Korvals Nemesis (German Edition)
Kazi haben mir versichert, dass ich mich glücklich schätzen kann, auch nur die Musik zu hören.«
Natesa senkte ihren Kopf. »Sie haben sich närrisch verhalten, daran besteht kein Zweifel. Sehr tapfer und sehr närrisch. Ich habe schon häufiger bemerkt, wie oft Mut und Dummheit zusammentreffen. Ich bin überzeugt, dass Sie bereits ähnliche Beobachtungen gemacht haben.«
»Nun, ich habe bisher kein Leben geführt, in dem Mut allzu oft zu beobachten war, obgleich mir Narren begegnet sind. Der letzte erst vor Kurzem in meinem Spiegel.«
Ein Stirnrunzeln unterbrach die Ruhe ihrer Augenbrauen. »Nein«, sagte sie dann, wie jemand, der sich die Sache gut überlegt hatte. »Nein, das würde ich so nicht sagen, obgleich Sie natürlich jedes Recht haben, sich mit dieser Ansicht zu erfreuen.« Sie hielt inne, verbeugte sich erneut – Eidgebundene gegenüber demjenigen, der den Eid hielt – und Pat Rin fühlte, wie sein Blut kalt wurde.
»Meister, ich möchte Sie um etwas bitten. Ich hoffe, dass Sie in der Lage sein werden, mir diesen Wunsch zu erfüllen.«
Er neigte seinen Kopf. »Ich wäre dumm, Ihnen irgendetwas auszuschlagen«, sagte er sanft, während er fühlte, wie sich seine Brustmuskeln anspannten, als ob er einen Schlag erwarten würde.
»Ah.« Eine weitere würdevolle Andeutung einer Verbeugung, ehe sie ihm direkt in die Augen schaute.
»Ich würde gerne von meinem Eid entbunden werden.«
Die nur zu vertrauten Flammen des Verlustgefühls loderten hell, nahmen ihm den Atem und seine Stimme, verbrannten, was auch immer von seinem Herz übrig war.
Er erkaufte sich Zeit, indem er sich langsam im Sitzen verbeugte, sich aufrichtete und seine gute Hand erhob, die Handfläche nach oben, die Geste der Befreiung.
»Ihr Eid sei Euch zurückgegeben, in Ehre und ohne Makel«, sagte er und es war die Hochsprache, die aus seinem Mund kam, obgleich er das eigentlich gar nicht so wollte. »Bitte nehmt meine Dankbarkeit für einen guten und tadellosen Dienst an.«
Sie verbeugte sich tief. »Ich nehme meinen Eid mit Freude zurück«, sagte sie, der angemessene Beginn der rituellen Antwort, klar in der Hochsprache formuliert. Sie streckte sich und sagte dann auf Terranisch: »Ich möchte Ihre Dankbarkeit nicht, Pat Rin yos’Phelium.«
Er hatte eigentlich geglaubt, dass er nicht tiefer verletzt werden könnte – was für ein Narr er doch war! Keuchend wandte er sein Gesicht ab, seine Wangen brannten, als hätte sie ihn geschlagen – und dann fühlte er ihre Finger doch tatsächlich auf seinen Wangen, kühl und sanft und tröstend.
»Vorsicht«, murmelte sie. »Pat Rin, höre auch den Rest.«
Er erlaubte ihren starken, kühlen Fingern, sein Gesicht zu drehen, sodass er in ihre Augen sah, nur Zentimeter vor den seinen.
»Ich möchte deine Dankbarkeit nicht«, wiederholte sie, und der sanfte Tonfall nahm den Worten die Schärfe. »Ich möchte deine Liebe.«
Zitternd hob er seine Hand und berührte ihre seidene Wange. »Die hast du, immer.«
Sie lachte weich. »Und er bittet um keine Gegenleistung! Nun gut, Sir, ich werde Ihnen ein Geschenk machen!«
Sie kam näher, ihr Atem warm und süß auf seinem Gesicht.
»Ich liebe dich, Pat Rin«, sagte sie im Modus der Verliebten. Und küsste ihn auf die Lippen.
Tag 51,
Standardjahr 1393,
Lytaxin,
Erobs Clanhaus
• • • • •
Shan saß auf einem Stuhl im Gang vor dem Zimmer, in dem sein lange verschollener Onkel Daav vom Autodoc behandelt wurde. Nova war bei Erob, um dem befreundeten Clan jede Unterstützung anzubieten, zu der man nach dem Angriff der mordlustigen Eindringlinge in den beschützten Garten fähig war.
Derzeit ohne weitere Pflichten, schloss Shan seine Augen und durchlief mehrere geistige Übungen, die dazu dienten, seine Energie wieder zu erhöhen, seine Gedanken zu klären und seine nachlassenden Heilersinne zu schärfen. Er würde für diese Anstrengung später natürlich zahlen und es wäre nur wohlverdient, wenn er flach auf seine Nase fallen würde, wenn er gerade am dringendsten gebraucht wurde.
Und ob das sein würde, wenn man ihn rief, um die Reste der Toten zu identifizieren, die zerbrochenen Körper seines Bruders und dessen Lebenspartnerin, das wussten alleine die Götter.
Wirklich, Shan, werde vernünftig , sagte er zu sich selbst und öffnete seufzend die Augen. Hast du nicht gerade Nova erklärt, was für besonders wilde und beharrliche Personen das sind?
Was aber keineswegs bedeutete, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher