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Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone

Titel: Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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herunter. Als die König-Artus-Imitation schließlich aufstand und die Tafelrunde auseinanderbrach, steckte ich blitzschnell eins von den Messern ein. Das, so sagte ich mir, mochte im schlimmsten Fall ein Ausweg sein. Niemand außer Raffael bemerkte es. Er zog die Stirn kraus und schüttelte ganz leicht den Kopf. Ein Signal? Ich wußte es nicht zu deuten.
    „ Prinzesschen !"
    Malus kam herangewankt, stützte sich schwer auf meine Schulter und blies mir seinen stinkenden Atem ins Gesicht. „Geh jetzt! Raffael wird dich führen. Und dann warte!" Seine Hand wühlte sich zwischen meine Schenkel. „Diese Nacht wirst du mir deine Liebe schenken."
    Es gab für mich kein Entkommen, jedenfalls nicht auf eigene Faust. Damit mußte ich mich abfinden. Wohin sollte ich mich auch wenden -an diesem mir völlig unbekannten, fremden Ort? Nebenan war Malus mit seinen Sektenbrüdern am Zechen.
    Meine Hand schloß sich fester um das Messer. Ich wartete.
    Raffael, auf den ich bis zuletzt meine Hoffnung gesetzt hatte, ließ sich nicht blicken, und das konnte nur heißen, daß er es sich anders überlegt hatte. Wahrscheinlich hatte ich in seine vagen Andeutungen zu viel an Versprechen hineingelegt. Von Anfang an hätte ich mir darüber im Klaren sein müssen, daß er nichts Besseres war, nichts Besseres sein konnte und auch nicht sein wollte, als alle anderen. Immerhin hatte er sein Los selbst gewählt, war er aus freien Stücken in den roten Overall der verruchten Sekte geschlüpft.
    Die Wahrheit war: Ich verging vor Angst.
    Mehr denn je fühlte ich mich der brutalen Gewalt, die Malus' Reich bestimmte, der Macht des Bösen, der zum Kult gewordenen Schlechtigkeit gnadenlos ausgeliefert, ein schutz- und rechtloses Objekt seiner sinnlichen Begierde.
    Ich würde versuchen, ihn zu töten, und, falls mir das nicht gelang, würde ich mich selbst umbringen. Das Bedauern, das ich bei diesem Entschluß empfand, war ein höchst ungewöhnliches. Mir brach fast das Herz bei dem Gedanken, daß ich in diesem Fall nicht nur das hohe Gut meiner Unsterblichkeit fortwarf, sondern auch das Wiedersehen mit Mark. Vielleicht hatte ich bei dieser schrecklichen Erkenntnis sogar geweint.
    Auf jeden Fall war ich so sehr mit meinem Abschiedsschmerz beschäftigt, daß mir entging, wie die Tür geöffnet wurde. Erst als ich die fremde, rauhe Stimme vernahm, fuhr ich auf.
    „ Pssst !"
    Die Stimme gehörte Gregor Starost. Er hielt warnend den Finger vor den Mund. Sein Blick streifte das Messer in meiner Hand.
    „Das brauchen Sie jetzt nicht", sagte er. „Ich werde Sie führen. Folgen Sie mir. Leise!"
    Ich blickte auf die offene Tür. Nur wenige Schritte weiter tobte das Gelage. Malus lärmte am meisten. Mit weichen Knien erhob ich mich. Ich blieb voller Mißtrauen .
    „Wo bleibt Raffael?"
    Gregor Starost machte eine beruhigende Geste.
    „Er ist schon an Bord und macht sich mit dem fremden Cockpit vertraut. Ich bringe Sie zu ihm. Beeilen Sie sich! Malus hat soeben angekündigt, daß er sich zurückzieht in sein warmes Nest."
    Ich zögerte.
    „Er wird Sie töten, wenn Sie mir helfen."
    Der Alte schüttelte den Kopf.
    „Ich komme mit Ihnen. Das ist meine Bedingung."
    Er ging voraus, mit altersschwachen, unsicheren Beinen. Ich tappte hinter ihm her. Zielstrebig führte er mich durch allerlei schlauchenge Gänge und über spiralförmige Treppen. Der Weg durch die Station kam mir endlos vor. Aber der alte Starost kannte sich aus. Vor einem verschraubten Lukendeckel hielt er an.
    „Wir gehen durch den Notausstieg. Das Schiff sollte jetzt klar sein für den Start. Aber Vorsicht! Es könnte sein, daß draußen Wachen postiert sind. Halten Sie sich nicht auf. Laufen Sie direkt zur Gangway und steigen Sie ein! Ich komme nach."
    Der Lukendeckel schwang auf. Am anderen Ende der Plattform sah ich das graue Schiff mit der verschrammten Verglasung. Der Alte stieß mich an.
    „Jetzt!" zischte er. „Laufen Sie!"
    Und ich rannte los. Seine Schritte trampelten schwerfällig hinter mir her. Ich sah mich nach ihm um.
    „Schneller!" befahl er. „Schneller!"
    Ich rannte wie noch nie in meinem Leben, und er blieb immer mehr zurück.
    Und plötzlich heulte eine Sirene.
    Mit letzter Kraft erreichte ich die Gangway und stolperte die Stufen hinauf. Raffael stand im Einstieg. Seine Hand zerrte mich über das Süll.
    Ich drehte mich um und sah, wie der Alte auf halber Höhe plötzlich strauchelte und, während immer neue bleiche Geisterfinger nach ihm griffen, die Stufen der Gangway

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