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Kosmologie für Fußgänger

Kosmologie für Fußgänger

Titel: Kosmologie für Fußgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lesch
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dermaßen an, dass sie den Planeten ganz aus seiner Bahn schleudern.
    Pluto, der Kleinste der Planeten, ist einem solchen Schicksal gerade noch entgangen. Es darf als sicher angenommen werden, dass Plutos Bahn in der Frühzeit des Sonnensystems in der gleichen Ebene verlief wie die der anderen Planeten. Im Laufe der Zeit muss jedoch Neptun dem kleinen Pluto bei jeder Begegnung einen kleinen Rempler verpasst haben, der dazu geführt hat, dass sich die Ebene der Bahn Plutos aus der Bahnebene des Neptun herausgedreht hat und zudem relativ elliptisch wurde. Daher kreuzen sich die Bahnen beider Planeten, sodass Pluto gelegentlich sogar innerhalb der Neptun-Bahn die Sonne umkreist. Heute beträgt die Neigung gegen die Ebene, in der die übrigen Planeten ihren Bahnen folgen, rund 17 Grad. Entscheidend aber ist, dass sich dabei zwischen Plutos Bahn um die Sonne und Neptuns Periode eine Drei-zu-zwei-Resonanz eingestellt hat. Das bedeutet, in der Zeit, in der Neptun die Sonne dreimal umrundet, schafft es Pluto gerade zweimal. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass immer dann, wenn sich die Bahnen kreuzen, die beiden Planeten weit voneinander entfernt sind und sich gegenseitig so wenig wie möglich stören können.
    Einige Wissenschaftler haben sich die Frage gestellt, ob es im Sonnensystem Platz für einen weiteren Planeten geben könnte, ohne dass dadurch die Stabilität des Systems gefährdet würde. Sie vermuten, dass ein zusätzlicher Körper aus dem Sonnensystem herausgeschleudert würde. Diese Art von »Ausschlussverfahren« könnte genau zu der Konfiguration im Sonnensystem geführt haben, die wir heute vorfinden und bei der vor allem die massereichen Brocken überlebt haben. Solche großen massiven Körper sind eben viel schwerer abzulenken und aus der Bahn zu werfen als die kleinen. Einige Wissenschaftler glauben sogar, das Sonnensystem könnte ursprünglich eine ganze Reihe zusätzlicher Planeten besessen haben. Anhand von Computersimulationen konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Umlaufbahnen von Körpern, die so groß sind wie der Mond, relativ schnell so exzentrisch werden, dass es zu Zusammenstößen und schließlich zum Hinauswurf dieser Objekte kommen kann. Hat sich also die momentane Stabilität unseres Sonnensystems aus einer zunächst größeren Ansammlung von Körpern um die Sonne erst herausgebildet? Wir wissen es nicht genau, aber es ist keinesfalls unwahrscheinlich.
    Für die nahe Zukunft müssen wir ein solches Szenario nicht befürchten. Aus Computersimulationen, welche die Bewegungen in unserem Sonnensystem über sehr lange Zeit verfolgen, wobei hunderte von störenden Einflüssen berücksichtigt wurden, wird ersichtlich, dass sich die Planeten zwar in Grenzen chaotisch verhalten, dass dabei aber keine größeren »Unfälle« passieren. Chaos und Katastrophe sind also nicht unbedingt gleichbedeutend. Was die Erde betrifft, so wird sich ihre Bahn um die Sonne in den nächsten 100 Millionen Jahren wahrscheinlich nicht verändern. Aber absolut sicher können wir uns dessen nicht sein.

Was ist ein Stern?
    Wir hatten den Himmel da droben, übersät mit
Sternen, und legten uns oft auf den Rücken
und schauten zu ihnen hinauf und unterhielten uns
darüber, ob sie erschaffen oder nur zufällig da wären.
     
    Mark Twain: Huckleberry Finn
    Man kann sich gut vorstellen, wie die beiden Ausreißer irgendwo am Mississippi liegen, an einem warmen Sommerabend die funkelnden Lichter am Himmel betrachten, und Tom Sawyer fragt Huck Finn: Was sind denn das für Lichter da am Himmel? Und Huck Finn wird ihm irgendeine haarsträubende Geschichte erzählen. Aber was ist denn nun ein Stern?
    Tja, eine gute Frage – nächste Frage, bitte... Schon gut, so einfach können wir uns nicht aus der Affäre ziehen. Aber vielleicht sollten wir ja mal das Pferd von hinten aufzäumen. Sicher jedenfalls ist: Nicht überall, wo »Stern« draufsteht, ist auch ein Stern drin. Da gibt es zum Beispiel den Morgen- oder Abendstern, die Sternschnuppen, die Wandelsterne und die Schweifsterne. Sind das wirklich Sterne?
    Keineswegs! Dieser viel besungene Abend- beziehungsweise Morgenstern ist nichts anderes als die von der Sonne hell beleuchtete Venus, also ein Planet unseres Sonnensystems. Auch die Wandelsterne, die ihren Namen der Tatsache verdanken, dass sie scheinbar nicht, wie gewohnt, ruhig und gleichmäßig ihre Bahn am Himmel ziehen, sondern einmal schneller und einmal langsamer, ja sogar zeitweise rückwärts laufen, sind

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