Korvals Nemesis (German Edition)
Pat Rin – der einen demonstrativen Schluck nahm, um zu zeigen, dass der Tee nicht vergiftet war – und dann für den Gast. Sie verschwand genauso schnell, aber ohne gehetzt zu wirken, und ließ die Tür hinter sich angelehnt stehen, wie es die allgemeinen Anweisungen besagten.
Pat Rin nippte erneut und stellte seine Tasse ab. »Vergeben Sie mir«, sagte er zum anderen Boss. »Wir haben gerade über Ihre Entscheidung bezüglich der Freiheit von der Hafenstraße durch Ihr Gebiet gesprochen.«
»Richtig.« Sie hatte ihre Tasse auf ihr Knie gestellt und beugte sich mit einem intensiven Blick nach vorne. »Ich habe mich dafür entschieden, dass es okay ist, wenn die Straße in beide Richtungen, in die Stadt wie auf das Land hinaus, sicher ist. Ich habe mir sogar überlegt, wie wir weitere öffnen können – eine sichere Straße zur Küste und zurück! Und eine in die Berge und zurück!« Sie lachte.
»Solche Gedanken haben mir schon Ärger bereitet, als ich zu dem Schluss kam, dass der einzige Weg, unsere Farmen zu beschützen, die Eroberung des Gebietes an ihren Grenzen sei – so als Pufferzone. Das sollte es sein, eine Schutzzone zwischen den Farmen und der Stadt. Dann habe ich mich in meinen Straßen umgeschaut und gesehen, was dort gebraucht wurde und wer da lebte. Ich habe mich mit Ira in Verbindung gesetzt und fand heraus, dass er wie ich dachte.« Sie schüttelte den Kopf. »Alte Geschichte. Was ich gerade versuche, Ihnen zu erklären, ist Folgendes: Wenn Sie mir den gleichen Deal anbieten wie Penn, werde ich gerne unterzeichnen und die Straße frei halten, Informationen weitergeben und dabei helfen, Schulen und Kliniken zu errichten. Vielleicht können einige meiner Leute Ihren beibringen, wie man Gemüse auf kleinen Landflächen anbaut oder oben auf den Dächern.«
Die Erinnerung an einen solchen Dachgarten trat vor Pat Rins Auge, wie er auf die Berührung eines Gärtners wartete, der niemals mehr kommen würde.
Vorsichtig holte er einmal Luft, ein weiteres Mal – und sah in Melina Shertons Augen.
»Das ist genau die Art von Partnerschaft, die ich anstrebe – eine Kooperation von Fähigkeit und Wissen, die allen gleichermaßen nützen wird.«
Sie nickte. »Das wird sie. Und wenn irgendeiner diese Art der Zusammenarbeit im Gange halten kann, dann sind Sie es. Ein Boss, der keine Angst davor hat, sein Leben für das einzusetzen, woran er glaubt? Da mache ich mit.«
»Danke«, murmelte Pat Rin und griff nach seiner Teetasse. Er nahm gelassen einen Schluck und lenkte das Gespräch auf die Besonderheiten ihres Herrschaftsgebietes. Etwas später kamen sie zu einer Vereinbarung und einem Datum, an dem Pat Rin sie zu Hause besuchen würde. Sie erhielt ein Portakom und Gwince führte sie hinaus, schloss die Tür sanft hinter ihr.
Pat Rin lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloss seine Augen. Er konnte das Zittern seiner Beine und seines nicht verbundenen Arms fühlen. Obgleich es ihm schon viel besser ging, neigten selbst Verhandlungen im Sitzen dazu, ihn zu erschöpfen. Melina Sherton war sein viertes Gespräch am heutigen Tag gewesen.
Wie er da so saß, war er wahrscheinlich eingenickt. Tatsächlich war es angesichts seines Zustands unausweichlich, dass er eingenickt war. Das Nächste, was er hörte, war das leise Geräusch der sich öffnenden Tür.
Er öffnete seine Augen und erblickte Natesa.
Sie hatten sich in den letzten Tagen selten getroffen. Wie Cheever vorhergesagt hatte, war sie aus dem Krankenbett aufgestanden, als er noch schwach darniederlag, und hatte sich sogleich um alles gekümmert, was ihre Fähigkeiten erforderte. Es kam ihm so vor, als sei es Ärger, der sie von seiner Seite fernhielt. Diesen Eindruck hatte er, ohne Erfolg, auf die natürliche Morbidität seiner Gedanken aufgrund seiner schlechten Gesundheit zurückgeführt.
Und jetzt war sie da, hat ihn aus eigenem Antrieb aufgesucht – ob nun, um ihn zu erwürgen oder nur zu ärgern, blieb abzuwarten.
»Meister.« Sie verbeugte sich, Eleganz in Person, und erhob sich wieder, die schwarzen Augen voller Ernst, das liebliche Gesicht bar jeden Ausdrucks.
Er neigte seinen Kopf, machte eine Verbeugung zwischen Gleichgestellten, so gut es in seiner schwierigen Sitzposition ging.
»Natesa. Ich bin erfreut Sie zu sehen, offenbar gesund und tanzend.«
»Ich bin auch froh, Sie zu sehen, Meister, obgleich noch in der Genesung, sodass Ihnen der Tanz noch bevorsteht.«
Er lächelte reuevoll. »Sowohl Mr. McFarland wie auch Doktor
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