raum. Denkst du, dass du mit Jeeves zusammen diese herausfinden kannst?«
Anthora schüttelte ihren Kopf. »Als ich hineinging, hat der Baum den Pfad
Weitere Kostenlose Bücher